DAS PODCAST UFO – Die E-Musik-Transkripte 4

Die bisherigen Folgen: Folge 1 (PODCAST-UFO-FOLGE 1), Folge 2 (PODCAST-UFO-FOLGE 8), Folge 3 (PODCAST-UFO-FOLGE 12).

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Alles, was Florentin Will und Stefan Titze in ihrem seit Ende 2014 ausgestrahlten Podcast „DAS PODCAST UFO“ über klassische Musik gesagt haben und sagen, schreibe ich hier ab. Und korrigiere es fachmännisch (wenn nötig). Rückwirkend! Und zwar exakt so (kurze Sprechprausen werden durch drei Punkte ersetzt), wie es die beiden ehemaligen Böhmermann-Autoren in ihrem Podcast gesagt haben. Sinnlos? HALT DEINE FRESSE!!!

Folge 15 (12. April 2015)

Vor der „Klassik“-Stelle der fünfzehnten Folge spielt Florentin die (fast) immer gleiche, nervtötende Begleitfigur auf der Gitarre. Daraufhin beginnt Stefan – nach der an Florentin gerichteten Analyse: „Du spielst Zwölftonmusik.“ – mit schlechtem Blockflötenspiel.

(…)

[Minute 06.43]

Florentin: Ich weiß nicht, ob du jemals Musikunterricht genommen hast, aber da gibt es dann immer so tolle… …Abende, wo dann alle vorspielen müssen…

Stefan: …auf jeden Fall…

Florentin: …und… …das immer… …das ist immer die Hölle eigentlich. Und dann war ich dann auch mal bei einem Freund dabei, der hat Klavier gespielt… [lacht] …und da war… …da war so die… …davor waren natürlich auch ein paar jüngere Kinder als er und da waren noch ein paar Geigenspielerinnen dabei, so kleine Mädchen, die Geige gespielt haben. Und dann war es so… [lacht] [unverständlich] …die… …die Lehrerin ankam und hat sich ans Klavier gesetzt und hat die Kleine begleitet und hat so ganz schön begleitet und dann hat die [lacht] Kleine angefangen zu krächzen [macht Kratzgeräusch]: „Eeeeeeeeeek, eeeek!“…

Stefan: [schmunzelt leise]

Florentin: [nuschelt] …und ich kann mir echt grad so: Es wäre echt viel geiler, wenn man nur das Klavier hören könnte. Nur die Begleitung. Kann nicht einfach dieses kleine Mädchen aufhören, zu spielen?

Stefan: [lacht leise]

Florentin: Aber…

Stefan: [unverständlich]

Florentin: [erst Unverständliches, dann:] Wenn die Haupt-Performance das Negativste des Abends ist. Dann…

Stefan: [Florentin unterbrechend] Diese Vorspielabende, die waren [unverständlich] so klasse, da waren so viele kleine Facetten, die Spaß gemacht haben…

Florentin: [Stefan unterbrechend, unverständlich, in etwa:] Ja, klar!

Stefan: …zum Beispiel: allein der Ablaufplan. Am Anfang waren immer bei uns die… …wir hatten teilweise nur Vorspielabende von… …Leuten, die auch Gitarrenunterricht hatten, wie ich damals – und… …dann waren die ganz neu angefangen haben immer ganz am Anfang [hier bringt Florentin einen zustimmenden Laut] und… …es wurde…

Florentin: [Stefan unterbrechend, teilweise unverständlich] …dass es langsam immer besser wurde, ja…

Stefan: …immer besser Richtung… …je später der Abend… …war. Und dann… [lachend] …am Anfang haben halt immer Leute gespielt, die so gerade mal überhaupt, [Florentin lacht bereits hier] wenn es gerade so… [ab hier unverständlich, weil gleichzeitig mit Florentin]

Florentin: …Instrument gerade mal in der Hand halten… …oder, ja…

Stefan: …und es war so witzig, weil die es einfach immer verschissen haben. Hat sich aber, wenn man selber [genuschelt] da saß und auch gleich auch dran war, [unverständlich] man war sau-nervös, man…

Florentin: …ja…

Stefan: …alle Eltern… [unverständlich, da Florentin unterbricht]

Florentin: Und es wurde ja jedes Jahr schlimmer, weil man wurde ja jedes Jahr älter und wurde weiter an das Ende gerückt und…

Stefan: [unterbrechend] Genau!

Florentin: …musste jedes Jahr noch länger warten!

