Frank Zappa, Vater des Filesharings

Das hier geistert zwar schon länger im Internet als Gesprächsthema herum, aber nun denn:

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Wie Frank Zappa das Filesharing vorhersah

Was man ja heute manchmal vergisst ist, dass schon in den 70er Jahren den Plattenfirmen ein großer „Feind“ in ihrem eigenen Kaufpublikum erwuchs: Das Kunstwerk im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit war hier schon von jedermann billig reproduzierbar, und zwar zuallererst (in Breitenwirkung – Tonaufnahmen auf Walzen etc. waren natürlich schon vorher möglich) mit Hilfe von diversen Bandmaschinen. In dem Moment, in dem diese weithin erschwinglich waren, begannen die Menschen Musik zu kopieren: aus dem Radio, von Platten, von anderen Bändern. Und es war damals genauso subtil „verrucht“ wie heute, und genauso wie heute wird es von einem Großteil der Bevölkerung als eigentlich vernachlässigbare Sünde angesehen, so wie das Fremdschreiben von Doktorarbeiten vermutlich. Rein technisch handelte man aber schon damals illegal, wenn man der besten Freundin eine Kassette mit den Lieblingshits zusammenstellte, die diese dann auf ihrem Walkman anhören konnte.

Dass die Problematik damals vielen schon bewusst war und manche schon weiterdachten, manifestiert sich in den Trends die daraufhin folgten. Die Einführung der CD geschah mit dem Kalkül, eine neue, unschlagbare Klangdarstellung zu erreichen, die so nicht kopierbar war (es geschah natürlich trotzdem). Und mit Erfolg – zeitgleich mit der CD entstand der letzte große Klassikboom. Dass dies mit neuen Klangdarstellungsmethoden wie SACD oder Surround/Quadrophonie etc. nicht mehr gelingt, liegt einfach daran, dass das Qualitätsbewusstsein für „Sound“ ein Plateau erreicht hat, dessen Überschreitung den meisten Menschen nicht mehr wichtig ist. Tatsächlich nimmt der Durchschnittshörer von heute mit mp3 sogar schlechtere Klangqualitäten in Kauf als früher, es scheint ihm aber egal zu sein. Daher wird ein neuer Klassikboom durch Qualitätssteigerung heute nicht mehr möglich sein, außer wir erfinden irgendwelche technisch erzeugten Rauschzustände, die direkt von Musik im Gehirn ausgelöst werden (was ich übrigens für gar nicht so unwahrscheinlich halte).

Was schlug nun der gute Zappa damals vor? Ihm war klar, dass das illegale Kopieren nicht mehr verschwinden würde, als Geschäftsmann (der er immer war) sehnte er sich aber auch nach einer Entlohnung für die Urheber. Daher schlug er – damals natürlich verfrüht – vor, man sollte eine Art zentralen legalen Musikserver erfinden, von dem man Musik per Bezahlung mittels Kabel oder Telefon (!) herunterladen könnte. Der Trick dabei: in hoher Qualität – besser als beim illegalen Kopieren. Er war der festen Überzeugung, dass dies als Geschäftsmodell funktionieren würde, ohne es nötig zu machen, weitere Kopien strafrechtlich zu verfolgen – er glaubte an das Qualitätsbewusstsein der Hörer, die immer die „beste“ Version eines Stückes ersehnten.
Im Grunde wäre dies also eine Art frühes „itunes“ gewesen – vielleicht hätte eine professionelle Einführung eines solchen Programms den ganzen Vorgang „legaler Downloads“ schon viel früher eingeführt, der jetzt erst wieder von vielen Filesharing-Verwöhnten umständlich erlernt werden muss. Allerdings wäre auch Zappas Modell irgendwann durch die Tatsache erodiert worden, dass digitale Klangfiles einfach nicht an Qualität verlieren – die perfekte Kopie wird immer ein Feind solcher Modelle sein.

