In der Fremde (6): Karola Obermüller in den USA

kobermueller

Es wurde mal Zeit, dass wir in dieser Reihe eine Komponistin vorstellen – diesmal wird Karola Obermüller Fragen zu den USA beantworten, wo sie einen Großteil des Jahres mit ihrer Familie lebt und arbeitet.

Einerseits wissen wir über die USA mehr als wir wissen wollen (populärkulturell sind sie omnipräsent) und weniger als wir wissen sollten, denn kaum ein großes Land ist so voller Widersprüche und unterschiedlicher Lebensentwürfe. Man kann dort fanatischem Kreationismus wie auch größter Aufklärung begegnen, höchster kultureller Bildung wie auch furchtbarster Ignoranz Es scheint fast so, als ob auf dem Gebiet der USA mehrere Welten gleichzeitig existieren. Die Welt die Karola beschreibt ist natürlich die der Akademiker und der Intellektuellen, und über diese erfahren wir in ihrem Text am meisten. Diese Welt ist einerseits von europäischem Denken geprägt, aber gleichzeitig weniger belastet von der Geschichte.
Im 20. Jahrhundert kamen zweifellos viele der interessantesten Impulse für die zeitgenössische Musik aus den USA – die Gegenentwürfe eines John Cage z.B. sind aus der europäischen Musik kaum noch wegzudenken, auch wenn seine Musik selber vielleicht dabei immer weniger entscheidend ist als sein Denken über Musik. Die USA bringen aber auch einen besonderen Typus hervor: den des bedingungslosen aber einsamen Pioniers und Entdeckers, als Beispiele mögen Charles Ives, Harry Partch und Conlon Nancarrow dienen.

Die USA ziehen wie kaum ein anderes Land dieser Welt deutsche Musikstudenten an, so auch Karola. Das musikalische Leben bleibt dabei oft auf dem Kampus – in einem „music department“ bleibt man meist unter sich, allerdings auf sehr hohem Niveau. Stadtkultur und Universitätskultur sind dort wesentlich unterschiedlicher als z.B. in Europa.

Biografische Info über Karola Obermüller:
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Karola Obermüller
Zusammenarbeit u.a. mit Arditti Quartett, Nouvel Ensemble Moderne, Neue Vocalsolisten Stuttgart, RSO Saarbrücken, ensemble phorminx, Ensemble Intercontemporain, Ensemble White Rabbit, Ensemble Phorminx, Kai Wessel, Mario Caroli, Carin Levine, Michael Norsworthy, Frances-Marie Uitti, Petra Hoffmann, Makiko Goto
Aufträge u.a. vom CrossSound Festival Alaska, Bayer. Akademie d. Schönen Künste, Bayerischer Rundfunk, Staatstheater Nürnberg (Dunkelrot ’07), Theater Bielefeld (Helges Leben ’09), Fromm Music Foundation USA, Ernst von Siemens Musikstiftung
Rundfunkproduktionen und -portraits u.a. von BR, Deutschlandfunk, HR, Deutsche Welle, SWR
Portrait-CD in der Reihe Edition Zeitgenössische Musik (WERGO/Deutscher Musikrat, Veröffentlichung ca. im Jahr 2013)
Preise und Auszeichnungen, u.a. Kompositionspreis des Indien-Instituts München, New York Musicians Prize, Darmstädter Musikpreis ’06, ASCAP Award ’04, John Green Prize ’09 for excellence in musical composition
Stipendiatin u.a. der „Internationalen Ferienkurse für Neue Musik Darmstadt“ und der „Akademie Musiktheater heute“
Stipendien für Arbeitsaufenthalte am Dt. Studienzentrum Venedig, ZKM, Schloss Solitude, IRCAM (Paris)
Promotion in Komposition (Harvard University)
Dozentin am Wellesley College und Harvard University (2006-09), seit Herbst 2010 „Assistant Professor“ für Komposition an der University of New Mexico
Kompositionsstudien u.a. bei Meijering, Blumenthaler, Brandmüller, Hölszky, Rands, Birtwistle, Czernowin, Anderson, Rihm, Lachenmann
Anstehende Uraufführungen:

