La musique commence là où s’arrête le pouvoir des mots
Was ist gute Musik?
Wenn mich einer nach meinem Musikgeschmack fragt, antworte ich meistens sowas wie: „Alles außer Schlager.“ Das sage ich nicht nur so, weil ich einfach gerade das höre, was ich über Radio oder vorgefertigte Spotify-Playlists in die Finger bekomme, sondern ich meine damit wirklich alles. Von allen Arten klassischer Musik, über Jazz, Rock, Hip Hop, Grunge, Folk, Elektroswing und Pop, vorbei an Indie und Alternative, Post Hardcore und Metal bis hin zu Techno und Deep House ist wirklich überall was für mich dabei und ich liebe es, auf Youtube und Spotify nach neuen Songs und Interpreten zu stöbern.Gute Musik definiert sich für mich also keineswegs über eine Richtung oder ein Genre (außer natürlich man mag die subjektive Einteilung in schlechte Schlager und gute Nicht-Schlager schon als Definition bezeichnen).
Auch musikalische Finesse, kompositorische Raffinesse oder technische Akkuratesse sind für mich eigentlich kein Kriterium. Denn auch Minimalismus in elektronischer Musik, etwas unsauber gesungener Blues und auf einfachen Akkordfolgen basierende Rock-Songs stehen in meinen Augen einer Beethoven-Symphonie oder sogenanntem „anspruchsvollen Jazz“ in keinster Weise nach.
Der Kernpunkt für mich ist: Die Musik muss zur Situation passen, oder vielmehr zur Gesamtatmosphäre. Dieser Term kann sich auf den Rahmen eines Stückes beziehen: Eine schief gesungene blue note passt eher weniger in ein Kunstlied von Schumann, aber hervorragend zu einem Bluesstück.
Aber auch die persönliche Atmosphäre kann damit gemeint sein: Normalerweise ist Techno für mich zum Einschlafen eher kontraproduktiv und an Weihnachten höre ich zugegebenermaßen lieber kitschig-amerikanischen Weihnachts-Jazz oder Oratorien als Metal oder Post Hardcore, was mir auf ein gemütliches Beisammensein mit Freunden und Bier ziemlich gelegen kommt.
Ganz wichtig ist für mich aber auch die innerliche Atmosphäre, sozusagen die Stimmung, in der ich mich gerade befinde. Es soll ja Leute geben, die, wenn sie traurig sind, absichtlich „aggressive“ oder „fröhliche“ Musik hören, um aus ihrem Loch wieder herauszukommen, aber ich bringe das irgendwie nicht über mich. Bei mir funktioniert dann auf musikalischer Ebene nur noch Melancholie, die Musik muss zu meiner Stimmung passen. Weiterhin will ich mich auf Auto- oder Zugfahrten des in-die-Gegend-Starrens nicht auf den Wortlaut ausgeklügelter Raptexte konzentrieren müssen, ich brauche in dem Moment Musik, die sich für mich genauso nachdenklich anfühlt, wie ich mich gerade fühle. Und wenn ich motiviert und fröhlich drauf bin, will ich mich ganz sicher nicht dadurch herunterziehen lassen, dass ich mir diesigen, melancholischen Folk-Pop zu Gemüte führe.Da passt dieses Zitat von Richard Wagner ganz gut:
La musique commence là où s’arrête le pouvoir des mots.
Was ungefähr bedeutet: Musik beginnt dort, wo die Macht der Worte endet. Musik ist daher für mich dann gut, wenn sie eine Atmosphäre, einen Gemütszustand einfängt und dadurch bereichert, dass sie Dinge ausdrückt, die sich so gar nicht besser in Worte fassen liessen.
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