Das tube und das you

Interessante Neuigkeiten aus Amiland – youtube hat die Urheberschaft musikalischer Werke, die bei diesem Portal täglich millionenfach angeklickt werden, öffentlich anerkannt und wird nun einen Teil der „Revenue“ (des Aufkommens, das durch Werbebanner und Werbeeinspielungen bei youtube landet, und das ist nicht wenig…) an die betroffenen Musikverlage und damit auch die Urheber weiterleiten. Damit endet ein vierjähriger Rechtsstreit.

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Siehe auch hier:
oder auch hier:

Die schlechte Nachricht: Dies betrifft nur die NMPA (National Music Publishers Association) in den USA, und z.B. auch nicht die Musikverlage, die Sony, EMI, Warner oder Universal angehören (und die den Großteil des Repertoires ausmachen). Und natürlich auch nicht die Werke, die von der GEMA vertreten werden, die schon seit Jahren erfolglos mit youtube verhandelt, ohne zu einem Ergebnis gekommen zu sein.
Die genauen Details der Vereinbarung mit der NMPA sind unbekannt, anzumehmen ist, dass die NMPA youtube sehr entgegengekommen ist und einen niedrigen Anteil als Verwertungsrechte akzeptiert hat. Dies würde ins Bild passen – der Grund warum die GEMA z.B. noch keinen Deal mit youtube verhandelt hat ist, dass der GEMA youtubes Angebote bisher als zu absurd niedrig erschienen sind.

Weiterhin leben wir also musikalisch in einer seltsamen rechtlichen Grauzone, was youtube angeht: Einerseits wird diese Plattform von praktisch allen Usern genutzt (übrigens auch intensiv von der Neuen und experimentellen Musikszene) andererseits ist nach wie vor quasi der einzige, der damit Geld verdient, youtube selber, nicht aber die Urheber der angeklickten Werke. Die machen aber die Werbung die vorher läuft (momentan ist es der Autoverleiher Hertz) und damit die Einnahmen für youtube überhaupt erst möglich. Und hier ist es tatsächlich der „long tail“, der die Einnahmen bringt – tatsächlich sind die populären Videos, die von den Majors auf youtube geduldet werden, in der Minderheit gegenüber content, der von den Usern selber umsonst hineingestellt wird, dabei aber natürlich fast immer Urheberrechte verletzend.

Wer auf die aktuellen „greatest hits“ von youtube klickt (leider ist Stockhausen nicht darunter, dafür aber ein Video über einen Jungen, der vom Zahnarzt kommt, was fast dasselbe ist), wird sehr oft folgende Nachricht sehen: „Leider ist dieses Video in Deutschland nicht verfügbar, da es Musik enthalten könnte, für die die GEMA nicht die erforderlichen Musikrechte eingeräumt hat“. Wobei das natürlich als negative Kampagne gegen die GEMA zu verstehen ist, denn viele User werden sich natürlich dann fluchend über die GEMA beschweren, wenn Ihnen das neue Video des nervenden Aufziehäffchens Justin Bieber vorenthalten wird. Wäre es nicht stattdessen besser, eine Beethovensymphonie zu spielen? (rechtefrei, zumindest was die Komposition angeht, aber man kann ja eine alte Toscanini-Aufnahme nehmen, die nicht mehr geschützt ist, um Tantiemen an Musiker zu vermeiden). Wäre doch schön – User XY klickt Lady Gaga an und hört stattdessen die schönsten Stellen aus „Fidelio“….

Wie auch immer: Leidtragende der momentanen Situation sind nach wie vor die Urheber selber – alles ist verfügbar und alles ist umsonst. Das ist zwar ideell schön, nicht aber, wenn sich youtube als einziger daran bereichert.

Moritz Eggert

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4 Antworten

  1. Ergänzend, Moritz, ich glaube schon, dass YouTube in die Kampfkasse Geld zurücklegt um etwaigen Ansprüchen, die aus künftigen Lizenzabkommen mit der GEMA kommen werden, geracht zu werden. Das gibt dann sicher eine tolle Ausschüttung an der aber mit Sicherheit vor allem die BigPlayer in der GEMA partizipieren werden. So war es bei der Kabelgeschichte dieses?/letztes? Jahr … .

    Für die momentane Situation – wie sie ist – bringt das jedoch nichts. Und YouTube ist geschickt in der Manipulation der Öffentlichkeit. Geschickter als es die GEMA je war oder sein wird (die wollen ja auch nicht manipulieren).

    Ich möchte den Urhebern nur raten, lasst euch da nicht auf einen miesen Kompromiss ein. Fechtet das durch.

  2. Stefan Beyer sagt:

    Schreibt Youtube schwarze Zahlen? Ich traue dem Hype ums kommenrzielle Potential von den riesigen Kostenlos-Diensten von Facebook bis Youtube nicht über den Weg.

    Wenn man Gaga klickt, aber Beethoven kommt, wem wäre damit gedient? (Warum sind „Klassiker“ – siehe div. Schulmusik-Curricula – eigentlich solche Fans von Fremdbestimmung?)