Das „Filesharing“ an sich ist aber überhaupt kein neues Phänomen – tatsächlich wären viele Errungenschaften der Menschheit nie etwas geworden, hätten sich Ideen nicht durch heimliche Kopien verbreitet. Schon die Baumeister der Pyramiden schickten Spione, die die Tricks von Konkurrenten ausspionierten. Und die Konzerne, die heute am meisten über Filesharing schimpfen, sind gleichzeitig diejenigen, die wenig Hemmungen hätten, ein illegales Bootleg von z.B. Michael Jackson zu veröffentlichen, um damit noch ein bisschen Kohle zu machen. Und war nicht Mozart auch ein Filesharer, als er der Legende nach das „Miserere“ von Allegri nach dem Gehör kopierte und damit einer größeren Öffentlichkeit zugänglich machte?

Wie auch immer: noch viele Zappas werden sich an dem Problem abarbeiten, wie man einerseits Gutes kostenlos verbreiten, und andererseits den Guten, die dieses erzeugten, gerecht werden kann.

Moritz Eggert

Zappa

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48 Antworten

  1. danke für den artikel, moritz! es ist natürlich auch für mich als komponist und produzent ein grosses thema, dass (über das filesharing hinaus) allgemein immer mehr die grundhaltung, musik dürfe ohnehin nichts kosten, einzug zu halten scheint, sozusagen die youtube-mentalität – der wir uns ja alle nicht verschliessen können; ich habe zb. grade (aus eigener tasche und wiedereinmal ohne irgendeine unterstützung) ein musikvideo produziert, das ich natürlich ins TV zu bringen versuche – zuerst und sofort aber geht es auf youtube – natürlich auch, um als künstler (ohne promotion durch ein major label o.ä.) überhaupt wahrgenommen zu werden. einige meiner erfahrungen der letzten zeit (der letzten tage sogar): anfrage eines sehr renommierten opernhauses für die komposition einer einstündigen kammeroper – vorschlag für das kompositionshonorar: 7000€ (eine putzfrau verdient mehr – nicht in relation, sondern in absoluten zahlen). anfrage eines weltbekannten labels, mit einem weltberühmten geiger (und einem weiteren, ebenso grossartigen musiker) einen track für eine CD aufzunehmen – gagenangebot: 250€ pro musiker (damit wäre die aufnahme abgegolten, keinerlei verkaufsbeteiligung o.ä.). schliesslich noch die download-situation meiner aktuellen CD – diese doppel-CD (28 tracks, 151 minuten musik, ohne jede förderung o.ä. von mir produziert) wird bei amazon um 7 oder 8 € zum download angeboten – ich habe diesbzgl. auch mit dem verantwortlichen vertriebspartnern meines labels konferiert, dieser war zu keinerlei änderung des downloadpreises bereit – einzige alternative wäre gewesen, die CD von dort zu entfernen und auf die downloadmöglichkeit zu verzichten. natürlich fragt man sich da, wie all das soweit kommen konnte – es scheint auch eine gute portion ignoranz und auch dummheit im spiel zu sein.. – ich möchte noch auf diese facebook-gruppe hinweisen: kunst ist etwas wertvolles, also bezahlen Sie auch dafür! http://www.facebook.com/group.php?gid=301946106524

  2. Erik Janson sagt:

    Wenn der gute Zappa gewusst hätte …

    Filesharing schon in den 80ern vorhergesehen, Youtube-Generation. Alles schön und gut. Wer will, kann sich gerne da rein setzen, das einsetzen und nutzen wie er mag. Aber es geht nichts über Live-Konzerte und das Erleben von Livekonzerten.

    Die Wahrnehmung – primär findet das ja privat in eigenen vier Wänden am PC-Bildschirm zu Hause statt – ist eine völlig andere als wenn man etwas live, mit allen Sinnen und vor allem in Kommunikation mit ANDEREN Konzertbesuchern etc. erlebt. Selbst dann, wenn in Konzerten beim Publikum kaum oder keine direkte Kommunikation über Kunstwerke danach statt findet sondern nur nonverbal.