18.09.2011
TEXTURE ENSEMBLE Milano
Auditorium de la Maison de la Télévision de Strasbourg
Werk für Klavier solo

„Robert S.“ am Theater Bonn (Oktober, November, Dezember)
http://www.theater-bonn.de/production.asp?ProductionID=491

21.12.2011, Hochschule für Musik Saar
Glaube. Merke. Rolle.
Hommage mit Anagramm an Mauricio Raúl Kagel
für Stimme und 11 Instrumente

Und nun ihre Antworten…
(Moritz Eggert)

Und nun ihre Antworten…
(Moritz Eggert)

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1) Was hat Dich damals bewogen, ins Ausland (USA) zu gehen? Waren es musikalische oder private Gründe, oder einfach nur Neugier auf eine andere Kultur?

Um das genau (selbst?) zu verstehen, muss ich etwas ausholen.
Ich habe meine ersten 19 Jahre in Darmstadt verbracht, ohne je umziehen zu müssen. Als Kind habe ich viel Zeit im nahegelegenen Wald mit meinen Schwestern, Hund Senta und ein paar Freund/innen verbracht. Von meinen Eltern wurde ich im besten Sinne „in Ruhe gelassen“ – ich durfte frei herumstrolchen, und fast jeder Tag war spannend und abenteuerlich.
Neugier, Entdeckungs- und Erfindungslust prägten meine Kindheitstage. Ich wollte immer Sachen machen, die ich noch nicht kannte oder konnte, immer mir unbekannte Orte entdecken und dort etwas (er)finden. Wiederholung fand ich meist uninteressant. Wahrscheinlich war das auch deshalb so, weil ich eine Konstante hatte, von der ich aufbrechen und zu der ich zurückkehren konnte, und weil ich in diesem Kindheits-Wald sicher verwurzelt war.
Ich war schon als Kind fasziniert von der Vorstellung, später einmal nicht dort zu leben, wo ich mich „auskenne“. Ich dachte mir: „Wenn ich groß bin, werde ich Vagabundin.“ Als Jugendliche wollte ich dann nach dem Abitur unbedingt eine ausgedehnte Weltreise machen, und später, als Musikstudentin, beneidete ich die Handwerksgesell/innen „auf der Walz“.
Das Fernweh wurde befeuert von Erzählungen meiner Mutter, die als sehr junge Frau zuerst ein Jahr allein nach England ging und dann nach Paris. Noch dazu lebten meine vier älteren Schwestern damals in fernen aufregenden Städten und Ländern (Groß-Britannien, Griechenland, Österreich,…). Mit 16 ging ich ein halbes Jahr allein nach Southend-on-Sea (England). Spätestens seitdem wusste ich, dass ich zumindest zeitweise „im Ausland“ leben wollte, und am besten an vielen verschiedenen Orten.
Mein Kompositionsstudium führte mich nach Nürnberg, Salzburg und Saarbrücken. Während meines Aufbaustudiums ging mein Weltreise-Wunsch ein bisschen in Erfüllung – ich durfte ein Werk für ein Festival in Alaska/USA (CrossSound Festival) komponieren und verbrachte vier fantastische Wochen dort, dann in New York City als Cellistin und Komponistin an einer Hochschul-Kooperation teilnehmen, und schließlich sechs Wochen in Indien karnatische und hindustanische Musik studieren.
Stefan Hakenberg, einer der Mitbegründer des CrossSound Festivals, erzählte mir in Alaska von seinem Promotionsstudium in Komposition an der Harvard University und meinte, das wäre auch was für mich. Das ging mir ein Jahr lang durch den Kopf, dann bewarb ich mich. Ich verdiente mein Geld damals als Chorleiterin eines fränkischen Männergesangsvereins, mit Klavier- und Gehörbildungsunterricht, und ab und an einem kleinen Kompositionshonorar. An den meisten Elite-Unis der USA bekommen alle aufgenommenen „graduate students“ Stipendien, von denen man gut leben kann. Im Gegenzug unterrichten die grad students als teaching assistants für die Uni ab dem dritten Studienjahr.
Das wurde mir erst bewusst, nachdem einer meiner zukünftigen Harvard-Professoren eine Nachricht auf meinem deutschen Handy hinterlassen hatte: „Dear Karola, we’d like to invite you to come to Harvard.“
In die USA zu gehen, bedeutete also für mich: ca. 5 Jahre lang richtig viel Zeit und Energie fürs Komponieren ohne finanzielle Sorgen und am Ende einen Ph.D. samt Erfahrung im Unterrichten von Seminaren im Gepäck. Außerdem würde ich die Gelegenheit bekommen, in einem Studio für elektroakustische Musik vom Feinsten zu arbeiten und mit wunderbaren lokalen und internationalen Musiker/innen zusammenzuarbeiten. Und: die Gelegenheit, mit vielen verschiedenen Komponist/innen zu studieren. (Während meiner Harvard-Zeit waren es Bernard Rands, Mario Davidovsky, Harrison Birtwistle, Julian Anderson, Magnus Lindberg, Chaya Czernowin, Helmut Lachenmann, Hans Tutschku und Josh Fineberg.) Und: Zugang zu einer unglaublichen Bibliothek und Gelegenheit, verschiedenste Menschen aus aller Welt zu treffen.
So I went.

