Neulich geisterte die Meldung durch die Gazetten, dass in Paris eine Musiktheateraufführung abgebrochen wurde, weil in der ersten Reihe, sozusagen direkt hinter dem Dirigenten, eine Person in Burka gesessen haben soll. Was angeblich die Chorsänger irritiert habe und einen süffisanten Kommentar in der WELT zur Folge hatte, dass es sonst auch nicht vorkäme, dass Sänger in Richtung Dirigent schauen würden.

Früher waren es die Jeans oder Turnschuhe, heute sind es also Overalls. Das Publikum, man staune, war derartig abgekocht, dass es kein Problem mit dieser Person äußerte. Vielleicht, ich meine, auf der Bühne, äh, da spielt doch das einzige akzeptable Leben mit Verkleidung und Mord und Totschlag. Aber jetzt mal echt: Dürfen sich jetzt die Akteure ihr Publikum aussuchen? Wäre es da nicht konsequent, das dann selbst mitzubringen und casten zu lassen. Vielleicht auch die Platz der Zuschauer von den Bühnenakteuren bestimmen zu lassen.

Ja gut, lassen wir das bashen, denn in Frankreich ist da eben so. Da darf man sich in der Öffentlichkeit nicht verhüllen, so dass das Gesicht bedeckt ist. Das habe auch nix mit Freiheit und Unfreiheit zu tun, das darf einfach so geregelt werden.

Aber wie weit geht das in der Konsequenz, bzw. was will man damit erreichen. In den nächsten Tagen latschen quer durch die Lande Vermummte zu Halloween. Müssen die Motorradfahrer den Helm jetzt doch abnehmen, weil die fahren ja auch nicht heimlich herum, wie sieht es mit Karneval und Clownerie aus. Ist am Ende ein Makeup nicht auch nichts anderes als eine Vermummung? Binischwohlzudoofzukapieren.

Francisco de Goya y Lucientes: Madrid-Album : »Die Armen! Wie viele würden es eher verdienen!« (1796–1797), Pinsel- und Tuschelavis, auf bläulichem Papier, 23,4 × 14,8 cm, Paris, Privatsammlung

Francisco de Goya y Lucientes: Madrid-Album : »Die Armen! Wie viele würden es eher verdienen!« (1796–1797), Pinsel- und Tuschelavis, auf bläulichem Papier, 23,4 × 14,8 cm, Paris, Privatsammlung

Oder reden wir hier bei der Burka von einem äquivalenten Fall zu den Kapuzen des Ku-Klux-Klans – wohl eher nicht.

Es gab ja mal vor Zeiten, so um 1988, den Fall, dass Karlheinz Stockhausen seine Tochter in Frankfurts Alter Oper nicht weiterspielen lassen wollte, bevor nicht eine bestimmte Kritikerin den Raum verlassen habe.

Es passt irgendwie nicht. Da machen die Werbeabteilungen sich so viel Mühe, den Saal voll besetzt zu bekommen (natürlich die Musiker irgendwo auch durch tolle Leistung), man tut dafür allerlei, und dann bekommt man mit, man ist gar nicht erwünscht. Also mit Burka in Paris offenbar jedenfalls nicht. Aber Bärtchen dürfen die vielleicht doch tragen?

Aber nicht zu viel Oberlippe?