Valery Gergiev für Krim-Annexion, wir für seine Entlassung als baldiger Chef der Münchener Philharmoniker

Er kann es nicht lassen, seinen Präsidenten toll zu finden. Valery Gergiev unterzeichnete mit über hundert weiteren russischen Künstlern eine Erklärung in der „Istwestja“, welche die kaschierte Krim-Annexion des russischen Putin-Regimes begrüßt. Wie man die Zugehörigkeit der Krim historisch bewertet, ist eine andere Sache. Mit seiner Unterschrift unterstützt Gergiev ein militärisches Vorgehen, welches jedem seiner bisherigen pseudo-pazifistischen Statements Hohn spricht. Zur Erinnerung: zuletzt verhedderte er sich mit Aussagen zum weltweit kritisierten Anti-Homosexualitätspropagandagesetz Russlands. Das führte zu Protesten in New York, London und München. Beim Glätten der Wogen betonte er immer wieder, wie unpolitisch und friedfertig er sei. Beides ist er mitnichten! Wer dies nicht sehen will und versteht, dessen Wahrnehmungsfähigkeit darf man in Zweifel ziehen. Politisch war sein Engagement in peinlichen Wahlwerbespots für die letzte Präsidentschaftskandidatur Putins, genauso sein Triumphkonzert im südossetischen Zchinwali nach der russischen Rückeroberung der Hauptstadt der abtrünnigen georgischen Teilrepublik.

Werbung

Entschuldigt wird dies von manchen Kommentatoren mit seiner Regimeabhängigkeit als Intendant des St. Petersburger Marinskij-Theaters. Das mag ein Fünkchen Wahrheit enthalten. Genauso aber gibt es zahlreiche Beispiele russischer Künstler, die dies nicht machen, gar protestierten und dennoch ihre Karriere ungestört in Russland und im Ausland bisher fortsetzen können.

Nachdem sich Gergiev öffentlich nach den LGBT-Protesten in München gegenüber dem Stadtrat zur Mäßigung in seinen Äußerungen verpflichtete, stellt sich nun die Frage, ob ein Unterstützer unverhohlener Aggression überhaupt noch als Chef der Münchener Philharmoniker geeignet ist. Oder sollte gerade dieses großspurige Auftreten ihn für all die Stabdiktatorenverehrer zum besten Nachfolger Celibidaches und Thielemanns machen? Gerade im Falle des altersweisen Zen-Buddhisten aus Rumänien ein absolutes No-Go. Aktuell herrscht Wahlkampf in der Münchener Kommunalpolitik. SPD und Grüne wie CSU begrüßten vor knapp zwei Jahren wärmstens seine Auswahl, nur die kleine FDP und ein paar andere noch Kleinere äußerten Bedenken, lange noch bevor den LGBT-Problemen hieß die schwul-lesbische mitregierende Rosa Liste dies gut, bevor sie im Winter eine 180° Wende vollzog und sich unredlich an die Spitze der LGBT-Proteste in München stellte. So dürfte dies allen nun recht ungelegen kommen. Bleibt die Hoffnung, dass ein neuer Oberbürgermeister diese Scharte auskratzt und Gergiev aus wichtigen Gründen fristlos den Laufpass gibt. Die Maß ist voll! Führen sonst leere Bierkrüge hier in Bayern zu Protesten, möge nun das übervolle Fass endlich überlaufen. Das Politische überwiegt hier unschön jegliche Kunst, so dass ein Neuanfang auf allen Seiten und ein weniger überprofilierter Dirigent endlich das angemessene Mittel für die doch arg vom Klangideal Celis und dessen Disziplin abgekommenen sein werden. Oder wird die Kulturpolitik dies schweigend aussitzen?

Liste(n) auswählen:
Unsere Newsletter informieren Sie über Neuigkeiten im Badblog Of Musick. Informationen zum Anmeldeverfahren, Versanddienstleister, statistischer Auswertung und Widerruf finden Sie in unserer Datenschutzbestimmungen.
Komponist*in

Komponist*in

14 Antworten

  1. Kann es nur unterstützen.

  2. Aletheia sagt:

    Geblendet durch die Selektion und Einseitigkeit in der Berichterstattung hierzulande wird gefordert einen russischen Dirigenten zu entlassen, weil er seinerseits parteiisch auf einer Seite steht, nicht zuletzt vielleicht durch den Einfluss, den russische Berichte auf ihn haben mögen. Westliche Politik und Medien haben zur Genüge bewiesen, wie mit zweierlei Maß bewertet wird. Wer kann sagen, was wahr, was falsch, richtig oder gut ist. Muss ich nun aus meinem Job entlassen werden, ob der (zurecht) kritischen Haltung, die ich zu dieser Situation einnehme?
    Den anderen Aussagen kann ich wiederspruchslos zustimmen.