    Da kann sich die Technik noch so sehr abstrampeln: von 3D, immer neue „Innovationen“ auf Cebits und immer neuere „Kommunikationsmedien“ (es gibt ja sogar schon „Beicht Apps“ für uns fromme Katholiken und User des neuen Graduale, Theo Geissler ;-) ).

    Yuotube und Co. können/sollten meiner Meinung nach nur zum „Kennenlernen“ und „Neugierigmachen“ dienen. Aber wie schränkt man das so ein/geht damit so um, dass dies gewährleistet werden könnte? (Genauso wie sie Revolutionen/Demokratisierungsprozesse nur ANSTOßEN können, aber mit ihrer Leiblichkeit, mit Herzen und Hirnen sich einsetzen, aktiv handeln, das können Menschen nicht nur durch Bildschirm!). Und – wenn schon yuotube allgegenwärtig – dann müsste eines Tages den Menschen verboten werden, z.B: ein Neue Musik-Video oder Musikstück nach wenigen Sekunden weg zu klicken (auch denen, die „zufällig“ mal auf ein Neue Musik Stück stoßen).Scherz beiseite: Die Medien sollten nicht das Konzerterlebnis/Konzertförderung etc. ersetzen, drohen aber immer mehr, dies zu tun…
    Und darüber müsste man mehr sprechen.

    In unserem Metier, behaupte ich mal, ist und bleibt das besonders aktuell, ja überlebenswichtig, nicht materiell sondern geistig gesehen. Das gilt aber für alle Musik; und sicher auch für die vielen Rock-/Pop-/Experimental und Jazz-Szenen.

    Und wie gesagt: es geht nicht nur um Fragen des Urheberrechtsschutzes, dass der weiter gewahrt bleibt, sondern es geht um den ERHALT von nicht-virtuell präsentierten Kulturgütern jeder Form.

    Was ich hier immer noch vermisse ist, dass sich hier im Bad Blog immer noch zu viel über ökonomische Gesichtspunkte, über tagesbedingte Themen in der Kunst unterhalten wird, über Zukunftsvisionen oder -ängste oder-konsequenzen und zu wenig noch über Grundlegendes, über grundlegende Konsequenzen der Medialisierung: wahrnehmungspsychologische, ästhetische, ethische, soziologische, philosophische Aspekte und Fragen der Kunst. Also, die sogenannten „geistigen“ Aspekte werden tendenziell ausgeklammert und den ökonomischen Legitimationsfragen zunehmend unter geordnet, auch – längst schon – bei uns. Vielleicht sogar bei uns, die wir immer alles besonders „gründlich“ machen, stärker als in den USA. Fragen nach dem, was wünschbar/ wünschenswert, erstrebenswert ist und was nicht werden zu wenig oder nicht gestellt. Wenn bald nur noch Kultur privat via Yuotube, Facebook etc. erlebt und sich darüber immer mehr nur virtuell ausgetauscht wird…

    Was macht das mit uns? Mit dem Individuum? mit der Gesellschaft? Welche Konsequenzen hat das? (sicher nicht nur gute…).

    Dann wird Kunst irgendwann obsolet bzw. es wird egal, was man sich auf Yuotube ansieht, ob Mobbing-Kurzvideos von unreifen Schulkids, selbst gemachte, schlechte Privatpräsentationen von irgendwas Belanglosem oder ein live 1000 mal eindringliches, zum Nachdenken bringendes Werk von Lachenmann oder Wolfgang Rihm o.ä., welches ein junges Ensemble da hinein setzt in der Hoffnung, bei Veranstaltern und Top Festivals Aufmerksamkeit und ein Engagement zu bekommen…

    Was Benjamin über die Aura schrieb etc. das ist bestimmt kein leeres, heute obslet werdendes Gefasel (auch wenn dies manche Neoliberalisten sicher gerne so sehen) sondern heute wichtiger denn je zu bedenken.