Stefan: Ich habe mich über jeden… …Verspieler von anderen gefreut! [lacht] Weil man dachte: „Ha, Idiot! Das war…

Florentin: [unterbrechend] Dass ich tatsächlich…

Stefan: …da müssen wir nochmal anfangen, wohl, oder?“

Florentin: …dass ich tatsächlich mal das Problem hatte… ..und zwar… …Stücke… …Musikstücke sind ja oft so ein… …so aufgebaut, dass es irgendwie einen gewissen Teil gibt, dann wird der wiederholt – und dann geht es anders weiter und dann wird übergeleitet ins Ende. So. Und ich hatte [lacht etwas beim Sprechen des Satzes] mal das Problem, dass ich den ersten A-Teil gespielt habe, wiederholt habe – aber dann irgendwie instinktiv wieder in die Wiederholung reingegangen…

Stefan: [lachend] Ja… jaja.

Florentin: …bin. Und wieder in den… …und dann habe ich mich immer im Kreis gedreht und ich dachte: [während Stefan lacht] „Was ist denn los?“ [dann unverständlich, weil Stefan gleichzeitig redet]

Stefan: [unterbrechend] Aber das Stück wird nicht achtzig Minuten lang… [während Florentin lacht] …die ersten Eltern wackeln schon unruhig auf ihren Sitzen… [gleichzeitig mit Florentin, beide unverständlich, wahrscheinlich wird ein erfundender Name zuerst genannt] …Vater rennt schon raus… [unverständlich]

Florentin: [heiser] Und du spielst dann immer wieder im Kreis… …du… …du wirst langsam nervös, weil: du spielst, was deine Finger dir sagen und was du kannst, aber du… …kommst nicht zum Ende und denkst: „Sag mal, das kann doch nicht wahr sein!“ [unverständlich, weil Stefan unterbricht]

Stefan: [unterbrechend] Das ist aber auch normal, wenn man… …weil… …es… …ich könnte zum Beispiel nie nach Noten spielen! Also ich habe mir die Noten irgendwann… …ich konnte die lesen, habe mir dann das Stück draufgeschafft und dann habe ich es auswendig gelernt das Stück und habe die Noten nie wieder angef… …angerührt… so, und… …dann hat man das… …instinktiv spielt man dann halt, nach Gefühl. Und wenn… [lacht] …und wenn man dies… …dies halt im Kopf hat, dass jetzt eine Wiederholung kommt und man kommt gerade nicht mehr drauf, wie es weitergeht, dann ist es halt so. Dann muss man halt mal achtzig Minuten durchhalten!

Florentin: [lachend] [unverständlich] …das Schönste dann auch der Blick zum Musiklehrer, der hilfesuchende Blick [Stefan lacht]… …irgendwie ganz nervos [sic!] mit… …Schweiß auf der Stirn, guckt so: [verstellt seine Stimme] „Ich kann dir nicht helfen!“ – so, „Leite über ins Ende!“ Und dann irgendwie macht man einfach mitten im Stück bei irgendeinem Akkord einfach: „Brinnng!“

Stefan: [lacht]

Florentin: Und hört einfach mitten im Stück auf. „Dankeschön, danke!“ [lacht, unverständlich] …weil man einfach nicht mehr rauskommt… [nuschelt] …aus dem Teufelskreis. [unverständlich, weil Stefan unterbricht]

Stefan: Und ich finde es immer so geil, wenn die eigenen Eltern dann immer am lautesten klatschen von allen. Und man…

Florentin: Natürlich!

Stefan: …[unverständlich] genau immer die Elternteile… [unverständlich, weil Florentin noch etwas Unverständliches sagt] …man weiß, man kennt… [unverständlich] …die Leute… [unverständlich] …gar nicht mehr, man weiß [sehr schnell genuschelt] aber genau am Ende, wer zu wem gehörte! Weil die Eltern natürlich immer am schl… [Florentin lacht derweil leise] …am… …stolzesten klatschen, am lautesten klatschen – und immer auch so [genuschelt] hilflos… …so umgucken: „Ja, das ist mein Sohn, das ist mein Sohn!“ [lacht]

Florentin: Und das hat aber… …ein Freund von mir hat auch Gitarre gespielt, der [lacht] hat dann auch ein Stück vorgespielt und da war im Stück irgendwie… …war dann auch irgendwie ein Teil… …erst ein Teil und dann der andere Teil… Und beim zweiten Teil… …stand dann: „A tempo“ – also „schneller“…

Stefan: [leiser bestätigender Laut]

