Neue Musik für Volksmusik! Stimmt für Bayern 1

Ich wollte eigentlich über meine Begeisterung für Miroslav Srnkas „South Pole“ schreiben. Doch zuerst geht es um Wichtigeres! Denn auch Srnkas Oper profitierte von den fantastischen Mischungen des Konzertakkordeons mit Orchesterklängen, hatte es in der eisigen Welt des Wettlaufs zum Südpol das erste oder letzte Wort. Und warum kennen wir das Akkordeon? Wegen Teodoro Anzellotti? Hugo Noth? Natürlich. Aber auch durch all die Spielerinnen und Spieler, die es in ihren Anfängen als Instrument der Volksmusik kennenlernten. Ein wichtiges Medium der Volksmusik ist der noch terrestrisch empfangbare Sender „Bayern 1“ des Bayerischen Rundfunks. Wie BR Klassik soll er ins Nirwana des Digitalfunks verschwinden. Obwohl die meisten Haushalte im Sendegebiet des BR nach wie vor analoge Radioempfänger vorhalten, sei es in der Wohnung oder im Auto, soll wohl nun mit dem brachialen Umstieg eine breitere Schicht als die von BR Klassik zum Kauf digitaler Geräte verdonnert werden. Die Umstellung für die Volksmusiksendungen von BR 1 soll noch in diesem Frühjahr zum 16.5.16 erfolgen, wie man überfallartig erst vor ein paar Tagen öffentlich verkündete (2.2.16!), derweil BR Klassik noch einen Aufschub bis 2018 gewährt worden ist, bevor Puls seinen analogen Sendeplatz einnehmen soll. Obwohl der Bayerische Musikrat durch den Deutschen Komponistenverband initiiert eine der erfolgreichsten Petitionen für ein Klassikthema vorweisen konnte, war nicht mehr drin. Zwar spielt Neue Musik auf BR Klassik nur eine kleine Rolle. Dennoch ist es in Bayern das wichtigste Medium für deren Verbreitung. Trotz vieler Vorbehalte gegen das gewöhnliche Programm war es mir eine Pflicht, die damalige Petition ohne Zögern zu unterstützen.

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Aber warum soll nun eine Person der Neuen Musik den Erhalt von BR 1 im Analogempfang fordern? Wie BR Klassik ist BR 1 auch ein Platz für die richtige Volksmusik. Mag diese dort im Gegensatz zu volkstümlichen Formaten auch immer mehr zurückgedrängt worden sein, kann man sie dort noch breitenwirksam empfangen, ohne irgendwo auf dem Lande in einem versteckten Stadl nach ihr suchen zu müssen. Wer diese Musik in jeder Lebenslage aus dem Radio hören kann, begeistert sich eher dafür, sie kennenzulernen, ihre Instrumente zu erlernen, als wenn er sie in überbordender digitaler Pseudo-Vielfalt mühsam herausfiltern muss. Wenn er sie vorher nicht kannte, wird er sie kaum aktiv auffinden. Denn wie Neue Musik auf Klassikwellen ist Volksmusik ein Nischenprogramm, das am besten seine Hörerschaft findet, wenn sie einfach mal zufällig erklingt, als nutzergerecht irgendwann dem gewohnten Hörverhalten angepasst wird, was die Zukunft des digitalen Sendens sein wird.

Wie ich eingangs sagte, verdanken wir der Volksmusik auch wichtige instrumentale Impulse! Vom Akkordeon, der Gitarre, der Zither bis hin zum ungarischen Cimbalon wird dieses Instrumentarium in der Neuen Musik heute stärker denn je eingesetzt. Natürlich muss deren Lehre für den zeitgenössischen Musikbetrieb auch noch immer wieder gefördert werden, ist als Basis für all die diese Instrumente Lernenden und Spielenden der Zugang zu ungefilterter, nicht volkstümelnder Volksmusik ein zentraler Aspekt mit diesen Instrumenten. Wie sich Akkordeonisten, Gitarristen und Zitheristen in ästhetisch strengen Zirkeln zur Erforschung neuer Spieltechniken und Kompositionen zusammenfinden, so trifft man sie in lockeren volksmusikalischen Kreisen, lebt beides in ihnen selbstverständlich zusammen, bedingt sich gegenseitig von einer Nische zur anderen.

Deshalb gibt es eigentlich kein Argument, warum wir nicht nur aus Solidarität Bayern 1 unterstützen sollten: ein Teil unserer neuzeitlichen Seele tankt immer wieder in den Ländlern, Polkas und Juchezern, die zwar selten, aber doch konsequent einfach auf den analogen Frequenzen von Bayern 1 erreichbar sind. Und das sollte unbedingt bleiben! Solange nicht das gesamte Sendeangebot in Bayern von analog auf digital umgestellt wird, keine falschen Experimente mit den sensibelsten Wellen, um wieder mehr als 50% „Lufthoheit“ im BR-Sendegebiet zu haben durch den unsicheren Ausbau von Puls. Abgesehen von den technischen Vorbehalten und Klangverlusten des Digitalfunks, kommen die Vorteile eines ausdifferenzierteren und personalisierten Programms im Digitalen erst zum Tragen, wenn alle Sender dort generell senden. Also gute Gründe, die beiden Petitionen zu unterzeichnen: Hier geht’s zum Unterschreiben, bisher über 3000 Unterschriften seit 2.2.16 (Stand 6.2.16)!

Die kleinere, bisher hier verlinkte Petition, leider nur knapp 200 vom 3.-6.2.16 kann man hier finden.

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