    Das alles empfehle ich zu bedenken.

    Buon Giorno, oder: „helau“ an alle, Euer Badblog-„Clown“ und Büttenredner
    Erik

    [meine Krawatte ist noch dran, ich hab nämlich keine]

  3. querstand sagt:

    Man sollte nicht Alles in einen Topf werfen… Das ist so in letzter Zeit hier eine Tendenz in den Kommentaren.

    Dass mit CD’s, auch noch mit selbstfinanzierten und eigenproduzierten, wenig Umsatz zu machen ist, die o.g. 7 oder 8 Euro, kann man wirklich als Schande bezeichnen. Genauso die Unbeweglichkeit der Internet-Vertreiber, die sagen, entweder zu unseren Konditionen oder gar nicht. Eigentlich dachte man doch, dass genau in dieser monopolisierenden Hinsicht die Schranken fallen. Bei Bindung an die „Grossen“ wohl nicht, bleibt auch da nur der Selbstvertrieb, hosten auf einfachen Plattformen. Dies hat dann mittelfristig zur Folge, dass erstmal kostenlose Teile zur Verfügung gestellt werden müssen. Denn ohne Gratisrübe trabt kein Höresel mehr durchs Internet. Dennoch könnte dann später auch mit Einnahmen gerechnet werden. Das Hauptproblem bleibt allerdings, dass Amazon oder Itunes mit Masse rechnen, der Kleine ihnen egal ist, selbst Unternehmen wie Naxos Neues für 5 bis 10 Euro auf den Markt schleuden, was einem Eigenproduzenten nicht möglich ist, da ihm interne Quersubventionen anderer CDs fehlen bzw. die Selbstausbeutung, die noch nicht mal in der Kalkulation als Eigenmittel erscheinen darf. Da ist es egal, ob man Förderung bezieht oder nicht, besonders wenn die Auflage unter 1000 angesiedelt wird. Ist sie grösser, kann mit bescheidenen Verkauf gerechnet werden, bleibt ggf. aber ein noch höherer Eigenmittel-/Selbstabnahmeeinsatz. Generell also die Frage hierbei: bei Eigenproduktionen, welche ja auch erst durch die neuen Medien ermöglicht wurde, einen Mischweg im Vertrieb über alte oder neue dennoch traditionell gesteuerte Pfade gehen oder komplett andere Wege beschreiten? Das ist der Vertriebsweg, die Computerproduktion, der Netzverkauf oder besser Netzverschenkung…

    Ich verstehe aber nicht, was das mit den 7000 Euro für einen Opernauftrag zu tun hat? 7000 kann selbst für eine Stunde Musik viel sein, wenn die Besetzung klein ist. Die Frage ist dazu auch immer, was kostet die gesamte Produktion? Kann sie durch Breitenwirksameres gegenfinanziert werden – das ist der einzige Bezugspunkt zu den CD’S!! Bekommen Regie und Bühne z.B. nur ca. 5000 bis 10000 Euro für dasselbe Projekt, sind die 7000 im Rahmen, falls die Produktionskosten zwischen 50000 bis 80000 Euro liegen. Sind sie höher, sollte das Komponistenhonorar auch grösser sein. Man sollte niemals den Überblick verlieren. Es kommt zwar in Deutschland gerne vor, dass ein Stadttheater im Westen erheblich mehr für eine Probebühnenkinderoper zahlt als im Osten für ein Hauptbühnenerwachsenenwerk eine Staatsoper, in Österreich dürfte es zwischen grossen und kleinen Bühnen nicht anders sein. Es bleibt der Weg über weitere Stiftungsmittel? Das ist allerdings den unbeweglichen Häusern oft schwierig zu vermitteln… Das wirkliche Hauptproblem ist allerdings, dass Musik heute nichts mehr kosten darf. Jeder Kulturbürger würde schon mal 1000 Euro für ein Bild, eine Skulptur ausgeben. Geht es um Konzerte oder Aufnahmen versucht jeder sein Schnäppchen, es sei denn, er repräsentiert mit dem Logenplatz in der Oper und im Konzert seinen sozialen Status. Geht es um die reine Musik, wird dieser Mensch auch gerne weniger zahlen wollen und es bei Gelegenheit dann auch eiskalt tun – da bin ich mit Ihnen im Einklang, lieber Herr Breinschmid.

