Wir kennen sie alle. Die vielen Menschen, die ehrenamtlich Dinge im Medien- und Kulturleben erledigen. Sie tun dies mit Engagement, ohne sie würde viel weniger laufen, häufig sogar gar nichts. Und dann gibt es die Ehrenämtler mit denen nichts läuft und die dafür aber honoriert werden. Gibt’s nicht? Gibt’s wohl. Nennt sich Rundfunkrat.

Deren Mitglieder sollen ein bisschen aufpassen oder kontrollieren, was da im Rundfunk passiert. Sie wählen Intendanten und Intendantinnen. Und nachdem sie diese gewählt haben stimmen sie im Wesentlichen dem zu, was der so vorschlägt. Wir erinnern uns an die Defunktionalisierungsidee der SWR-Orchester durch Boudgoust oder die Abschaltungspläne von BR-Klassik für UKW-Empfang. Durchwinken können die sehr gut, auch wenn sich ab und zu mal Widerstand regt.

Die Rundfunkräte werden von vorausgewählten Institutionen in diese Position entsandt und nehmen dann an Sitzungen des Rundfunkrates teil. Dafür bekommen sie unter anderem Sitzungsgeld, was man ja noch nachvollziehen kann (wenngleich man über deren Höhe unterschiedlicher Meinung sein kann, was auch die unterschiedlichen Honorarleistungen der verschiedenen Rundfunkanstalten verdeutlichen).

Schlechter Rat ist teuer – außer beim Saarländischen Rundfunk

Darüber hinaus jedoch, werden sie auch noch monatlich für ihre Existenz belohnt. Auch wenn sie gar nicht rundfunkmissraten, sondern nur da sind, in ihrer Eigenschaft als Rundfunkrat. Ausnahme: Saarländischer Rundfunk, da bekommt nur der Vorsitzende des Rundfunkrates ein bisschen was. Anders sieht es aus beim WDR, da ist man Krösus und den Räten. 1.035 Euro bekommt ein Rundfunkratsmitglied im Monat, der Vorsitzende erhält 3.015 Euro. (Die komplette Auflistung hat das Medienmagazin kress.de zusammengestellt.)

Die Rede ist übrigens immer von Aufwandsentschädigungen. Ein Begriff, der vor Schwammigkeit nur so trieft. Wo andere nicht einmal diese 1.035 Euro, geschweige denn 3.015 Euro (netto oder brutto) nach Hause tragen, auch wenn sie mehr als 38,5 Stunden in der Woche arbeiten, haben die hochrangigen Räte noch immer neben ihren Haupttätigkeiten genug Zeit und Aufwand für das nervenaufreibende, familientötenden, zeitfressende Tun als Rundfunkrat. Abnicken kann ja so anstrengend und aufwandsreich sein. Arm-, Bein- und Halsmuskulatur werden wirklich extrem beansprucht. Typische Sitzungsleiden neben Nierenbeckenentzündung und Hämorrhoiden.

Hier so ein Auszug aus der Tagesordnung des Rundfunkrates des Hessischen Rundfunk zur Verdeutlichung des komplexen Arbeit. Abnicken und Tschüss.

  • Zustimmung zum Beschluss des Verwaltungsrats über die Wahl von Mitgliedern in den Aufsichtsrat der hr werbung gmbh
  • Zustimmung zum Beschluss des Verwaltungsrats über die Wahl von Mitgliedern in den Aufsichtsrat der hr Senderservice GmbH (Quelle – Aufruf der Seite: 13.07.2015, 14:04)

Soso. Jaja.

Da stellt sich die Frage: Gibt es das Berufsziel Rundfunkrat? Die Agentur für Arbeit kennt den Job nicht, schließlich ist es ja ein Ehrenamt.