  3. Die deutsche Berichterstatung ist schon ok. Als jemand, der gerade aus Moskau kommt, dort sechs Monate im Jahr arbeitet und täglich mit seinen Verwandten in Kiev und auf der Krim telefoniert, muss ich leider sagen, dass die Welt oft langweiliger ist als man es sich wünscht.

    Putin ist tatsächlich böse. Merkel – in seltenen Fällen, wo sie sich aus dem Schutzgraben traut – hat das Zeug dazu, gut zu sein. Valery Gergiev ist nicht nur der reichste Musiker im Klassik-Bereich sondern auch einer der grössten Puten- (nicht Putin-) fleisch produzent in Europa mit einem Milliarden-Umsatz.
    http://www.forbes.ru/news/237941-gergiev-okazalsya-sovladeltsem-krupneishego-proizvoditelya-indeiki-v-rossii

    Natürlich fürchtet er um sein Business und unterschreibt jedes Zeug was ihm vor der Nase gehalten wird. Und natürlich wird er sein Truthahn-Imperium mit em Geld aus dem Freistaat noch mehr ausbauen. Wie oft er dabei in München dirigieren wird mit seiner heutigen Auslastung ist auch ’ne Frage.

  4. Und es geht jetzt nicht um Boykott russischer Künstler in Deutschland oder gar russischer Kulturinstitutionen. Ich sage das jetzt mal als russischer Künstler, der selbst verschiedene Institutionen und Projekte in Russland in den letzten Jahren geleitet hat. Es geht darum, dass man versteht, dass die Leute, die in Russland leben und arbeiten sich nicht automatisch mit Putins Politik solidarisieren. Und dass es eine neue spannende Kulturszene gibt, sowohl im Klassik-Bereich, aber vor allem im Neue-Musik-Bereich. Und dass diejenigen, die diesen Pro-Putin Brief unterschrieben haben, oft direkt oder indirekt dazu gezwungen wurden.

    Gleichzeitig muss man sich dessen bewusst sein, dass es mehrere Künstler gibt, deren Unterschriften man sich unter solch einen Brief niemals vorstellen kann.
    Ob Gregory Sokolov oder Gidon Kremer, ob Teodor Currentzis oder Vladimir Jurowski, geschweige denn Jewgenij Kissin, all diese Leute sind in einem solchen Kontext absolut undenkbar.

    Auch die klare Position des Hermitage Chef Michail Piotrowskij hat den Aufruf zur Putin-Unterstützung eine klare Absage erteilt und mehrere andere Künstler, die sich geweigert haben, den Pro-Putin Brief zu unterschreiben und ihre Solidarität mit den ukrainischen Kollegen gezeigt haben, dies muss respektiert werden.

    Wie gesagt, Ihr müsst euch selbst entscheiden, ob Ihr in Gergiev einen Dirigenten oder eher einen Parteifunktionär seht, was bei ihm in Euren Augen überwiegt. Und wie oft Ihr ihn überhaupt in München sehen werdet, angesichts seiner Auslastung. Aber eine deutlichere und klarere Position von Seiten der Politik in Bezug auf Putins Handlungen und dessen Unterstütung seitens einiger Kulturfiuntionäre wie Valery Gergiev, Denis Matsuev oder Yuri Bashmet wäre heute nicht falsch. Denn wenn ein Künstler de facto eine Anstiftung zum Mord unterschreibt (das erste Opfer der pro-russischen Einheiten gibt es seit gestern in Donetsk) müsst Ihr selbst überlegen, wie wertvoll für Euch seine Kunst ist.

    Wenn heute ein deutscher Politiker dazu auffordert, dass Schalke 04 jetzt ohne Gasprom-Logo auftitt, erinnert es mich an die Öko-Hipster, die auf ihren Apple-Macs das Logo verkleben, aber das Gerät selbstverständlich weiter nutzen. Handlungen eines Staats sollten sich eigentlich von denen eines Öko-Hipsters unterscheiden, nicht wahr? Insofern wäre mehr Klarheit und Konsequenz wünschenswert.

