Willst Du wissen, wie es um die musikalische Situation einer Stadt bestellt ist, mache einen musikalischen Wettbewerb. Genau das hat die Stadt Nordenham am Weserstrand jetzt getan. Sie sucht eine Hymne.

Entwicklung der EInwohnerzahl. Quelle Wikipedia

Entwicklung der EInwohnerzahl. Quelle Wikipedia

Es ist ja schon gute Sitte und Brauch, dass zur Auffrischung des Stadtbildes nicht nur die Bepflanzung der Fußgängerzone gehört, die Ausstattung mit Parkraum oder der neue Springbrunnen, sondern zum Marketing der Stadt gehört eine Art Lobpreisung in Form eines Hörbildes. Die musikalische Form der Wahl ist die „Hymne auf …“, nicht etwa ein Fieldrecording mit Möwen- oder Marktplatzgeschrei, nicht Glockenspiel und Meeresrauschen, nicht Stadtfestklang oder Müllabfuhr in der Frühe.

Sieht man sich die Entwicklung der Bevölkerungszahl seit 1987 an, muss man zum Schluss kommen, dass diese Stadt so langsam etwas ausblutet; wahrscheinlich alle auf dem Weg in die blühenden Landschaften des Ostens. Vielleicht aber auch wegen der Musik?

Was die Nordenhamer da eingereicht haben, ist das übliche: Der Song, das neue nordenhamer Volkslied oder der Rap.

Die Rapper sind in der Tat die einzigen, die ein bisschen so etwas wie Stadtkritik betreiben, kommen am Ende aber nicht am Lob des Stadtgründers Wilhelm Müller vorbei. Die Begründung? Scheißegal, wird wohl wichtig sein, weil es ohne ihn kein Nordenham gibt. T.Kon erinnert ein bisschen an group tekan (hat das noch wer im Ohr?)

Nicht schlecht auch Antiblue3, drei 17jährige Frauen. Man wird sie noch weitere 80 Jahre in Nordenham sehen.

Das mag alles einigermaßen typisch sein für die aufstrebende Jugend, die musikalischen Startups. Aber damit ist es ja nicht getan. Aus Einswarden gibt sich der Maännergesangsverein „Harmonie“ alle Mühe, selbige akustisch herzustellen.

Small Town

Das ist also ein bisschen ein Statusbericht über die Durchmusikalisierung dieses Ortes am Weserstrand. Ergebnis aller Versuche, Musik in der Breite der Bevölkerung zu finden. Ich wünsche mir, dass ein ähnlicher Versuch in Bad Salzuflen gestartet wird. Oder noch besser, sämtliche Kommunen mit mehr als 10.000 Einwohnern sich zwingend eine Stadthymne zulegen müssen.

Bis zum 11. September (!) kann man noch abstimmen, welches Lied jetzt die Nordenhamer Hymne werden wird. Ich kann mir vorstellen, sehe ich auf die Anzahl der Zugriffe auf die YouTube-Videos des Wettbewerbs, dass da was geht.

PS: Der Eintrag ist eigentlich nicht gehässig gemeint. Im Gegenteil, eher als Bestandsaufnahme topologisch-sozialer Musikkunde. Das ist eben auch das musikalische Nordenham. Ob es gegenüber in Bremerhaven so anders wäre?