    Desweiteren muss ich mich hier mal aufregen, wie offenes „intertextuelles“ Komponieren mit Plagiaten gleichgesetzt werden. Da läuft im Denken was schief… Ja, es ist eines jeden guten Recht, seine Urheberrechte und deren Nutzung weitestgehend zu kontrollieren, gefährliche da unkontrollierbarere Verbreitungswege wie z.B. Youtube zu meiden. Allerdings mangelt es mir darin auch wieder an Konsequenz: für seine eigene Musik ist es Teufelswerk, geht es Harald Weinrich, wäre Youtube wieder wünschenswert, wird sogar vor den offiziellen Senderinternetangeboten genannt. Das ist jetzt kein Vorwurf. Aber Erik, wie Du ja selbst oben schreibst, ist Youtube paradigmatisch: wenn man weiter als nur im eigenen Selbstaufführungsverein wahrgenommen werden will, muss man Youtube nutzen – kurze Ausschnitte oder Originalversion, das ist die Frage, stückabhängig, etc. Immerhin kann man inzwischen sehr genau festlegen, ob Alle das Video sehen können, ob es in andere Seiten hineingebettet werden kann. Es wird auf Dauer wohl im Urheberrecht bei jedem Werk für jede Nutzung zu einer Urheberentscheidung kommen können müssen. Jetzt verlässt man sich faul auf die GEMA, dass die Nutzung sich in deren Parameter bewegt. Dabei gelingt ihr und den Lizenzfirmen nicht wirklich der Generalangriff. Selbst wenn Youtube irgendwann total einknicken sollte, es wartet schon die nächste Massenverbreitungsidee. Wir sind und werden da wohl je nach Haltung noch viel mehr gefordert sein als heute.

    Was natürlich ganz was Anderes ist, auch wenn es sich der Verbreitungswege über Youtube, Rapidshare, Donkey oder puren CD-Kopieren bedient, wenn künstlerisch Werke in Werke Anderer Urheber einfliessen. Da kommt es darauf an, was überhaupt vom Ur-Werk übrigbleibt. Ist es ein Knacken, dann kann es mir egal sein. Ist es ein Klang, der sich aus einer speziellen akustischen Verarbeitung ergibt und was Eigenes darstellt, kann es mir auch egal sein. Taucht das Werk aber mehr oder minder ungefiltert im Fremdwerk auf: wenn es offenes Konzept des anderen Werkes ist, fremdes Material zu verbraten, man in einer Fussnote vorkommt, ist es u.U auch egal. Da möchte man auf alle Fälle informiert werden, ggf. mitentscheiden können, wenn es das alte Verwaltungssystem der GEMA überhaupt zulässt. Ich hätte z.B. kein Problem, wenn ich direkt auf der GEMA-Seite das Werk oder den entspr. Teil je nach Anfrage freischalten könnte. Wenn ich das irgendwann zwecks Ableben nicht mehr kann, soll es mein Erbe nicht können, er soll nur entschädigt werden. Wie man sieht, fordert das ein viel flexibleres Urheberrecht und Rechtemanagement, als es bisher möglich ist. So könnte man frei entscheiden, als Werkverbrater einfach anfragen, etc. So betrachtet ist diese Diskussion hier durchaus ästhetisch im Rahmen der zur Verfügung stehenden Mittel. Und wie man sieht, haben die Neuen Medien der letzten Jahre doch viel mehr verändert, als man sich immer vorgaukelt…