    Herzlich,
    SN

  5. Lieber Sergej,

    Danke für die deutlichen Worte. Es geht nicht um Kunstverbote oder dergleichen wenn man von der Kulturpolitik einfordert, Künstler in einen grösseren als nur künstlerischen Zusammenhang wahrzunehmen. Im konkreten Falle würde dies bedeuten, auf Gergiev als Generalmusikdirektor zu verzichten. Gastspiele durch ihn würde dies wiederum nicht grundsätzlich ausschliessen, also die Freiheit der Kunst an sich auch für solch politisch höchst problematische Persönlichkeiten wie Gergiev nicht ausschliessen. Es sollte allerdings klar sein, dass eine politisch so agierende Persönlichkeit niemals für eine Festanstellung bei einer Institution wieder Stadt München geeignet ist. Denn ob dort Beschäftigter oder z.B. kultureller Subventionsempfänger: jeder muss sich rechtstreuen und nicht-diskriminierenden Richtlinien im Sinne der sog. „freiheitlich-demokratischen“ Grundordnung der BRD unterwerfen.

    Übrigens wird es wohl bei der gesamten Entscheidungsfindung für Gergiev niemals um Kunst an sich gegangen sein: die herbste Einbusse für die Münchener Philharmoniker mit dem Weggang Thielemanns war der Wegfall der prestigeträchtigen Auftritte in Baden-Baden und potentielle Aufnahmen mit diesem. Mit Gergiev erhoffte man sich dahingehend einen Ersatz, der noch toller die $-Augen und Prestige-Freuden in den Herzen der Abstimmungsmehrheit im Orchester hochschlagen ließ. Dazu endlich wieder ein grosser Name. Ob das wirklich zu besseren künstlerischen Ergebnissen führen würde, war letztlich zweitrangig. Ich mutmasse sogar, dass man wie gesagt einerseits das Renomme in der Tasche glaubte und dies andererseits für eine geringeren Probenaufwand im Vergleich zu Celibidache oder Thielemann. Denn bei einem Dirigenten, der wie Gergiev über den Globus hetzt, ist immer mit kurzen Probenphasen, Verspätungen zu rechnen, scheint er ja v.a. sein Druck-Dirigat in den Aufführungen selbst erst auszuüben, darin Kanppertsbusch nicht unähnlich, der ähnlich ungern probte. Aber wie gesagt, das unterstelle ich jetzt nur.

    Interessant, lieber Sergej, ist Deine Aufzählung von Künstlern, die NICHT unterzeichneten, darunter der in Russland künstlerisch gross gewordene Teodor Currentzis. Bevor die Wahl auf Gergiev fiel, dirigierten auffällig viele neue Namen der internationalen Szene in München die Philharmoniker, darunter auch er. Currentzis ist natürlich noch lange nicht so vernetzt und prominent wie Gergiev, vielleicht sucht er auch noch mehr sich selbst. Aber genau diese Schwelle der Möglichkeiten hätte ihn nach dem Scheitern von Levine und Thielemann als erstmal mehr der Arbeit als dem Glanz Verpflichteter für das Orchester hervorragend geeignet gemacht, man hätte zusammen an sich neu wachsen können. Also eine richtig künstlerische Entscheidung!

    Das Problem ist und bleibt in Deutschland in Bezug auf erfolgreiche Russen aber, dass man alles für deren Gasmilliarden oder Truthahnmillionen unternimmt, ja, zur Übernahme von Staatsschulden drängt. Dann aber ungern oder nicht die Bremse zieht, wenn die gesamte Amoralität dahinter zum Vorschein kommt. So lässt man Unternehmen und Künstler für den Rechtsraum Deutschland irgendwelche Selbstverpflichtungen unterschreiben, an denen diese sich in ihren Ländern aber nur selten orientieren werden. Das erinnert an die battyman-Reggae-Jamaikaner: daheim zum Schwulenmord aufrufen, dann z.B. in München doch aufzutreten, Erklärungen unterschreibend, diese Songs hier zu unterlassen. Und sich kaum zu ändern, auch wenn es nun in Jamaika selbst einen Reggae-Commpassionate-Act gibt: wie schön, um irgendwelcher Leute Mitleid zu wissen, die vorher zum draufschlagen aufriefen. Oder die Politik eines Präsidenten unterstützen, der Schwule wie das Völkerrecht mit Füssen tritt! Und zu aller Letzt: wann wird je wieder ein atomwaffenbesitzender Staat seine Raketen an anderer Schutzmächte abtreten, wenn es an den Fall der Ukraine denkt, die ihre Sowjet-Atomwaffen an Russland abtrat, dafür Garantien ihrer Grenzen erhielt und nun einen Landesteil verliert, wie die Krim, die strenggenommen eigentlich auch den Türken, den Griechen oder den Schweden (für die Gotenreste dort bis ins 19. Jhd….) zustehen dürfte, da diese viel ältere Rechte dort haben würden. Alles ein peinliches Kartenhaus…