2) Was würdest Du als die gravierendsten Unterschiede zwischen der Deutschen und amerikanischen zeitgenössischen Musik(szene) beschreiben? Welche Probleme gibt es/ was ist besser (in USA)?

Die Antwort auf diese Frage ist komplex! Ich kann hier nur von meinen Erfahrungen und Beobachtungen erzählen. Eigentlich müsste man mal eine richtige Untersuchung durchführen.
In Deutschland gibt es wunderbarerweise viele staatlich subventionierte Institutionen wie z.B. Opernhäuser, Rundfunkanstalten, Deutscher Musikrat, Orchester, Studios für elektronische Musik, Ensembles, und so weiter… die gibt es in den USA bekanntlich nicht.
Daher wird in den USA (und auch sonst auf der Welt) generell viel weniger zeitgenössische „concert music“ gespielt. Neue Musik existiert vor allem als autonome Nische und ist eine „outsider enterprise“. Sie wird vorwiegend von Musiker/innen gespielt, die sich darauf spezialisiert haben. Konzertprogramme der großen Orchester z.B. sind konservativer und weniger risikofreudig. Eintrittskarten müssen zwingend verkauft werden und Sponsoren am Ball bleiben, sonst kommt nicht genügend Geld in die Kasse. In den letzten Monaten und Jahren haben sich einige amerikanische Orchester auflösen müssen. Es gibt jedoch eine „uramerikanische Szene“, die es in Deutschland so nicht gibt: die Wind Bands und Wind Symphonies, also große, sehr gute Blasorchester. Da wird viel zeitgenössische Musik gespielt, die aber selten „experimentell“ oder „neu“ ist.
Im deutschsprachigen Raum ist zeitgenössische Musik (kleiner) Bestandteil der meisten Orchester und Opernhäuser, und zwar das ganze Jahr über. Es gibt es jedes Jahr einige große Festivals, die ausschließlich der zeitgenössischen Musik gewidmet sind. Neue Musik wird viel mehr rezipiert und diskutiert.
Wenn man sich die kleiner besetzten Werke anschaut, so findet man in den USA eine größere Vielfalt. Ensembles, die an der West Coast beheimatet sind, haben ein anderes musikalisches Profil, einen anderen Klang, andere klangliche Vorlieben (und somit andere Komponist/innen im Programm) als solche an der East Coast oder im Süden, und die Unterschiede können groß sein. Musik wie die von Julia Wolfe z.B. wäre nicht denkbar ohne das Ensemble Bang on a Can, oder ist es umgekehrt? Bang on a Can wiederum ist ein typisches Ensemble der East Coast, genauer gesagt New Yorks.
Aufträge bekommt man in den USA vorwiegend über die verschiedensten Stiftungen und Fonds, bei denen der/die Komponist/in und/oder das aufführende Orchester/Ensemble/Opernensemble sich bewerben muss/müssen.
Es gibt weniger Klüngelei und Vetternwirtschaft. Damit einher geht, dass ich als Komponistin weit weniger eine Exotin bin als das in Europa noch immer der Fall ist. Auch Posaunenprofessorinnen z.B. sind in den USA keine Seltenheit.
Für mich ist es erfrischend und belebend, mich in diesen beiden voneinander recht unterschiedlichen „Szenen“ zu bewegen.