    Und zu guter Letzt: ob nun Totalauktorial oder Fremdarbeitsnutzer – was in der Bildenden Kunst, der Konzeptkunst öfters vorkommt, wenn die Ausführung Andere Künstler oder zumind. Kunsthandwerker vornehmen: die live gespielte Musik, ob mit oder ohne Elektronik, ist eines jeden Ziel. Selbst wenn man sich trifft, um eine Konserve zu hören, ist zwar der Ausübende nicht leibhaftig da, aber der Hörer. Vielleicht gelingt es uns ja dieses „filesharing“ durch individuellere Zugriffsrechte zu einem echten „lifesharing“ umzumodeln.

    Gruss,
    A. Strauch

  4. eggy sagt:

    @querstand: Du hast sicherlich recht: klar muss man die Sachen im Verhältnis sehen, und in mancher freien Szene-Produktion verdient sich keiner eine goldene Nase, und trotzdem kann ein würdiges und tolles Werk entstehen.

    Dennoch bestätigen die Berichte von Georg Breinschmid eine Entwicklung, die in den letzten Jahren immer dramatischer wird: nirgendwo gehen die Honorare so runter, wie im künstlerisch/darstellerischem Bereich, was bei der langsam spürbaren Inflation einen doppelten Niedergang bedeutet.
    Es ist durchaus üblich, dass inzwischen gestandene Opernsänger, die fast jeden Abend auf der Bühne stehen, ganztägig proben und ihre Familie kaum sehen, weniger verdienen als eine fest angestellte Putzkraft mit festen Arbeitszeiten am selben Haus (und es ist nicht so, dass die Putzkräfte sehr viel verdienen!). Zum Teil verdienen sie weniger als die festangestellten Choristen (die gewerkschaftlich organisiert sind, genauso wie die Orchestermusiker).
    Natürlich wird man immer Komponisten finden, die für 7000,-EUR eine abendfüllende Oper schreiben, aber ich finde es vollkommen legitim, einen solchen Auftrag abzulehnen, denn irgendwann sind einfach Grenzen erreicht. Es ist inzwischen gar nicht mehr so unüblich, dass Regisseure mehr verdienen als die Komponisten und Librettisten – die Regisseure beschäftigen sich ca. 2-3 Monate mit einem solchen Projekt, die kreativen Köpfe zweifellos viel länger. Bei den Regisseuren sinken aber die Honorare nicht im selben Maße wie bei den Kreativen.

    Was das bedeutet? Wir leben in einer Welt, in der kreative Arbeit nicht mehr als echte Leistung empfunden wird, sondern eher als eine Art Hobby oder Lifestyle. Die Haltung ist eher: sei froh, dass Du überhaupt Geld bekommst für etwas, das so viel Spaß macht! Dass dieser Spaß harte Arbeit ist und immer war, wird hierbei vergessen. Ich finde schon, dass wir als Komponisten da eine gewisse Solidarität an den Tag legen müssen, denn durch jeden von uns der zu Schinderhonoraren zusagt werden die Preise für alle anderen gedrückt.

    Moritz Eggert

  5. Erik Janson sagt:

    Wir leben in einer Welt, in der kreative Arbeit nicht mehr als echte Leistung empfunden wird, sondern eher als eine Art Hobby oder Lifestyle. Die Haltung ist eher: sei froh, dass Du überhaupt Geld bekommst für etwas, das so viel Spaß macht! Dass dieser Spaß harte Arbeit ist und immer war, wird hierbei vergessen. Ich finde schon, dass wir als Komponisten da eine gewisse Solidarität an den Tag legen müssen, denn durch jeden von uns der zu Schinderhonoraren zusagt werden die Preise für alle anderen gedrückt.

