Musek ass Allgemengbildung!

Ja, die Luxemburger…über die haben wir nun wirklich noch nicht so viel hier geschrieben. Was nicht daran liegt, dass wir sie nicht mögen, sondern daran, dass in ihrem Land die Kultur bisher noch nicht so bedroht war wie in anderen europäischen Ländern.

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Dies scheint sich jetzt aber zu ändern. Obwohl Luxemburg ein kleines Land ist, hat es eine erstaunlich gute musikalisch Breitenförderung, was sich alleine schon daran erkennen lässt, das immer wieder sehr gute Musiker aus Luxemburg kommen. Nun haben aber die Luxemburger eine Reform des Schulwesens vor sich, die eine interessante und äußerst unsubtile Antwort auf die Frage nach der Bedeutung von Musikunterricht in der Schule hat: nämlich diesen (quasi) komplett zu streichen!
In dem Versuch, die Allgemeinbildung der Bevölkerung zu verbessern haben nämlich verblödete Politiker ohne jegliche Allgemeinbildung die seltsame Idee bekommen, dass es sich bei Musik um eine gänzlich vernachlässigbare Disziplin handelt, die nicht im geringsten zur Allgemeinbildung beiträgt.

Wenn es nach diesen Plänen geht, sieht der Musikunterricht in Luxemburg zukünftig so aus:

– Alle Kinder, die einen naturwissenschaftlichen Zweig gewählt haben, bekommen ÜBERHAUPT KEINEN Musikunterricht (Stockhausen – Zitat: „Musik ist so wichtig wie Wissenschaft“ – dreht sich im Grab um).
– Ansonsten gibt es nur noch in der 7. Klasse 2 Stunden Musik für die Masse der Schüler, danach NICHT MEHR. D.h. Schulorchester oder Instrumentalunterricht gibt es dann in den Schulen nicht mehr, denn die Musiklehrer verlieren durch das neue System jeglicher Kontakt mit Schülern nach der 7. Klasse.


Details werden hier beschrieben:

(Dort kann man auch eine Petition gegen diesen Vorgang unterzeichnen -Achtung: Eventuell verlangt die Petitionsseite nach dem Unterzeichnen Geldspenden, dies hat aber keinerlei Auswirkung auf die Unterzeichnung und ist auch nicht zwingend nötig um zu unterzeichnen)

Und das, nachdem gerade erst vor wenigen Jahren der Luxemburger Musikunterricht bei einer Selbstanalyse als „besonders gut“ beschrieben wurde, siehe dieses Interview.

Es ist schon merkwürdig mit uns Europäern – wir fallen von einem Extrem ins Andere, seien es Krieg oder Frieden, spanische oder deutsche Biogurken. Nicht vergessen: Luxemburg ist keine Provinz, es liegt mitten im Herzen Europas. Und kleinere Länder sind bei Paradigmenwechseln immer ganz vorne.

Vor Jahren las ich mal eine dämliche Science Fiction-Geschichte. In der fernen Zukunft waren die Menschen durch den wachsenden Lärm komplett taub geworden. Irgendwie spielten sie aber noch Musik, und zwar vor riesigen elektronischen Stimmgeräten, die ihnen dann anzeigten, ob der Ton richtig oder falsch gespielt wurde. Bei Orchesterkonzerten starrte das Publikum dann auf riesige Metronome und Messgeräte.

Aber die „Luxemburgische Lösung“ ist natürlich viel eleganter, radikaler und veabscheungswürdiger:
No Music.
No Music at All.

Irgendwann haben die Blagen dann vielleicht auch vergessen, was Musik eigentlich ist, und wollen weder Instrumente lernen noch Opernhäuser noch Konzerte besuchen. Die kann man dann auch gleich komplett abschaffen. Was man da für Geld sparen könnte! Geld, das dann in wirklich wichtigere Unternehmungen fließen könnte, wie z.B. Notkredite für Betrügerbanken, denn von denen hängen wir ja alle ab.

Das ist eine wahrlich wackere, schöne, herrliche Neue Welt.
Wer macht es den Luxemburgern als nächstes nach?
Und – was noch viel wichtiger ist – tun wir etwas dagegen?

Moritz Eggert

black-deaf-t-front

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2 Antworten

  1. HCB sagt:

    Schlimm! Lieber Moritz Eggert, wir sagen meinem Luxemburger Freund Bernt von zur Mühlen Bescheid
    und bitten gemeinsam um Audienz beim Großherzog in einem wichtigen Anliegen mit europäischer Strahlkraft. Ernsthaft.

  2. @HCB: Sehr gut – Wir setzen auf Sie, Herr Brinker!