Vor knapp einer Woche hat der Verband unabhängiger Musikunternehmen e.V. (kurz VUM, quatsch VUT, der Name änderte sich, das Kürzel blieb) mit einer Kampagne auf Twitter für mehr Vielfalt im Radio geworben. Ansprechen wollte man vor allem die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Denn diese spielen, so der VUT immer wieder das Gleiche in unterschiedlicher Reihenfolge. Und in erster Linie Repertoire der Majors Sony, Universal, Warner …

Die Anzeigen der gesamten Kampagne kann man sich herunterladen und darf sie weiterverbreiten. Ich finde, der VUT hat Recht – also oft, aber auch nicht durchweg..

Das hat sogar Thomas Schäfer-Gümbel von der hessischen SPD hinter dem Ofen hervorgelockt. Er deutet an, im Rundfunkrat des Hessischen Rundfunk dies zu thematisieren.

Wir haben gestern nachgefragt.

Was ging Herr Schäfer-Gümbel?

VUT und die Independents

Die Sache ist ja nicht neu. Konrad von Löhneysen vertritt im Bundesverband der Musikindustrie (BVMI) die Independant-Labels. Zu seiner Seite sitzen Macher von Sony, Universal und Warner. Schwierige Situation.

Konrad von Löhneysen. Foto: Hufner

Konrad von Löhneysen. Foto: Hufner

Auf der sogenannten Kulturkonferenz des Bundesverbandes der Musikindustrie im März 2016 hat Konrad von Löhneysen das etwas umständlich in seiner Keynote noch einmal thematisiert:  So sei es beispielsweise so, dass die Independents gut ein Drittel des Marktes im Bereich Musikkonserve ausmachen (CD bis Stream). Schaut man sich jedoch den Airplay an, so sinkt die dort verbreitete Musik auf weniger als 8 Prozent des Einsatzes. Und das bei den öffentlich-rechtlichen Sendern. Wie kann das sein? Und wenn dann noch Sender, die dieser Musik sich besonders verpflichtet fühlen wie Funkhaus Europa auf Kurs getrimmt werden, wird der Musikmarkt noch schiefer. Und ungerecht.

Freilich kommt man so dem Grund für die Einfalt im Rundfunk nicht näher. Zumal ja der VUT einige Sendegebiete und Sender auch ausnimmt von seiner Kritik. Zum Beispiel das Sendegebiet Berlin und ByteFM. Und sicher müsste man auch das eine oder andere freie Radio nennen.

Und der Deutsche Musikrat appelliert?

Da passt eigentlich der Appell des Deutschen Musikrates in Sachen Rundfunkfinanzierung ganz gut in die Zeit. Nachdem festgestellt worden ist, dass der Rundfunkbeitrag in der nächsten Zeit gesenkt werden könnte, appelliert der Deutsche Musikrat an diejenigen, die das zu entscheiden haben, dies nicht zu tun, sondern die überstehenden Einnahmen zweckgebunden zur Stärkung des Kulturauftrags zu nutzen.

Christian Höppner, Generalsekretär des Deutschen Musikrates: „Der Deutsche Musikrat appelliert an die Ministerpräsidenten der Länder, dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk die notwendige Rückendeckung für seine strukturelle und innovative Weiterentwicklung zu geben. Gerade angesichts der öffentlichen Diskussionslage zur Rolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und der Chancen wie Herausforderungen im digitalen Zeitalter, ist ein politisches Signal zur Stärkung und innovativen Weiterentwicklung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks dringend notwendig. Die erwogene Rückzahlung des von der KEF konstatierten Minimalüberschusses wäre auch im Hinblick auf die Bedarfslage in den Folgejahren kontraproduktiv. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk steht für Glaubwürdigkeit und ist noch ein Eckpfeiler unserer Kulturellen Vielfalt. Im Hinblick auf Zugangsoffenheit und Erreichbarkeit für breite Bevölkerungsschichten besteht die Notwendigkeit einer verstärkten Priorisierung des Kulturauftrages und der Vermittlung der Kulturellen Vielfalt in ihrer ganzen Bandbreite.“ [Quelle: nmz]

Das ist nett gedacht und gemeint. Aber, wer würde überprüfen, ob die Sache auch so läuft? Und zweitens gesteht man den Rundfunkanstalten des öffentlichen Rechts zu, vom Prinzip her weiter so zu arbeiten wie gehabt. Der Kulturauftrag wird dann finanziell ausgelagert in das was zufällig übrig bleibt? Dabei sollte es nicht um die zufälligen Krümel gehen, sondern um die Erfüllung eines Auftrags, zu dem der öffentlich-rechtliche Rundfunk verpflichtet ist. Ganz abgesehen von der Frage danach, ob das überhaupt rechtlich funktionieren könnte, die einen aber nicht weiter interessieren muss.

Nachgehakt E-Musik

Interessant wäre jetzt noch abschließend die Frage, wie sieht das im Bereich der E-Musik oder des Jazz aus? Fehlt es da auch an der Vielfalt? Ist da auch alles in der Hand der Majors. Ist da auch das Repertoire so verengt? Wir haben das VUT-Visual daher etwas bearbeitet.

Mehr Vielfalt im Radio

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