Auf diese Pointe läuft die These hinaus, die Peter Hagmann, Musikkritiker der Neuen Zürcher Zeitung, in seiner Laudatio auf Benedikt Leßmann anlässlich der Verleihung des Reinhard-Schulz-Preises für zeitgenössische Musikpublizistik abhob.

Allein, wenn es aus ist mit der Konzertkritik, dann verlöscht auch das Licht im Konzertsaal. Ohne Kritik keine Musik, es ist ganz einfach und alles andere als überheblich. Die Musikkritik bildet den öffentlichen Resonanzraum für die Musik. Gibt es diesen Raum nicht mehr, resoniert auch nichts mehr. Davon sind dann auch Sie betroffen als Zuhörerinnen und Zuhörer. Und Sie als Komponistinnen und Interpreten. (Quelle)

Aber stimmt dies?

Als Hagmann dies auf der Bühne in der Centralstation Darmstadt, 3. Etage, vorbrachte, wollte ich schon aufstehen und laut „Nein!“ rufen. Allein: Ich stand ja schon zwecks Fotografieren.

Ich habe Leßmann gefragt, was er davon hält: Er nannte es eine steile These, blieb dann aber salomonisch. Mein größter Einwand war ja völlig banal: Es gibt viel mehr Musik als Musikkritiken. Das kann doch nicht stimmen.

Im Nachhinein fand ich aber auch komisch, dass Hagmann eine Kritik dieser These von vornherein als „überheblich“ bezeichnete. Ich hätte gedacht, anders herum werde ein Schuh draus.