Florentin: …und das hat der Musiklehrer, glaube ich in der… …in der letzten Musikstunde noch so gesagt, so: „Ja, den Teil dann einfach ein bisschen schneller spielen!“ [lacht] – und der hat es dann aber ein bisschen missinterpretiert und hat dann bei… …aber bei der Aufführung den ersten Teil noch normal gespielt und den zweiten nämlich dreimal so schnell! [Stefan lacht] Wirklich wahnsinnig schnell, extrem schnell! [lachend] Und der Musiklehrer auch: komplett nervös! Komplett aufgesprungen: „Was ist denn jetzt hier los?“ [unverständlich] Stelle ich mir auch großartig vor! [Stefan lacht] Der arme Musiklehrer, der tut mir immer am meisten leid. Der immer nur seine… …seine Schäfchen da durch den Abend bringen will aber die sich einfach immer selber ein Bein stellen und dann [lachend] einfach immer [Stefan lacht] selber in Probleme reinverstricken. Und er kann ihnen nicht helfen! Das ist auch schon… [unverständlich]

Stefan: [zu Beginn unverständlich] Aber du sag mal, ich finde das auch ein bisschen unfair… …weil, je nachdem, was man für ein Instrument hat, kann man halt… …relativ schnell versagen – oder relativ schnell auch [Florentin lacht] das Publikum auf seine Seite holen! Zum Beispiel war bei uns immer am Ende… …wenn Musikabende waren, wo halt viele Leute auf [unverständlich] anderen Instrumenten gespielt haben, dann wurde ganz ans Ende immer… …wurden immer die Keyboarder gesetzt. [Florentin schmunzelt] Die konnten… …die konnten zwar auch nicht so viel, aber haben halt so ganz peppige… …“Marimba Nr. 5″-… …Begleitungen gehabt…

Florentin: [lacht]

Stefan: …so auf ihrem Casio-Ding…

Florentin: [etwas unverständlich, weil gleichzeitig mit Stefan, der aber Ähnliches sagen will] „Den Bossa-Nova-Beat nehmen wir einfach, ja!“

Stefan: …ja, genau… …wie… …der Bossa Nova haben die rausgeholt am Ende noch… [Florentin lacht leise brummend] …und wo dann die Eltern immer instinktiv aufgesprungen sind und auf „eins“ und „drei“ mitgeklatscht haben! [Florentin lacht] Und das ist natürlich immer sehr einfach. Und du kannst halt… …also der Beat ist halt cool – und der macht halt die ganze Arbeit für dich und die konnten im Endeffekt halt „Alle meine Entchen“-like… …so ein paar Töne spielen… …so ein paar Tonleitern runterklimpern, aber es waren halt… …es waren… [unverständlich] …sondern die Sympathieträger des Abends, weil die einfach… [lacht] …weil der Beat so treibend war.

Florentin: Genau. [unverständlich] Hier geht es genau wie das kleine Mädchen, das… …Geige spielt – aber alle eigentlich nur sagen: „Oh, das [nuschelt] sehr schöne Begleitung von der Musiklehrerin!“ Wo dann alle klatschen, alle aber eigentlich für die Musiklehrerin… [unverständlich] …das Mädchen ist total happy. Aber ich finde es ja schön… [nuschelnd] …ich bin ja in so einer Kleinstadt aufgewachsen und da ist ja immer so ein… [engagiert] …Gemeinschaftsgefühl, [unverständlich] Zusammengehörigkeitsgefühl – und die verschiedenen Leute bringen ihren Beitrag zur Gemeinschaft. Und dann war da irgendwie so ein Straßenfest oder irgendwie so was – und da sollte dann auch eben die Gitarren-… ….Musikgruppe sollte da so ein Stück spielen, für die Leute – und so ein kleines Konzert machen. Das Problem war nur: An dem Tag war es sehr windig – und sehr laut tatsächlich auch. Und man hat uns kaum gehört. [lachend] Und das war dann… …wirklich, man spielt dann so gegen den Wind an und dann hat aber meine Musiklehrerin… …genialen Satz, den ich auch immer noch in meinen Ohren höre manchmal, hat gesagt: [lacht] „Es ist nicht so wichtig, dass ihr richtig spielt. Hauptsache, ihr spielt laut!“ [Beide lachen] [Florentin sagt etwas Unverständliches]

Stefan: [lachend, sehr unverständlich] …wie… [unverständlich] …eine Grenze erreicht, in…

Florentin: Ja!

Stefan: …relativ schnell eine Grenze erreicht, wo es dann nicht mehr [unverständlich] lauter geht.

Florentin: Und vor allem… …weißt du, wenn du [unverständlich genuschelt] das so einem abgebrühten Profmusiker sagst, hey, [lachend] aber da sitzen dann halt drei 12-Jährige einfach mit aufgerissenen Augen und hab… …hauen einfach in die Saiten, was das Zeug hält! [Stefan lacht ebenfalls] Kurz vor dem Reißen – hauen da rein… …völlig ignorierend, was man [unverständlich] für Noten spielen soll, ballert einfach rum – und die Leute auf dem Fest denken sich auch so: „Ach, was ist denn eigentlich hier los?“ [unverständlich]

Stefan: Das ist schön. Vor allem, wenn dann die Eltern, die… …so… so… …ein… …ein Elternteil plötzlich ruft [unverständlich]: „…mal lauter, spielt mal lauter, man hört euch gar nicht!“

Florentin: [bestätigender, lachender Laut]

Stefan: Und man hat einfach irgendwann die Grenze erreicht. Das ist [genuschelt] immer ganz geil.

