Fisches Nachtgesang doch nicht so fisch?
„Fisches Nachtgesang“
Schon allein der Titel klingt paradox. – „Neue Musik“ eben! Doch was soll man sich unter „fisches Nachtgesang“ vorstellen? Das Nachahmen blubbernder Fische, was nach nächtlichem Gesang klingen soll? Naja nicht nur ich, sondern auch die Sänger und Sängerinnen selbst konnten wenig mit dem Titel assozieren und ihn nicht wirklich mit dem Stück in Verbindung bringen. Doch wie haben sich die Landesjugendchöre sonst mit den modernen Stücken geschlagen?
Ich als Hörerin fand alle Auftritte stark und hatte auch den Eindruck die Sänger und Sängerinnen hätten diese „Neue Musik“ verstanden und vielleicht sogar genossen. Jedoch stellte sich heraus, dass es beispielsweise der Chor aus Sachsen-Anhalt schwierig fand zu den Stücken Anschluss zu finden. Wiederum der andere Landesjugendchor aus Brandenburg konnte nur vor Spaß und Begeisterung schwärmen. Rupert Huber besuchte die Landesjugendchöre persönlich um mit ihnen die Stücke zusammen zu erarbeiten. Durch viele Komplexitäten in Rhythmik, Melodik und durch viele Bemerkungen zur Vortragstechnik, erfordern die Stücke der „Neuen Musik“ enorme Konzentration und auch wenn der es nur mühsam voranläuft, ist man doch beeindruckt zu was das menschliche Gehirn eigentlich fähig ist! Wir als Audienz können uns gar nicht vorstellen, wie schwer es doch wirklich ist diese „Neue Musik“ zu “begreifen“. Nach drei Tagen UPGRADE hatte auch ich langsam keinen Kopf mehr für diese „Neue Musik“ und das nur vom Hören! So viel auf einmal hat mich doch etwas überfordert. Deshalb habe ich sehr viel Respekt vor der Arbeit, die alle in dieses Projekt gesteckt haben!
Nach dem Auftritt der beiden Chöre blubberte eine Diskussion zwischen den Chören, dem Publikum und der Komponistin Schiphorst hervor, dessen Stück ein Highlight des ganzen Festivals war, denn es wurde von allen vier Chören an zwei Tagen „uraufgeführt“ und jedesmal mit einer neuen Idee! Klingt ja fast wie nach einem Wettbewerb. Viele fanden die Herangehensweise zu diesem Stück schwer, denn es erforderte viel mehr Eigenarbeit, Kreativität, Offenheit und Mut als die anderen Kompositionen. Das Konzept, das wie eine Anleitung zu lesen ist (um die 40 Seiten), gibt dem Stück keinen festgelegten Aufbau. Es ist nur ein Anstoß darauf selbst seine Gedanken fließen zu lassen und die Kreativität aus sich herauszubringen, die heutzutage bei vielen Leuten einfach fehlt. Doch mit der jeweiligen Umsetzung von „KONZEPTE zu FLÄCHE(N)“ zeigten die Chöre ihre Kreativität und ihren Ideenreichtum. Das Konzept der Baden-Württemberger (Sonntag) gefiel mir aber am meisten, da es meiner Meinung nach auch das Aufwendigste war mit mehr Bewegung, Requisiten und Spannung.
Obwohl mir alle Darbietungen und Konzepte gefallen haben, finde ich es schade, dass viele Sänger und Sängerinnen eine so konservative und kritische Haltung zu dieser „Neuen Musik“ haben. Sie scheint unklar, unverständlich, zufällig, willkürlich, strukturlos, ohne Sinn, ohne Ziel zu sein. Sollte man nicht einfach lernen mit der Zeit zu gehen, sich für Neues zu öffnen und sich davon vielleicht sogar inspirieren zu lassen? Es ist zwar verständlich, dass es kein so großer Spaß ist die Stücke zu erarbeiten, da jeder Ton und jedes Geräusch eine explizite Funktion und Ästhetik in der Komposition hat und man viel mehr proben muss. Doch ist nicht die gemeinsame Erarbeitung wie eine Entschlüsselung, um das Stück besser zu verstehen?
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