Ist das Internet fair für Komponisten? Ein Aufruf.

Ganz sicherlich nicht. Wobei die persönliche Rechnung für jeden anders aussehen mag. Denn immerhin ist es nun jedem Komponisten möglich, seine Arbeit auf bisher nicht dagewesene Weise umfassend im Web zu präsentieren. In Form von Videos, Audiodateien, Scorch-Partituren, pdf’s und mehr.

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Wir alle nutzen diese Mittel, oder unsere Verleger bzw. unsere PR, Konzertveranstalter, Opernhäuser, Festivals. Wer nichts im Internet kostenfrei (!) zur Verfügung stellt, ist schnell nicht „präsent“, nicht „auffindbar“, und das hat ganz nüchtern betrachtet berufliche Konsequenzen. Kaum ein/e Interpret/in kann es sich zum Beispiel leisten, keine Demos auf seiner/ihrer Website zur Verfügung zu stellen, außer er/sie ist schon etabliert und jahrelang ausgebucht. Aber selbst die berühmtesten Interpreten nutzen soziale Medien bzw. ihre eigenen Webseiten um auf sich aufmerksam zu machen. Typisch hierbei sind Verlinkungen auf youtube, vimeo, soundcloud etc., die wiederum auch hier im Bad Blog verlinkt werden.

Dass es diese Dienste gibt, ist natürlich gut, oder vielleicht auch ein gigantischer Zeitfresser, denn kaum jemand kann noch ohne seine tägliche Ration Kätzchenvideos mit lustiger Musik auskommen. Was aber gerne vergessen wird – hinter den meisten dieser Videos steht eine kreative Leistung, im Falle von Musikvideos (die  einen gigantischen Teil der Videos im Web ausmachen) die der Urheber und der Interpreten. Verdienen tun aber nur die Konzerne, die diese Videos zur Verfügung stellen oder deren Teilen ermöglichen, allen voran google, Facebook und youtube. In irgendwelchen riesigen Büroetagen stehen also automatisierte Server, die täglich Millionen von Inhalten automatisiert speichern und automatisiert zur Verfügung stellen. Das kostet Strom und Wartung, aber keinen einzigen kreativen Schweißtropfen.

Wie wenig von dem Verdienst mit diesem von selbst laufenden Geschäftsmodell mit den Urhebern geteilt wird, ist immer wieder im Zentrum der Kritik. Denn ohne den „content“, ohne die Inhalte wäre keiner dieser Onlineplattformen auch nur einen Cent wert. Man stelle sich das vor: irgendwo stünde ein Mikrophon, in das man die besten eigenen Ideen hineinflüstern kann. Irgendjemand lebt vom Verkauf dieser Ideen, hat aber selber nie eine eigene Idee und gibt dem Ideengeber keinen Cent. So ungefähr muss man sich das Internetgeschäft mit Ideen vorstellen.

Die dominanten Akteure auf dem Markt, wie YouTube, sind Plattformen, die auf von Nutzern hochgeladenen oder aggregierten Inhalten basieren, und die keine oder nur geringste Vergütungen für unsere Werke leisten. Schlimmer noch: Die Tatsache, dass diese Plattformen damit durchkommen, drückt den gesamten Marktwert von kreativen Inhalten in einer fortlaufenden Abwärtsspirale nach unten.

So steht es in einem „Offenen Brief“ von über 1000 Urhebern an EU-Kommissionspräsident Juncker, den die GEMA – seit Jahren im Dauerclinch mit z.B. youtube – an ihre Mitglieder mit der Bitte um Unterschreiben weitergeleitet hat.

Die GEMA ruft ihre Mitglieder dazu auf, den Offenen Brief zu unterstützen. Die Liste der Unterzeichner ist vielfältig und lang – unter anderem machen mobil: Andreas Bourani, Alex Christensen, Frida Gold, Helmut Lachenmann, Wolfgang Niedecken, Sasha, Klaus Meine (Scorpions), Smudo (Die Fantastischen Vier), Rick McPhail (Tocotronic) und Rolf Zuckowski.

Die Komponisten und Textdichter üben Kritik an Online-Plattformen, die Urheber entweder überhaupt nicht oder deutlich unter Wert vergüten. An die Europäische Kommission richten sie den eindringlichen Appell, rechtliche Schlupflöcher zu schließen, hinter denen sich die Betreiber bisher verstecken können.

Der offene Brief selber ist hier zu finden.

Das Unterschreiben dauert ca. 5 Sekunden, leistet aber einen wichtigen Beitrag dazu, um fairere Vergütung für Urheber im Internet zu kämpfen. Also, liebe Kollegen, nur Mut!

Moritz Eggert

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