Christian Wolff for President

In einer überraschenden Aktion hat sich unsere Kanzlerin dazu entschlossen, den hierzulande nur in Fachkreisen bekannten amerikanischen Komponisten Christian Wolff als Kandidaten für den Posten des deutschen Bundespräsidenten vorzuschlagen.

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Der wahre Christian Wolff

Der wahre Christian Wolff

Wer ist dieser Christian Wolff eigentlich? Mal abgesehen davon, dass ihm Morton Feldman sein berüchtigtes Stück „For Christian Wolff“ widmete (ein Stück von solch bestechender Länge, dass Feldman selber seine eigene Aufführung bei den Darmstädter Ferienkursen aus Erschöpfung verliess), ist der parteilose Wolff in Deutschland bisher eher als Komponist von experimentellen Tanztheaterwerken und Erfinder von Gruppenimprovisationen in Erscheinung getreten. Wolff ist mit seiner Nähe zu Komponisten wie Rzewski und Cage eindeutig dem kommunistisch-marxistischen Lager zuzuordnen, was aufzeigen könnte, dass unsere Kanzlerin hier alte Seilschaften aus ihrer DDR-Jugend bedient. Gerüchte, dass Wolff zum Amtsantritt sein Stück „China – The Revolution Continued“ selber als Pianist spielen will sind hier also durchaus nicht von der Hand zu weisen.
Wolff selber ist aufgrund seiner deutschen Eltern zur Wahl berechtigt – als Sohn eines bedeutenden Kafka-Verlegers könnte er die in der deutschen Politik fast schon traditionelle Brücke zur Literatur schlagen, denn Martin Walser und Günter Grass sind für ihn sicherlich keine Unbekannten.
Nach Ivo Josipovics Wahl (der Bad Blog berichtete) wäre dies also erneut ein Fall, in dem eine Persönlichkeit des Neuen Musiklebens eine wichtige Rolle in der internationalen Politik übernimmt – wir begrüßen dies zutiefst und amüsieren uns über die vielen Journalisten, die aufgrund eines kleinen Schreibfehlers den vollkommen unbedeutenden deutschen Lokalpolitiker Christian Wulff für den wahren Kandidaten halten.

Der falsche Christian Wulff

Der falsche Christian Wulff

Moritz Eggert

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2 Antworten

  1. querstand sagt:

    Ein netter Herr ist Christian Wolff allemal. Ich hatte einmal die Gelegenheit ihn nach einem Klangaktionen-Abend kennenzulernen, nach einer UA für Viola und Zither. Das Stück wirkte in seiner Gestalt wie eine Mischung aus Honig und Senf, glitt so sanft dahin, hatte manche zufällig krude oder gerade deswegen interessant erscheinende Wirkung. Ähnlich freundlich wirkte eine Donaueschingen UA 1998 für Orchester, Klavier und Glöckchen-Schlagzeug. Allgemein eine Insel der Höflichkeit. Die meisten deutschen Kollegen reagierten mit leichten Kotzanfällen, warum auch immer.

    Gerade aber diese Honigsenffreundlichkeit macht ihn geeignet für das Präsidentenamt: immer seinen Senf dazugeben, allen etwas Bedenkenträgerhonig um den Mund schmieren, dennoch nicht stören, höchst gebildet als Altphilologe weise zu den Unartigkeiten des Politalltags lächeln. Alles als perfekte Ausstattung für unser oberstes, freundliches Grussaugustamt, das so wenig oder so viel bewirken kann wie Weisheit und Eloquenz des Inhabers zulassen. Freundliche Bedeutungslosigkeit mit Abgrund, wie ein Spiel mit dem Zufall eben…

  2. Erik Janson sagt:

    Naja, dann fast lieber den Politiker Wolf als den Komponisten, oder?

    Oder GAR keinen Wulff
    oder Wolff.

    Oder: die wir mit dem Wolf tanzen…

    Ich bin für Gauck.

    Jetzt googelt mal schön weiter. Gibt es einen gleichnamigen KOMPONISTEN?

    Buona notte,