Nachdem Taylor Swift Apple Music (AM) auf Kurs gebracht hat, ist der x-te Streamingdienst nun am Markt. Als größter Marktschreier hat es Apple geschafft, (k)eine Neuigkeit zum trending Topic zu pushen.

AM lernte vom Videostreaming, dass der Besitztumseffekt wohl auch beim Streaming zieht. Die ersten 3 Monate sind umsonst, erst danach kostet es Geld. Der kleine Mann nennt dies das „Zu-faul-zum-Kündigen-Phänomen“.

Beim (noch) Marktführer sieht es derzeit  nicht so rosig aus: Spotify schreibt – trotz 50 Mio Nutzer (20 Mio zahlende Nutzer) – noch keine schwarzen Zahlen. Ergo: Erst mit mehr Nutzern wird Streaming ein lukratives Geschäft. Spotifys Nutzerzahlen steigen zwar, aber steigen sie so schnell wie die von AM? Der iTunes Store verbucht 600 Mio. Nutzer. Ein Album kostet etwa so viel, wie ein Monat alle Alben bei AM. Wer braucht da noch den iTunes Store?

Wieso betritt Apple diesen schwierigen Markt?

Am tollen Image kann es nicht liegen: Bei Künstlern haben Streamingdienste einen schlechten Ruf. Mit der Aussage, die Künstler die ersten Monate nicht zu bezahlen, konnte Apple bereits mit dem schlechten Ruf von Spotify mithalten.

Die zentralen Gründe, weshalb Apple in dieses Geschäft einsteigt, haben nichts mit der Musikbranche zu tun.

Der Inhalt des Streamings, die Musik, ist nur Mittel zum Zweck.

Das hat bereits historische Tradition: Der Erfinder des Grammophons nutzte die Musikaufnahmen, um das Grammophon zu verkaufen; genau wie Apple Music existiert, um iPhones zu verkaufen. Doch Apple geht es nicht nur um’s iPhoneverkaufen.

Es geht um BigData: Als Streaminganbieter weiß man, wer wann wie wo Musik hört. Diese  Informationen sind bares Geld wert. Selbst wenn diese Daten nicht verkauft werden, so lässt sich daraus einiges über den Nutzer herausfinden.

Apple kann – im Gegensatz zu Spotify – seinen Streamingdienst durch die hohen Gewinne in anderen Sektoren quer finanzieren. Mit 600 Mio Nutzern stehen die Chance sogar gut, dass genügend iTunes-Nutzer zu AM wechseln, sodass sich AM selbst trägt. Die Bilanz wird’s zeigen.

Denkbar sind auch Kooperationen mit Mobilfunkanbietern, die in ihren Verträgen AM kostenlos anbieten und die Mbits aus der Datenbegrenzung herauslassen. Spotify hat bereits einen solchen Deal mit der Telekom.

Mieten statt Besitzen

Die zunehmende Nutzung von Stremaindiensten verändert auch das Verständnis der Art, wie Musik erworben wird. Während beim Kauf einer CD (oder einer MP3-Datei) das Gefühl suggeriert wird, man sei nun der Eigentümer der Musik, fühlt sich Streaming mehr nach einem Mietvertrag an. Sobald man keine Miete mehr zahlt, ist man „musiklos“.

Wie wird diese Kulur-Flatrate-Party unser Verhältnis zur Musik verändern?