Gute und schlechte Horrorfilme I

Ich war in den letzten Tag schwer erkältet und geschwächt (bitte eine Runde Mitleid zum Mitnehmen). Arbeitsunfähig. Ist mir lange nicht passiert. Egal.

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Abhilfe konnte nur der Gang in die Videothek schaffen. Horrorfilme auf Blu-ray ausleihen.

Hier ein kleiner Bericht:

Ruinen (USA 2008)
Regie: Carter Smith

Inhalt: Eine Gruppe Jugendlicher macht Urlaub in Mexiko. Der Strand und der viele Alkohol werden langweilig. Also folgt man dem Tipp, zu einer geheimen Maya-Ausgrabungsstätte zu fahren. Böser, böser Fehler…

Urteil: Gute Effekte, gute Dramaturgie, fieses Sterben. Kann man sich auf jeden Fall anschauen.

Piranha 3D (USA 2010)
Regie: Alexandre Aja

Inhalt: Spring-Break-Party an einem Binnensee im heißen Arizona. Mädels, Alkohol und gemeine Killer-Fische.

Urteil: Der Film mit dem meisten Blut in der Filmgeschichte. Abgerissene Gliedmaßen all you can eat. Sehr nette Darstellerinnen. Viel Humor (aber nicht zuviel; das macht jeden Horrorfilm kaputt). Absolut gutes Sterben. Klasse Film. Etwas für die ganze Familie und alle Aquarianer. Meine Empfehlung.

Saw 3D – Vollendung (USA 2010)
Regie: Kevin Greutert

Inhalt: Der siebte und angeblich letzte Teil der „Saw“-Saga. „Ich will ein Spiel spielen!“ Ja, ist klar. Der Inhalt ist ja immer gleich.

Urteil: Für einen siebten Teil nicht schlecht. Das hätte Richard Wagner nicht vermocht (sein „Ring“ hat ja – Gott sei gedankt – nur drei Hauptteile mit Intro). Zum Schluss etwas bemüht in der zitierenden Zusammenfassung aller bisherigen Teile. Ja, ja, da „schließt sich ein Kreis“. Wir haben verstanden. Trotzdem: Genau das Richtige für einen romantischen Pärchenabend.

My Bloody Valentine 3D (USA 2009)
Regie: Patrick „Jacques“ Lussier

Inhalt: Valentinstag in einer kleinen Bergarbeiterstadt. Schlimme, schlimme Vorgänge in einem Bergwerk. Der einzige Überlebende wird zur Killermaschine. Dann stirbt er. Denken alle! Ist aber nicht. Oder doch? Das brutale Morden mit berufseigenem Gerät geht weiter. Wäre ja auch sonst blöd. Wer steckt hinter der unschönen Maske? Und: Woher bekommt man derart stabile Spitzhacken?

Urteil: Eigentlich kein schlechter Film. Gutes Setting. Man erfährt einiges über Bergwerke (ganz schön dunkel und, äh, „unaufgeräumt“ dort). Aber: Finger weg von der deutschen Fassung! Denn aus der wurden die schönsten und blutigsten Szenen rausgeschnitten, ohne, dass man auf der Verpackung drauf hingewiesen wird. Erst im „Making of“ kann man sich an den – dann natürlich erklärten und damit ihrer Aura beraubten – Effekten erbauen. Schade. Auch die immer gleichen Sound-„Überraschungen“ beim Auftauchen des Gasmaskenmörders sind nach einiger Zeit nervend. Da hätte man sich etwas mehr Variationen gewünscht.

Das Kind (Deutschland 2012)
Regie: Zsolt Bács

„Inhalt“: Ein süßer – natürlich aufgrund eines irreparablen Hirntumors „dem Sterben geweihter“ – Waisenjunge behauptet, in seinem früheren Leben ein Serienkiller gewesen zu sein. Darauf bringt ihn die Hokuspokus-Rückführung eines Psychologen, die er – das Normalste von der Welt! – von der Krankenschwester Carina zum, ich bringe es kaum über die Tasten: zum Geburtstag (!) geschenkt bekommt. Allerhand (gähn) Abgründe tuen sich auf.

