+++ Angela Merkel weiht einen Versuchsreaktor ein, in dem daran geforscht wird, wie man Wasserstoff-Atomkerne zur Energiegewinnung verschmelzen kann. +++ Die Landeskapelle Eisenach und die Thüringen-Philharmonie Gotha stehen kurz vor einem politisch gewollten Zusammenschluss. +++

Auf den ersten Blick haben diese beiden Meldungen genau nichts miteinander zu tun.

Auf den zweiten Blick vielleicht, dass beides kaum Medienresonanz, geschweige denn Stirnrunzeln oder gar Empörung, auslöst – Ist das der Ausstieg aus dem Ausstieg aus dem Ausstieg… aus der Atomenergie bzw. aus einer Kulturpolitik der Fläche?

Aber vielleicht erkennt man auf einen der nächsten Blicke, dass es eine wichtige Gemeinsamkeit gibt: die Fusion als Ziel. Kernspaltung war gestern; da gähnt der Atomphysiker nur müde. Energieerzeugung durch das Zusammenbringen von Wasserstoff-Molekülen, identischen wohlgemerkt. Mehr Output bei weniger atomarem Restmüll.

Bei Orchestern soll das ja genau so sein. Wünschen sich die Entscheider zumindest. Das Beste aus beiden Ensembles ist nur gut genug für den neu entstehenden Klangkörper; und der leuchtet dann viel heller. Die hat er auch dringend nötig bei den ganzen Abfallprod… äääh nicht übernommenen / gekündigten / sozialverträglich abgebauten Musikern, die beim Arbeitsamt zwischengeparkt werden – Endlagerfrage hier wie dort ungeklärt.

Da rattert der Geigerzähler.

Das es sich bei den zu verschmelzenden Orchestern aber fast immer nicht um eineiige Musizier-Kraftwerke handelt wie bei Wasserstoffatomen, wird gerne übersehen. Unterschiedliches Kern-Repertoire, einzigartige Strahlkraft vor und im Ort produziert statt Fernversorgung.

Ich möchte an dieser Stelle nicht ins Detail. Das haben andere Kolleg*innen wesentlich besser fundierte Expertisen geschrieben. Aber grundsätzlich ist die Haltung in der schreibenden Zunft doch eher eine defensive. Daher schlage ich an dieser Stelle den konsequenten (alle Atomphysiker jetzt bitte weghören) Schritt in die Offensive und für die Zukunft vor:

Energie freisetzen durch Orchesterspaltungen.

Musik-Grundversorger bewahren, Spezialensembles ausgründen. Dadurch Arbeitsplätze schaffen. Positiv aufgeladener Nebeneffekt: Auch das Interpretations-Kartellamt würde sich freuen, über mehr Bandbreite.

Ich garantiere: Für die Person oder Institution aus Politik, Rundfunk oder vielleicht sogar freier Wirtschaft würde ein nobler Preis für Musik vergeben werden; ein kulturpolitischer Durchbruch für die Ewigkeit.