    Ansonsten sehe ich keinen leidmäßigen Bezug zur Neuen Musik. Gaga mag sich geärgert haben, dass die Platten nicht mehr übern Ladentisch gingen. Dass die Rechte nicht vergütet wurden. Aber die Neue-Musik-Leute sind doch happy, dass es diese Plattform gibt. Ich nehme an, in Sachen Chartsmusic freut sich Johannes Kreidler mehr über das Verbreitungspotential der Plattform und die Aufmerksamkeit, die ihm oder dem Video dadurch zuteil wurde, als dass er irgendwie litte, von Youtube/der Gema geldmäßig übergangen worden zu sein.

  3. querstand sagt:

    @ hufi: sehr fein! Man steckt ja selbst in der Zwickmühle als Urheber und youtube-User. Eigentlich sind mir die Einnahmen aus meinen eigenen Beiträgen dort schnuppe. Wenn yt damit Geld verdienen sollte, sähe es wieder anders aus. Aktuell gibt es auf meinen Seiten keine Werbebanner fremder. Wenn man mich also direkt ansteuert, den Link direkt klickt, kommt man an yt’s-Werbeeinnahmen vorbei. Wehe aber, man sucht mich nominell yt-intern, so wird man auf der Suchseite mit Werbung überhäuft. Auf der Ergebnisseite ist es dann wieder werbefrei. So könnte man pro-yt argumentieren, denn: sucht man via Google nach denselben Begriffen, stösst man erst recht auf Werbung, verdient Google mit meinem Ergebnis.

    Anders ist die Sache sofort, wenn jemand Anderes meine Musik auf yt posten würde. Da nutzt sie jemand, würde ich mich sofort über Urheberrechtstantiemen freuen.

    Nur solange ich meine Sachen selbst ausstelle, geht es mir nicht um Einnahmen über diese Ebene. Warum ich dann überhaupt yt nutze? Es ist tatsächlich eine Frage der Selbstdarstellung, wie sie hier schon öfters thematisiert und kritisiert worden ist. Machen Major-Labels durch indirektes Posten oder Dulden solchen Tuns das urheberrechtlich fragwürdige, eigentlich illegale Spielchen mit, nutzen sie auch genau die relativ breiten Wege yt’s, um Dinge an die Masse zu bekommen. Sie verletzten bewusst die Urheberrechte ihrer Vertragspartner, um denen wiederum später zu nutzen… Vertrackt, dies erklärt aber ggf. auch Dieter Gornys Zorn auf der GEMA Hartnäckigkeit.

    So sollte ich nun hehr und treu andere Verbreitungspfade nutzen. Warum soll ich mich aber auf unbekanntere als yt einlassen?!? Ich sitze da wirklich in der Zwickmühle…

    Taucht man allerdings tiefer in yt ein, wird man merken, dass die Frage direkter und indirekter Werbeflächen dort wieder ziemlich verschwimmen. Z.B.: wenn eine Videoseite mit Werbung als weiteren Videovorschlag einen Beitrag von mir bereithält, wird damit doch auch wieder Geschäft gemacht. Es geht letztlich um die Tags: je ver-tag-ter ein Beitrag ist, um so breiter wird er gefunden, taucht er im Werbedschungel auf und ab, macht dieses breite Finden und Suchen den Hauptreiz von yt aus. Und ab und zu, pseudo-korrekt, werden mal Werbebanner gezeigt, wenn es die breitere Materie zulässt, dann mal wieder nicht. Aber genau in diesem Spiel des Durchklickens und „zufälligen“ Werbung-Anstossens – was ja gar nicht so unbewusst gesteuert wird, wenn man wie o.g. sieht, wo yt Banner dieser Art vermeidet – liegt der Spass für den User/Konsumenten wie für den Werbenden. Insgesamt entstehen also im Vermarktungskonzept Werbeeinnahmen, die nach dem Denkmodell der „sozialen“ GEMA nicht nur den Hauptgewinnern sondern Allen zu Gute kommen sollen. Der radikalere Ansatz: yt wird komplett werbefrei, eine weltweite Flatrate kompensiert die Urhebertantiemen in einem grösseren Ausmass. Z.B. könnte man doch national von jedem Provider so eine Art Flatrate auf jeden Internetanschluss umlegen lassen. So ähnlich, wie die derzeit diskutierte KFZ-Steuer in der Mineralölsteuer, also KFZ-Steuer auch beim Tanken. Oder eben als zusätzliche Maut. Mir wäre damit allemal mehr geholfen als durch jedes andere Modell… Momentan sind aber yt wie GEMA von solchen Alternativen Äonen entfernt!

    Gruß,
    Alexander Strauch

  4. Erik Janson sagt:

    Hi Leute,

    aus ebendiesem Grund lege ich noch keinen Wert darauf, Sachen von mir bei Yuotube hoch zu laden.

    Und auch das, was von der Geräteabgabe für 2002- jetzt kam von Der GEMA, war ja nicht berauschend. Es reicht nicht mal, um sich nen IPod zu kaufen :-(

    Aber was soll´s: Es ist ein schöner Tag, die Sonne scheint
    und alles wird gut.

    Schönen Tag,
    Erik