Neulich wurde ich angefragt, ob ich für eine Publikation der GEMA, nämlich der Zeitschrift „virtuos“, ein Foto zur Verfügung stellen könnte und welches Honorar ich dafür verlagen wollte. Die Auflage betrüge 65.000 Exemplare plus digitale Version in ungenannter Höhe. Ich hatte zuvor schon einmal Kontakt mit den Machern von „Virtuos“, zwei/drei Jahre ist es her. Damals wollten sie es kostenlos haben, was ich verweigerte. Eine Gesellschaft, die sich für eine angemessene Entlohung ihrer Mitglieder einsetzt, sollte mit Autoren aus anderen Bereichen nicht so umgehen.

Im aktuellen Fall verwies ich auf die Honorarrichtlinien, wie sie das Mediafon der Gewerkschaft verdi vorsieht. Das wären so um die 75 Euro für den Druck gewesen. Von Seiten der die Zeitschrift betreuenden Firma habe ich dann das Angebot erhalten, ihr Budget für diesen Zweck bewege sich zwischen 30 und 50 Euro – ob ich ihnen nicht entgegen kommen möge. Das Foto wäre ja auch sehr klein im Druck (3×4 cm).

Normalerweise sage ich dann einfach „Ja“ und nehme etwas dazwischen. Bei der GEMA dachte ich aber: Das ist ein netter Verein, dem geht es um die – ich wiederhole – angemessene Honorierung der Autoren und warum sollte man nicht etwas verhandeln, statt gleich mittelbeizugeben. Ich schlug also vor, das Honorar an der oberen Grenze anzusetzen: 50 Euro bis 10%, damit es wenigstens etwas nach Verhandlung aussieht und zugleich den Vorschlägen der Gewerkschaft entsprach.

Das wollte man mir dann doch nicht bestätigen und bat sich Bedenkzeit aus. Am Ende der Bedenkzeit teilte man mir mit, dass man sich für ein anderes Foto entschieden habe, von dem zuvor nie die Rede war. Wenn ich das zuvor gewusst hätte, hätte ich mir nicht so viel Arbeit machen müssen, denn, dass es jetzt am Honorar gelegen haben könnte, teilte man mir ja ausdrücklich nicht mit. (Ich stelle mir wirklich vor, dass mein unsittliches Angebot zu einer Diskussion geführt hat, mit dem Ergebnis: Daumen runter.) Ich finde das peinlich und nicht angemessen.

Ich weiß nicht: Ist das fairer Umgang mit Autoren, auch wenn sie keine Musik machen, sondern Fotos? Ich finde: Nein.

Und das führt mich mal spontan zurück auf eine Aufrechnung, die Moritz Eggert im BadBlog Of Musick veröffentlichte, in der es um Streaming-Abrechnungen ging, die so spartanisch seien, dass man sich die Haare vom Kopp kratzen könnte. Für 10.000 Downloads bekam er 12,24 Euro. Schon krass. Nun ist das aber im Vergleich echt noch viel.

Wenn ich meine geforderten 55 Euro verlangte und dies durch 65.000 Exemplare teilte, wieviel hätte ich dann mit einem Exemplar bekommen, digitale Verbreitung noch mal außen vor?

0,0008461 Euro oder 0,08461 Cent!

Manfred Schoof. Foto: Hufner

Corpus Delicti: Ein Foto von Manfred Schoof. Foto: Hufner

Da sind Spotify und Co doch wirklich echte Bringer oder zumindest ähnliche! Und zum Dank stelle ich das Foto jetzt zum Angucken für die Leser hier bereit. Ein wirklich wunderbares Portrait mit ein paar Schwächen (Hände fallen aus dem Bild und ein etwas kompliziertes Kontrastverhältnis zwischen Wandhintergrund und Haar – gemacht mit einer fantastischen Pentax *istDL und einem tollen 50mm 1,4 Pentax Objektiv).

PS: Ich betone, die Verhandlungen hat nicht die GEMA selbst geführt, aber eine von ihr beauftragte Firma, die die „virtuos“ macht. Das ändert aber nicht viel, denn, mit was für Leuten arbeitet die GEMA dann zusammen. Und ich glaube, anlässlich des ersten Falles habe ich der Presseabteilung der GEMA schon einmal eine Information zukommen lassen (Mail vom 24.08.2012). Diesen Punkt betreffend ohne Antwort.

PPS: Die müssen doch wissen, dass ich so etwas nicht durchgehen lasse. Mich wundert, dass die mich überhaupt angefragt haben, nach dem Desaster vor zwei Jahren. Und weil ich die GEMA-Geschäfte nun seit bestimmt 16 Jahren intensiv verfolge.