Improvisation und Sprachmusik
Gabriele Hasler kommt ursprünglich vom Jazz und beschäftigt sich nun viel mit improvisierter Sprachmusik. Sprachmusik, was ist das eigentlich? Wie der Name schon sagt: eine Mischung aus Sprache und Musik. Wild aneinandergereihte Worte und Laute mischen sich mit Clustern oder überlagern sich mit Rhythmen. Auch Lachen, Stöhnen, Seufzen oder Jauchzen sind Stilmittel.
Der Workshop am Samstag des Festivals zu Sprachmusik griff genau diese Stilmittel auf und verarbeitete sie in zahlreichen experimentellen Singspielen und spontanen Klangansammlungen.
Intuitiv und nach den Handzeichen von Gabriele Hasler wird eine Dynamik ausgearbeitet. Mal singen alle gemeinsam, dann werden einzelne Stimmen oder Gruppen abgewinkt, bis für einige Sekunden nur noch eine einzige Person das vorgegebene Pattern singt. Dabei wird Wert auf Experimentierfreudigkeit des Einzelnen gelegt. Jeder hat das Recht ein Solo zu improvisieren, zu einem Pattern eine Stimme hinzuzufügen, um Harmonie zu erzeugen. Es ist sogar erlaubt, den von Hasler vorgegebenen Rahmen allmählich zu durchbrechen um das Stück sich in eine neue Richtung entwickeln zu lassen.
Ein Ausschnitt:
Nach anfänglichem aufeinander Eingrooven laufen alle singend ans andere Ende des Saals und bilden einen Kreis. Dort werden sie in Gruppen aufgeteilt und bekommen Patterns zugewiesen. Die beiden Gruppen bilden zwei Kreise, einer innen einer außen und in der Mitte ist Platz für Solisten, während die Kreise sich gegenläufig bewegen.
Dann geht es weiter nach ins Freie, wo mit einsilbigen, scheinbar zufällig aneinandergereihten Worten über verschiedene Patterns experimentiert wird.
Auch das unerträgliche Lüftungsbrummen im Eingangsbereich der Donauhallen darf musikalisch nicht ungenutzt bleiben. Dort versammeln sich alle auf bunten Sitzsäcken und brummen fleißig mit. Wer auf einem grünen Sitzsack sitzt, darf innerhalb einer Quinte über das Brummen improvisieren. Wer auf einem orangefarbenen Sitzsack lümmelt, darf eine Geschichte über seinen Staubsauger erzählen (das gemeinsame Singen mit dem Staubsauger wurde von Gabriele Hasler übrigens ausdrücklich empfohlen). Zu hören bekommen wir Schauergeschichten über einen von Milben und anderen Insekten geschwächten und zerfressenen Staubsauger, der sich nicht mehr zu helfen weiß.
Dann pilgert man weiter (natürlich singend) ins Innere der Donauhallen, in einen langen Gang, der wunderbaren Hall erzeugt. Nacheinander singen erst ein, dann zwei, dann drei Solisten, deren Patters und Ideen die Gruppe aufgreift und fortführt.
Weil Lehrredakteur Philipp sich ein originielleres Fazit gewünscht hat: Alles in allem (<- ja, es bleibt!) war der Workshop ja ganz nett, aber ohne den mutigen einsatz der Redaktionsmitglieder Cons und Leonie, sowie meiner Wenigkeit wäre das natürlich nichts geworden. Doch niemand zeigte so viel Pathos wie Busfahrer und Lehrkraft Hans Jochen Stiefel, der mutig improvisierte, immer am lautesten jauchzte und mit einem offenbar völlig irren Chorsänger, der seine eigenen Schlachtrufe offenbar mit Singen verwechselte um die Wette schrie.
😀
Danke für das abgeänderte Fazit und die Mention. Auch wenn ich weiterhin der Meinung bin: Da geht NOCH mehr!! 😉