  6. Ja, die Griechen waren zuerst da (5 Jh. vor Christi). Auch Italiener (Ovid, zumindest).

    Ich als Krim-Bewohner wäre sofort dabei, wenn Krim ab dem 16. März griechisch sein würde, nur da MUSS man aber Gergiev und seine Truthähne definitiv nach München holen, um den Standort finanziell zu verbessern, oder wer bezahlt sonst den ganzen Spass?))))))

  7. Aletheia sagt:

    3 (3) Niemand darf wegen […] seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. […]

    5 (1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. […]

    „Mehr Klarheit und Konsequenz“ wären nicht nur falsch, sie würden auch genau jene Werte auf die Tagesordnung bringen, welche man bei der Gegenseite zu erkennen vermutet und zu verurteilen pflegt.

    Die „Konfliktlösungen“ der EU/Nato sind und waren freilich immer legal/völkerrechtlich makelos? In diesen Tagen wird ja gerne schwarz/weiß-malerisch polarisiert dargestellt, es gäbe nur pro-westliche und pro-russische Haltungen. Der oben vorangehenden Ausführung nach, müsste dann jeder Künstler, oder allgemein: Mensch, der in welcher Form auch immer die westliche Politik (da ja automatisch „anti-‚pro-russisch‘ „) heiligt, die Opfer der Natokriege auf dem Kerbholz haben?

    Was im Kosovo gebilligt wurde, wird in der Ukraine/Krim verurteilt. Wie gesagt: zweierlei Maß.

    Ich weigere mich auf dieser oder jenen Seite zu stehen, weder für das eine, noch gegen das andere zu sein. Viel zu unüberlegt und manchmal willkürlich wird hier Partei genommen.

  8. Es gibt eine klare DIfferenz zwischen Freiheit religiösen und politischen Ansichten und Äusserungen und (de facto) Anstiftung zum Mord, die Gergiev gerade durch seine Unterschrift betreibt. Das Erste wird hier von der Verfassung garantiert, das zweite ist strafbar. Denkt daran.

    Und versucht nicht das eine Unrecht durch ein anderes zu rechtfertigen.

  9. Mh – im Kosovo, da war irgendwas mit Serbien/Albanern. Ich hab’s schon ganz vergessen. Immerhin serbische Schätzungen von 2000-3000 Toten, UN-Zahlen von bis zu 10 Tsd. Irgendwie eine andere Grundlage… Auf der Krim gab es bis jetzt v.a. Gott sei Dank wenige Tote, allerdings keine durch Ukraine. Aber dieses Fass schliesse ich gleich wieder. Es gibt einfach keine Gründe für Russland, momentan verdeckt oder offen auf der Krim die Separation voranzutreiben, gerade so rein zufällig zu einer Zeit, wo das Nachbarland generell instabil ist. Wie russisch man die Krim empfindet, das Problem per Autonomie, Unabhängigkeit zu lösen ist: dies JETZT ins Spiel zu bringen, zeigt die schlechten Manieren des aktuellen russischen Regimes. Zudem dem Westen mit berechtigter Kritik heimzuleuchten ist das eine, nur legitimiert das genauso wenig das völkerrechtswidrige Handeln Russlands. Der einzige Weg wäre, dies vor ein UN-Schiedsgericht zu bringen, s. Aalandinseln – wobei der Kompromiss zw. Schweden und Finnland ausgerechnet nur einem wieder missfiel: Russland/UdSSR!