3) Lässt Du Dich selber von musikalischen Erfahrungen aus USA (oder auch anderen Ländern) beeinflussen, oder gibt es einen Teil von Dir, der vollkommen unabhängig agiert?

Ja, und ja! Beides. Vieles, was in meinem Leben passiert, auch alltägliches, beeinflusst die Musik, die ich erfinde. Ganz besonders dann, wenn ich mit allen Sinnen aufmerksam bin, und das ist insbesondere beim Reisen und beim Erleben von Neuem der Fall. Die Arbeitsaufenthalte in Alaska, New York, Venedig, Paris, Amsterdam und besonders Indien beeinflussen mein Komponieren bis heute. Die Musik, die ich in New Mexico schreibe, ist von einem anderen (Klang)raum geprägt als die, die ich in Darmstadt schreibe. Das Licht ist unterschiedlich, und die Luft klingt anders. Voraussetzung für die Beeinflussung ist aber, dass ich genau wahrnehme und aufnehme, und auch lerne (z.B. beim Studium der indischen Musik). Dann wird das ein Teil von mir (bzw. ich werde Teil dessen – wie auch immer).
Ganz sicher gibt es auch einen „unabhängig agierenden Kern“. Das ist daran erkennbar, dass ich immer wieder -auf unterschiedliche Weise- zu denselben „Themen“ zurückkehre. Das können Vorlieben für bestimmte Intervalle, Klangfolgen, Rhythmen oder Timbres sein, oder die generelle Beschaffenheit der Musik – z.B. eine ähnliche „Knackigkeit“ von Werk zu Werk. Oder dass Prozesse wie Beschleunigung, Verdichtung, Dilatation, etc., in verschiedenen Stücken ähnlich ablaufen. Oder „Form“-Vorstellungen, die immer wieder vorkommen – bei mir sind das z.B. spiralförmige Abläufe.

4) Wie hat sich Dein Blick auf die musikalisch/ästhetische Diskussion in Deiner Heimat (D) durch Deine Zeit im Ausland verändert?

Ich bin dieser Diskussion, oder besser diesen mannigfaltigen Diskussionen, immer schon skeptisch gegenüber gestanden. Oft fand ich die verhandelten Themen ja einigermaßen interessant, aber meistens doch nie so interessant wie „richtige philosophische“ Diskussionen (was mich damals dazu gebracht hat, ein paar Semester Philosophie zu studieren…). Das hat sich nicht sehr geändert. Ich freue mich, dass diskutiert wird, wenn es mit tiefem und wirklichem Nachdenken verbunden ist. Das ist etwas, was ich auch mit meinen amerikanischen Studierenden versuche. Oft führen diese Diskussionen und Gedanken dann zu Fragen wie „Warum komponieren wir?“ oder „Was bedeutet es, Mensch zu sein?“ etc.…
Fast immer führt das bei mir aber zu dem Punkt, an dem ich lieber wieder komponieren will (oder auch etwas ganz anderes machen möchte, wie schlafen oder lesen oder hüpfen!) statt ewig weiter zu diskutieren. Dann möchte ich wieder Musik tun statt Musik reden.
Als Komponistin bin ich vor allem eine Macherin, weniger eine Musik-Philosophin. Vielleicht hat das damit zu tun, dass meine „musikalische Identität“, mein Hören und meine musikalischen Ideen schon in der Kindheit geprägt wurden und da immer noch verwurzelt sind. Im Kern hat sich all das nicht so sehr verändert, und es ist schwer und für mich meist uninteressant, das in Sprache zu fassen.
Ich liebe es dagegen sehr, mit Musiker/innen und anderen Künstler/innen zusammen zu arbeiten und zusammen zu „spinnen“!
Wenn ich heutzutage in Deutschland bin, bekomme ich gerne eine kleine, typisch deutsche Ladung musikalisch-ästhetischer Diskussion ab. Und dann reicht’s wieder für eine Weile.

5) Würdest Du Deine Zeit im Ausland als „karriereförderlich“ bezeichnen? Oder eher als persönlichkeitsbildend (was für Musik natürlich wichtiger sein kann)?

