Spiegel-Online und jetzt auch die WELT haben die Gegner von TTIP ins Visier genommen. Mit geschmacklosen Vergleichen (wie im Spiegel-Artikel – gestern kommentiert) oder ebenso sinnlosen Larifari wie heute in der WELT. Verantwortlich ist dieses Mal ein Chefkommentator. Eine verrückte Berufsbezeichnung, die mir bislang nicht geläufig war.

Wie sich Linke und Rechte gegen TTIP verbünden. Von Torsten Krauel Chefkommentator

Es mag einem als Arroganz ausgelegt werden, wenn man sich eigentlich nicht mehr mit Argumenten auf diese Gespinste von Gedanken einlassen möchte. Die Erfahrung zeigt, das da nix mehr mit Habermas’schem Goodwill zu holen ist. Überhaupt ist es sehr schwierig Vorurteile und Stereotypen zu bekämpfen. Sie sind sehr hartnäckig. Darum will ich den Chefkommentator nicht auskommentieren. Da entscheidet ein Chefkommentator darüber, was links ist und was rechts. In einem Blatt, bei dem unter dem Titelbild in der App-Ausgabe so mirnichtsdirnichts steht: Hier traf sich das elegante Berlin. Drüber ein Foto mit Joseph Goebbels. Ein wahrlich eleganter Mann – für die Welt-Ausgabe.

Die WELT: 2015-08-08 09.01.05

Die WELT: 2015-08-08 09.01.05

Und deswegen wissen wir auch, dank des Chefkommentators, dass TTIP das wahrscheinlich schönste Geschenk ist, das die Welt sich machen kann. Vor allem der Mittelstand wird davon profitieren. Warum muss man da eigentlich noch verhandeln? Warum setzt man es nicht einfach um und ein. Ein paar kluge Köpfe können sich das doch hübsch ausdenken und: Zack, Unterschrieben. Am besten, Torsten Krauel, wo Sie besser informiert sind als alle anderen, legen Sie mal vor was Sie haben.

Thema Urheberrecht: Endlich aufgeklärt

Krauel bedient sich offenbar selbst einer total sicheren Quelle übrigens, ausgerechnet den Urheberrechtsabschnitt des Abkommens betreffend:

„Wikileaks hat den geheimen Urheberrechtsabschnitt des Pazifikabkommens ergattert, und was steht dort? Gesundheitsvorsorge hat Vorrang. Wenn eine Notlage Maßnahmen erfordert, die mit dem Abkommen kollidieren, wird das Abkommen angepasst, nicht die Notlage ignoriert.“

Das wird den Deutschen Kulturrat und Musikrat (das klingt ja auch schon fast nach Räterepublik) sicher sehr interessieren. Natürlich verlinkt die WELT die Quelle nicht, nachher ists noch Landesverrat oder so. Der Satz selbst ist so sinnfrei, dass es einem wehtut: Denn was steht dort: „Gesundheitsvorsorge hat Vorrang.“ Mann, das wird die Autoren und Schöpfer total beruhigen. Dank Herrn Krauel sind wir aufgeklärt. Oder anders interpretiert: Die Verträge sind am Ende das Papier nicht wert, weil das Abkommen angepasst wird? Wo ist denn dann die hochgelobte Sicherheit, die der Vertrag gewähren soll?

Wer TTIP aufhalten will, der will auch sicher das Internet zu machen. Alle Wette. Holz vor Kopf …