    Schön, dass Sie das GG zitieren. Aber dies ist genauso exzerpistisch wie Ihre Weltsicht, wenn es darum geht, den Westen unbedingt als schlecht zu empfinden. Vergessen Sie nicht Art 1 Abs. 1, das mit der Würde des Menschen und der Verpflichtung für den Staat, sie vor allen Dingen zu schützen. Mit seiner Unterschrift unter das Unterstützerdokument für Putin und seine russischen Einmarschoptionen in der Ukraine und dessen Einmarschrealitäten auf der Krim, ruft Gergiev quasi indirekt mit auf, die Würde des Menschen, im Sinne einer nebulösen russischen externen Generalprävention zu missachten. Art 3 und 5 sind dem untergeordnet, nicht zu vergessen die Schranke in in Art. 5 Abs. 2. Aber das ist eigentlich egal. Entscheidend wäre hier, dass v.a. hier eine Anti-Extremismus und Anti-Diskriminierungsverpflichtung greift, der jeder Beschäftigte im öffentlichen Dienst unterliegt, zumal bei Neueinstellung. Nachdem Gergiev seinen Dienst noch nicht angetreten hat, aber in genau beiden Dingen unangenehm öffentlich auffällt, wäre eine Trennung von ihm jetzt mehr als angesagt. Mag er Gast sein, etc. Aber als Chef taugt er nicht! Nicht weil er patriotisch ist oder jemand die westliche Politik ungerechtfertigt findet. Nein, Gergiev unterstützt ohne Not, wie z.B. im Kosovo den Bruch des Völkerrechts, damit verbunden allgemein bekannte anfallende Kollateralschäden. Und vergessen Sie das Atomwaffenrückgabetotschlagargument nicht! Kein Staat wird nach diesem Erlebnis der Ukraine seine nuklearen Arsenale freiwillig Anderen überlassen werden. Möge Ihnen bei jedem Truthahnschenkel die Frage in den Kopf kommen, ob das nicht geklautes Volkseigentum samt Völkerrechtsbruch ist!

  10. Aletheia sagt:

    Ich möchte entschärfend bekräftigen, dass ich den Westen nicht „unbedingt als schlecht“ empfinden möchte, weder will ich das Vorgehen Russlands zur Gänze gerechtfertigt sehen noch einen Völkerrechtsbruch durch einen anderen entschuldigen.
    Ich werde nur den fahlen Beigeschmack nicht los, der sich einstellt, wenn ich mir Gedanken darüber mache, wie (un-)schuldig der Westen bei dem Umsturz wirklich gewesen sein mag (laut „Fuck the EU“-Noland: 5 Mrd. Dollar für „Demokratisierung“ der Ukraine), welche, vielleicht vorhersehbar, zu dieser russischen „Stellungnahme“ führte, nachdem wiederholt nicht auf russische Interessen eingegangen wurde (mögliche Provokation und Intention?). Das politische und mediale Aufbegehren empfinde ich daher irgendwie als heuchlerisch. Während die Nato die Osterweiterung, entgegen einem ‚Versprechen‘ gegenüber Russland, vorangetrieben hat, soll nun Russland Einhalt geboten werden, das in den letzten Dekaden, meist billigend, selten durch Veto, Ausuferungen des Westens in Kauf genommen hat.
    Ich habe auch ein Problem mit der maßlosen Dämonisierung Putins, während eigene ähnliche Handlungen in der Geschichte dokumentiert sind, welchen ein vergleichbares Maß an Kritik fehlte/fehlt.

    Leider tappe ich in die Falle des Digitalzeitalters, die Möglichkeit zu nutzen Ärger affektiv und unmittelbar Luft zu machen (im Gegensatz zum „besonnenen“ Schreiben eines guten alten Leserbriefes). Und mehr bezugnehmend auf das eigentliche kulturelle Problem, weg von den rein politischen Themen, gebe ich zu, die Ausmaße Gergievs Unterschrift unter den Brief nicht richtig realisiert zu haben und danke Ihnen für die ausführliche Beleuchtung, Herr Strauch (auch Herr Newskij).

  11. Aletheia sagt:

    Mit Namen hatte ich heute wohl Probleme: „Nuland“ und „Newski“ natürlich, bitte um Verzeihung.

  12. knopfspiel sagt:

    „Ich habe auch ein Problem mit der maßlosen Dämonisierung Putins, während eigene ähnliche Handlungen in der Geschichte dokumentiert sind, welchen ein vergleichbares Maß an Kritik fehlte/fehlt.“

    Putin braucht man nicht zu dämonisieren, der Mann ist schon so schlimm genug. ;-P

    Und wozu die Vergleiche? Muss ich erst feststellen, dass es in Europa keine Probleme mehr gibt, bevor ich anderswo Missstände feststellen darf?
    Homophobe Politiker gibts auch bei uns, ja. Schande für uns, aber zumindest sind die zurzeit keine Staatschefs.

  13. Genau und die Homophobie ist keine Staatspolitik hier. Nicht mal in Bayern. :p.

    Und – ich spreche aber hier nicht von „Misständen anderswo“, sondern versuche als ein aktiver und in seiner Heimat ziemlich erfolgreicher Komponist und Kurator die Sichtweise russischer Intellektuellen zu vermitteln. Nur das, nicht mehr.