Eierlegende Orchesterwollmilchsau – ein Haus der Musik für München

Nachdem letzthin der Verwaltungsrat des Deutschen Museums sein generelles Placet für einen Umbau des Kongresssaales des Münchener Deutschen Museums zu einem Konzertsaal gab, zeichnen sich nun geradezu revolutionäre Lösungsansätze vor dem frühlingshaftem Alpenpanorama ab. Nachdem selbst der Kulturretter Siemens das Münchener Kammerorchester demnächst vor die Türe setzen wird, noch gar nicht klar ist ob das Amerikahaus Platz machen wird, schien die Situation auswegslos zu werden. Auch das Staatsorchester des Gärtnerplatztheaters befindet sich umbaubedingt auf Wanderschaft – wie Opernorchester ja nie permanent an ihrem Aufführungsort porben, von den temporäre Locations nutzenden freie Szene Ensembles Taschenphilharmonie, Ensemble Zeitsprung und piano possibile ganz zu schweigen, nur um da die Wichtigsten zu nennen.

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Doch es kam zu als pfingstlich bezeichnender Selbsterkenntnis im südlichsten Kulturklinkerbau Deutschlands, dem Gasteig und seinen Münchener Philharmonikern, zeitgleich mit dem BR Sinfonieorchester im teppichlosen Gobelinsaal der Residenz, ihrem nicht ihnen gehörenden Herkulessaal! Das Problem ist nicht ein Konzertsaal, das Problem ist der Luxus eines Probenraumes, der zugleich Konzertsaal sein muss. Wie es sich eben nach Jahren der Diaspora die Philharmoniker mit ihrer Gasteig-Philharmonie leisten, wie die dort nur gastweise aufspielenden BR Sinfoniker es sich so sehnsüchtig wünschen und ihrem traditionsreichen Herkulessaal schnöde den Rücken zeigen wollen. Aber wie gesagt, jetzt dämmerte es erkenntnisreich in den Musikersynapsen!

Pünktlich zum österlichen Friedensfest legt man ein besonderes Ei: Auf dem Areal des bald ehemaligen Kongresssaales des Deutschen Museums wird ein „Haus der Musik“ entstehen. Mitten im Stadtzentrum der gigantischste Probenmehrzweckbau der Republik. Wie das obige Bild zeigt, werden die platzeinnehmendsten Orchester im Parterre Platz nehmen. Den Neue-Musik-Spezialisten lässt man dafür die luftige Aussicht auf die Alpen, ähnlich der Kompositionsklasse im Hochschulturm Stuttgarts. Selbst die Münchener Sinfoniker haben ihre Beteiligung zugesagt, üben sie doch schon Jahrzehnte in einem regelrechten Studio, gleich am Berg oben um die Ecke, als seien sie ein waschechtes Rundfunkorchester, wie das geschrumpfte des BR. Denn bisher kam im BR niemand auf die Idee, einen der ungenutzten Hörfunksendesäle adäquat als BR-Sinfoniker-Probenraum herzurichten.

Nun werden sich Stadt und Land also zusammentun um das Neue Haus der Musik zu ermöglichen. In weiser Voraussicht einer vielleicht 2013 drohenden Grossen Koalition nach Ausscheiden der FDP und Mehrheitsverpassen durch Ude und Seehofer anläßlich der bayerischen Landtagswahl wird man das Haus Horst-Christian-Ei nennen. Denn in dieser Paarung möchte man dann der grösseren Unionspartei in Berlin Mores lehren. Und wie man leicht erkennen kann, wird die österliche Kuppel die Reichstagsrotunde bei weitem übertreffen: Selig sind die Leichtgläubigen!

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3 Antworten

  1. peh sagt:

    1. April war doch schon, oder?

  2. Alexander Strauch sagt:

    Korrekt – Ostereier suchen ist allerdings ebenso angesagt, mit Verlaub. Wie auch immer – angesichts der meilenweiten Raumproblem-Differenzen zwischen BRSO und MKO kann man dieses dennoch auf ein Proberaumproblem destillieren. Warum also nicht ein Haus, welches ideale Probebedingungen schafft, eine Art Ircam-Saal des Übens? Klingt bizarr, wäre dennoch ein Lösungsansatz. Die Konzertsaal-Akustik klärt dies noch nicht, würde aber den Blick für die bestehenden Räume frei machen. Wie auch immer, vielen Dank für den Datumshinweis und frohes Eiersuchen.

  1. 6. Oktober 2012

    […] Herr Herbert G. Schön ein Beitrag zur Münchner Konzertsaal-Debatte. Ich versuchte mich im Blog schon einmal daran, mehr oder minder humoristisch. Politik und Medien sowie Fördervereine und […]