Urteil: Wenn Deutsche versuchen, einen Horrorfilm zu drehen… Aua aua. Wirre Handlung. Ein ewig nervender grün-grauer Farbfilter über dem gesamten Film. (Leider hat man vergessen, dass der Farbfilter bei einer Szene, in der eine Ampel – überraschend – von „rot“ auf „grün“ schaltet, auch noch seine Augen-ermüdende Wirkung tut; denn sowohl „rot“ als auch „grün“ erscheinen als… sagen wir: „beige“…).
Ben Becker zeigt, dass er in der Tat ein schlechter Schauspieler ist. (Immerhin sieht das Drehbuch vor, dass er in seiner Rolle sagen muss: „Ich bin ein zugekokstes Arschloch“. Tolle Selbsterkenntnis.) Ganz besonders schlimm: Man wollte eine internationale Produktion draus machen. Also müssen sich alle deutschen Schauspieler selbst synchronisieren. Etwas, was mich schon immer angeekelt hat. Das schniefig-rührselige Ende macht das Ärgernis perfekt. Finger weg!

Frozen River (USA 2008)
Regie: Courtney Hunt

Inhalt: Ist gar kein Horrorfilm, sondern ein Drama. Huch. Ist mir aus Versehen in die Hände gefallen. Eine arme Mutter in einer ländlichen Region des Staates New York versucht, ihre zwei Kinder durchzubringen. Trifft auf eine Kleinkriminelle mit indianischen Wurzeln, die die unklaren polizeilichen Zuständigkeiten in der autonomen Verwaltung eines Indianerreservats ausnutzt. Die merkwürdige Begegnung zweier Frauen. Eine ungewöhnliche Schmugglergeschichte.

Urteil: Großer Film. Ungeschönt und ehrlich. Nebenbei erfährt man etwas über abgelegene Regionen in den USA und über die Möglichkeit, unerwartete Freundschaften einzugehen. Meine absolute Empfehlung.

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Arno Lücker wuchs in der Nähe von Hannover auf, studierte Musikwissenschaft und Philosophie in Hannover, Freiburg - und Berlin, wo er seit 2003 lebt. Er arbeitet als Autor (2020 erschien sein Buch »op. 111 – Beethovens letzte Klaviersonate Takt für Takt«, 2023 sein Buch »250 Komponistinnen«), Moderator, Dramaturg, Pianist, Komponist und Musik-Satiriker. Seit 2004 erscheinen regelmäßig Beiträge von ihm in der TITANIC. Arno Lücker ist Bad-Blog-Autor der ersten Stunde, Fan von Hannover 96 und den Toronto Blue Jays.

2 Antworten

  1. Auffällig: Deine Vorliebe für 3D-Filme. Hast Du etwas als „armer zeitgenössischer Komponist“ einen 3D-Fernseher zuhause? Na sowas!

    Ruinen: fand ich auch ganz lustig. Das Buch ist sogar noch fieser…
    Saw 3D: ächz – ich habe ja tatsächlich ALLE Teile gesehen, aber der ganze Torture Porn geht mir langsam auf die Nerven.

    Also das war jetzt alles total Neue-Musik-relevant und so.

  2. Stefan Drees sagt:

    Auch Musikwissenschaftler sind nicht ganz unbewandert. Mein Tipp: Scott Derricksons „Sinister“, ein Film, der mir durch seine extrem gut gemachte elektronische Sound/Musikebene aufgefallen ist (also: rein wissenschaftliches Interesse…), und der – nebenbei bemerkt – ziemlich perfide war, weil er die altmodische Story (Schriftsteller zieht mit Familie in ein Haus, in dem kurz zuvor eine Familie ermordet wurde – nicht vorher über weitere Details informieren!) auf ziemlich unerwartete Weise variiert. Gibt es aber leider bislang nur als Blue-ray Import und scheint auch in absehbarer Zeit nicht für den deutschen Markt vorgesehen…