Zu ersterem: Wenn das Wörtchen „wenn“ nicht wär’… – ich weiß es nicht! Mein Leben ist prächtig, so wie es ist. Was auch immer man tut, es hat meistens Vor- und Nachteile. Möglichkeiten, die entstehen, und Möglichkeiten, die verloren gehen. Ich hab‘ eine feine Stelle, die ich sehr wahrscheinlich nicht hätte, wäre ich nicht in die USA gegangen. Dadurch, dass ich teilweise in den USA lebe, habe ich dort wohl auch mehr Konzerte und dadurch eine größere musikalische Präsenz, aber auch eine kleinere Präsenz in Deutschland, als wenn ich immer hier gelebt hätte.
Persönlichkeitsbildend, ja… außerhalb von Deutschland und in einer Fremdsprache zu leben, belebt und erfrischt mich. Und ich freue mich immer, wiederzukommen. Würde ich nicht weggehen, könnte ich nicht wiederkommen. Außerhalb von Deutschland lerne ich Menschen kennen, die ich in Deutschland nicht kennenlernen könnte. Oft Menschen, die sehr anders sind als ich, die andere Werte und Gewohnheiten haben. Und vollkommen andere Musik schreiben! Das ist spannend und inspiriert mich meistens.

6) Wo möchtest Du selber am liebsten dauerhaft leben?

Momentan lebe ich mit Mann Peter (Gilbert) und zwei kleinen Kindern ca. 7-8 Monate im Jahr in USA, wo Peter und ich als „Assistant Professors in Music Composition“ an der University of New Mexico Komposition unterrichten. Die restlichen 4-5 Monate verbringen wir vorwiegend in Deutschland. Das wird voraussichtlich noch einige Jahre so sein. Ich mag es gern, auf zwei verschiedenen Kontinenten zu leben, abgesehen vom häufigen Packen. Ich bin aber auch offen für Veränderung, könnte mir z.B. gut vorstellen, in einem anderen europäischen Land zu leben. Ich denke, es wird für mich immer wichtig bleiben, genügend Zeit in Deutschland zu verbringen.

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2 Antworten

  1. Erik Janson sagt:

    Ein schöner Beitrag mit sehr ehrlichen, inspirierenden Antworten. Am meisten überrascht mich und finde ich sympathisch, dass es in den USA, nach Carolas Erfahrungen, weniger Vetternwirtschaft gibt und dass man sich dort um Aufträge / Stipendien als Komponist bewerben kann.

  2. querstand sagt:

    Hut ab vor Karola! Sie ist tatsächlich auf beiden Kontinenten zuhause. Und schreibt eine sehr avancierte, aber auch immer wieder sehr zugängliche Musik, fast schon filmisch-simpel in der Klarheit ihrer verhandelten Inhalte, denke ich an ihre Oper über eine afrikanische Flüchtlingsfrau in Deutschland. Aber das verleiht ihr auch wieder eine grosse Wärme, wohl gerade dieses andere Licht, von dem sie sich in den Staaten affizieren läßt. Und dennoch ist ihre Musik auch wieder so richtig hier verwurzelt. Grossartig, wie sie weder das Hier noch das Drüben überkritisch sieht, sondern den klaren Blick für die jeweiligen Chancen und Probleme. Ich denke, dass man als KomponistIn immer auch Deutschland schätzen wird, wo selbst Neue Musik in ihrer Nische doch immer noch einen Raum hat. Allerdings würde uns Allen ein anderes Hochschulsystem für die Kompositionsausbildung auch helfen. Nur muss man sich aber auch wieder die horrenden Studiengebühren dort vor Augen führen, die mancher Spätbegabung dort das Leben sehr schwer machen dürften, wenn man als junger, hochbegabter Mensch nicht die entsprechenden Stipendien erhalten kann. Allerdings gibt es dann aber auch wieder nicht diese unendlich vielen konkurrierenden Absolventen wie hierzulande, kann dann auch so ein künstliches Uni-Aufführungssystem wie in den Staaten einigermassen funktionieren – hier undenkbar. Ich hoffe, dass Karola noch viel zur Erneuerung unserer Musik beisteuern wird!!

    Gruß,
    Alexander