Florentin: [lacht nachdrücklich] Ja, aber schön war natürlich… [nuschelnd] …ich war dann ja nun mit in der Gruppe – und dann haben wir [unverständlich] immer schon Stücke zusammen gespielt und so… …sich gegenseitig begleitet und dann war es auch dann immer so, [etwas lachend] dass teilweise man einfach den Anschluss verloren hat während dem Stück. Man spielt ja zu dritt, gleichzeitig snychron [Stefan lacht] – und [lachend] einen haut es halt raus und der schafft es nicht mehr, reinzukommen! Und dann haut es den anderen auch noch raus, weil er merkt: Der andere ist raus! Und dann spielt nur noch einer alleine weiter, guckt die anderen…

Stefan: [unverständlich, vermutlich:] Das gibt dann so ein Spiel…

Florentin: …verdutzt an und die anderen beiden sitzen einfach nur noch da und warten und langsam…

Stefan: Jaja.

Florentin: [lachend] …bricht dieses Stück…

Stefan: Und der Letzte…

Florentin: …Stück für Stück zusammen…

Stefan: …der Letzte guckt dann die anderen so an: „Habe ich jetzt… …habe ich jetzt gewonnen?“ [unverständlich, während Florentin lacht] „Habe ich jetzt die Musik gewonnen?“

Florentin: [lachend] Genau… …und hört dann auch ganz beschämt irgendwann auf. So: „Okay, dann…“ [unverständlich]

Stefan: „Okay, komm, wir lassen…“, ja.

Florentin: [unverständlich]

Stefan: [unverständlich] Das ist „Comedy Gold“… …diese Abende… …an… [unverständlich] …man war immer sehr aufgeregt.

Florentin: Ja, man war extrem aufgeregt! Und man hat sich echt gedacht: „Warum komme überhaupt dazu? Was soll das? Mir ist es völlig egal, was die Eltern von mir denken!“

Stefan: [schmunzelnd] Ja.

Florentin: „Ich will das gar nicht!“

Stefan: Danach war ich immer sehr glücklich. Ich war davor immer sehr unmotiviert. Aber danach dachte ich mir: „Komm, jetzt hast du es geschafft!“ Da war ich immer sehr motiviert nach diesen Abenden.

(Anschließend geht es zwar musikalisch weiter, aber schnell wird der Bereich „U-Musik“ thematisiert. Es geht darum, ob Musik früher besser war.)

Die musikwissenschaftliche Analyse: Ein schrecklicher Fauxpas des eigentlich-Große-Latinums-Trägers Florentin Will, „a tempo“ mit „schneller“ zu übersetzen. Allerdings halten wir ihm zugute, dass bei eben jenem Stück „a tempo“ insofern als „schneller“ verstanden wurde, als dass das Tempo zuvor langsamer gewesen muss. „A tempo“ heißt selbstverständlich „Zum (ursprünglichen/alten) Tempo (zurück)“ – ganz gleich ob dieses „a tempo“-Tempo nun langsamer oder schneller ist.

Ansonsten erübrigt sich eine musikwissenschaftliche Analyse, denn Florentin und Stefan teilen schließlich nur Musikschulvorspielerlebnisse, die auch ich sehr gut nachvollziehen kann. Die Gitarrengruppe, bei der der ein oder andere mal im Stück verloren ging – und die obligatorische Laute-Musik-Band, die am Ende beeindrucken wollte. Meine Eltern rümpften jedoch über diese lauten Schlussmusiken immer die Nase – und noch im Auto wurde herrlich gelästert.

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Arno Lücker wuchs in der Nähe von Hannover auf, studierte Musikwissenschaft und Philosophie in Hannover, Freiburg - und Berlin, wo er seit 2003 lebt. Er arbeitet als Autor (2020 erschien sein Buch »op. 111 – Beethovens letzte Klaviersonate Takt für Takt«, 2023 sein Buch »250 Komponistinnen«), Moderator, Dramaturg, Pianist, Komponist und Musik-Satiriker. Seit 2004 erscheinen regelmäßig Beiträge von ihm in der TITANIC. Arno Lücker ist Bad-Blog-Autor der ersten Stunde, Fan von Hannover 96 und den Toronto Blue Jays.