Metafatalistischer Gaisburger Durchmarsch – ein großer Eintopf

Uns erreichte heute eine neues, musikantisches Eintopfrezept, das wir Ihnen nicht vorenthalten wollen. Den Inhalt entnehmen Sie dem verlinkten Video, von dem wir uns hiermit schon einmal vorsorglich distanzieren. Warum das Ganze? Um die Herren Komponisten an ihre Bürgerlichkeit zu erinnern und die Tatsache, dass Märsche und Bomben immer noch zusammenhängen – manchmal in Deutschland noch zu erleben, wenn man mit Flüchtlingen spricht oder alte Menschen um die 85 im Fieber von ihren verdrängten Kriegserlebnissen eingeholt werden. Den einen ist ein Neujahrsgag, den anderen die Hölle des Lebens! Die einzige Band, die Märsche wirklich neu hinbekommt: die ägyptische Militärmusik z.B. mit der russischen Hymne.

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Komponist*in

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2 Antworten

  1. Tobias Fasshauer sagt:

    Als jemand, der mit dem Genre stets eher „Ça ira“ und die „Carmagnole“ als den „Hohenfriedberger“ verbunden hat, kommt mir dieses Ressentiment gegen Märsche doch sehr deutsch-protestantisch vor. Ich möchte mal Hanns Eisler als Kronzeugen aufrufen: „Dann hat ein tschechischer Militärfeldwebel [= Julius FuÄík] den Gladiatorenmarsch komponiert – das ist mein Leib- und Magenmarsch. Schauen Sie: ich bin Schönberg-Schüler […], aber diesen Sachen kann ich mich auch heute nicht entziehen. Wenn hier eine Militärkapelle wäre, die mir so etwas vorspielte – da würde ich also wirklich schwach werden; ich gebe das offen zu. Ich würde sagen: auch hier kein Sektierertum – kritischer Genuß! […] Seien wir doch keine Sektierer! Die Welt ist bunt – wir müssen sie in ihrer Buntheit und ihren Widersprüchlichkeiten auch verstehen können. Sonst wären wir ja ein ganz trockener Verein, der vom Leben überhaupt keine Ahnung hätte.“ (Klubgespräch in der Humboldt-Universität, Berlin, November 1961)

  2. Die Frage nach Lieblingsmärschen ist eine schöne. Die “Marche“ ist ein ordentlicher Marsch. Er soll lt. HL sinngemäß irgendwas gegen die “Dummheit der Jetztzeit“ bewirken. What? Abgesehen von der Szenediskussion, welcher Komponist (z.B. HL vs. JW) der Szene “besser tonal“ schreibt, ist es einfach nur was für die Gefälligkeit des Neujahrspublikums, wird von dem als “hübsch“, “schön“ rezipiert. Jaja, hinten tut er wie La Valse und so Zeugs. Auch das sagt uns heute nur: schöne Steigerung. Also die ganze Aufladung für die Tonne, da waren opp. 6 von Berg u. Webern schon weiter. Marsch der Enthirnung von BAZ sowieso. Irgendwo versteigt sich HL in Interview zur “Marche“, dass jeder tonal rummachen können müssen sollte, der Komponist sein will. Ist ja gut, ja, wir leben aufm tonalen Unterbau. Dennoch bleibt sein Ding ordentlich und sagt nichts über die Dummheit von irgendwas was aus. Kein Potential für einen Lieblingsmarsch. Das haben z.B. der pp Marsch aus Idomeneo, RWs Huldigungsmarsch an Ludwig, Mortelmans an Patroklos. Für mich auch BAZ oder Kagel. Hier aber eher die Kugel.