Verschlagwortet: Wagner

Plädoyer für eine stärkere Corona-Kunst

Die KollegInnen von früher jammerten nicht über die Umstände, weil sie es nicht anders kannten und schon die Gründung von bürgerlich finanzierten Opernhäusern und Orchestern als ziemlich moderne und erfreuliche Entwicklung wahrnahmen. Sie waren künstlerisch in keiner Weise beschränkt durch Umstände, die wir heute als inakzeptabel empfänden.

A Conductors Lament (Part 1)

It is for this reason that I am forced to write anonymously. Putting my name on this paper would mean too much of a risk, as criticism of this sort is absolutely unacceptable and unwanted in the circles in which I make a living. I apologize for this, and hope that the reader will understand, and that this fact won’t provoke offhand dismissal.

Überkommene Strategien der Neuen Musik, Teil 5 (letzter Teil): Selbstverständnis

Kunst braucht niemand, aber ohne Kunst ist das Leben sinnlos. Wie Frederick die Maus haben sich Künstler daher zu allen Epochen Strategien angeeignet, die ihrem Wirken eine gewisse Anbindung an gesellschaftliche Strukturen und Strömungen ermöglichte. Damit gelang es ihnen ihre Ideen und Kunstwerke überlebensfähig zu machen. In der Geschichte der...

139. Oder: wie alt sind die Opern im Durchschnitt, die an deutschsprachigen Häusern gespielt werden?

Und wenn sich nichts ändert, wird diese Zahl anwachsen. Die Opern werden immer älter werden, bis sich kaum noch jemand daran erinnert wie es einmal war, als tatsächlich noch neue Opern entstanden. Im Jahr 2100 wird man dann Opern hören, die meistens 222 Jahre alt sind. Im Jahre 2200 sind sie dann 322 Jahre alt. Die Opernhäuser werden inzwischen Staub angesetzt haben, man muss sich durch ganze Quadratkilometer von Spinnweben hindurchkämpfen, bis man das Foyer erreicht. Die Opernbühne ist voller Mumien, die allesamt „Nessun Dorma“ singen, als ewiger Zombiechor. Aber der Titel stimmt nicht mehr. Es müsste „tutti dormano“ heißen,

Amerikanisches Tagebuch, 8. Tag

Virginia ist „The South“, obwohl man noch ziemlich weit in den Süden gehen kann von hier. Hier fanden die meisten Schlachten des Sezessionskrieges statt, hier redet man mit dem „Southern Drawl“, die etwas langgezogene, lässig wirkende und langsame Art zu reden, die geradezu das absolute Gegenteil zu den hektischen New Yorker oder LA-Dialekten darstellt. Das typische Wort ist „y’all“ – wörtlich übersetzt mit „ihr alle“, hier aber eine geradezu kontinuierliche Art der Anrede darstellt , wie in „y’all wanna eat somethin‘?“ oder „y’all fine?“- In letzterem Beispiel entsteht sogar eine Satzkonstruktion ohne Verb, was nur hier geht.

Amerikanisches Tagebuch, 7. Tag

Amerikanisches Tagebuch, 7. Tag

Ein kapitalistisch produziertes Produkt will nicht gesund sein, da dies der Idee von Profit entgegenläuft, denn der entsteht wenn man große Mengen eines möglichst billig herzustellenden Produktes wesentlich teurer verkauft als es in der Produktion kostet.
Wenn also der Massengeschmack beschworen wird, redet man nie von tatsächlicher Qualität. Denn es wäre absurd zu glauben, dass irgendjemand mit Coca Cola oder einem Marsriegel den Menschen irgendetwas Gutes tun will.

Opernhäuser – die schwarze Liste der ewig Gestrigen (Teil I)

Der Spielbetrieb des heutigen Opernbetriebes ist also extrem besorgniserregend in seinem immer stärker werdenden Anachronismus. Jede Inszenierung muss entweder eine „radikale Neudeutung“ eines schon tausend Mal durchgekauten Stoffes sein, oder es geht bei der neuen Uraufführung von XY gleich um die Neuerfindung des gesamten Genres

To Rihm or not to Rihm. Seltsames Versäumnis bei ARTE.

Ebenso wie die Band „Rihm“, von der es eben diese megageile Hans Henny Jahnn-Vertonung gibt, die ihr, liebe ARTE-Verwantwortlichen, lieber der Welt vorenthalten wollt, denn die könnte ja vielleicht irgendwie verstört werden und womöglich den ganzen Elbphilharmonie-Hype nicht mehr so gut finden.