    @ Moritz Du sagst es. Wieder einer der Absätze, die mir aus der Seele sprechen und sicher vielen anderen auch.
    Das Prinzip des freien Marktes ist nirgendwo brutaler als in unserem Metier mittlerweile, denke ich. Und manchmal bekommt man den Eindruck, dass es nirgendwo ungerechter zugeht als bei uns. Trotzdem weiter machen? Aber was tun auf die Dauer? Wie weiter machen und sich dabei noch mit Restwürde „verkaufen“ bzw. überleben? Schinderhonorare klar absagen! Nicht die Preise noch mehr drücken! Nie unter Wert verkaufen; lieber dann was anderes als „Broterwerb“ machen etc. ….
    [das unterschreibe ich gerne. Das Thema wurde so ähnlich schon von querstand meines wissens und tw. von mir durch exerziert]. Schön und gut. Aber mal von einer anderen Seite her betrachtet: Wer von den Etablierten, die die Preise (noch) mehr oder weniger „bestimmen“ können verzichtet auch mal darauf, die Preise (was auch wieder indirekt auf Kosten der „Unbekannteren“, der Jüngeren o.ä. geht)ins Exorbitante zu treiben (z.B. wenn man hört von einem 100.000 Kompositionshonorar für Gubaidulina für ein 10 min. Orchesterwerk auf den Kanaren). Oder auch: wer der so viel angeboten bekommt von Veranstaltern würde auf die Idee kommen zu sagen: „Danke, ich mache es auch für ETWAS weniger, legen Sie das Restgeld bitte für einen Auftrag für einen „Youngster“ oder einen frühpensionierten Ex-Komponisten bei Seite, bzw. damit ein anderer nicht bei Aldi an der Kasse sitzen oder Fenster putzen muss.

    Oder: vielleicht eines Tages eine Art freiwilligen Solidarfonds, in den die gut bezahlten, die Rihms, Strawinskys oder Moritz Eggerts mit einzahlen, damit die anderen erst gar keine Schinderhonorare angeboten bekommen sondern wenigstens noch halbwegs würdige, symbolische? Könnte DAS auch eine Option sein?

    Oder: Überhaupt (ganz kühn) in der Summe mehr Geld für Kompositionshonorare bzw. generell für das Honorieren keativer Leistungen von Staatswegen und Privatstiftungen (beides muss bleiben!) bereit zu stellen? [Man wagt sich nur noch mit Fragezeichen zu schreiben, weil man sonst vielleicht als Utopist, Spinner oder Träumer abgetan wird].

    Bühne frei…

    @ querstand:
    ich muss mit Dir ein rheinisch-bayerisches Hühnchen rupfen. Mir geht bei Deinem Blogbeitrag das mit dem Thema, Filesharing, Lifesharing und den Euro-Zahlen, die Du da um die Ohren haust, ein wenig durcheinander. Bzw. ich habe etwas Mühe, dem Kern dessen, was Du sagen willst/meinst zu folgen.

    Und weiterhin: GEISTIGE Werte, Unbezahlbarkeit von Kreativität mit sehen, sie im Diskurs gegenüber den Ökonomen und gegenüber den ökonomistisch argumentierenden Leuten zu betonen, darauf sollte es weiter an kommen. Dies aber ohne gleich mit dem Argument zu kommen: „wir sind eh froh, dass wir überhaupt noch was bekommen noch“. Das ist der Drahtseilakt. Kaum einer mehr versteht leider, dass man hohe geistige Güter auch materiell gut bezahlen kann und sollte ohne dass dann deren geistiger Wert gemindert würde. Dass das Arguementieren mit Aspekten wie Urheberschaft/schutz etc. und geistige Werte/Eigentum etc. trotzdem nicht heißt, dass Komponisten von Luft und Liebe leben können (oder sollen) oder dass manch einer sogar zynisch argumentieren dürftet: „Wenn es so ist, dass man geistige Werte/bestimmte Kulturwerte nicht messen kann, dann sollen sich die Komponisten/Kunstschaffende nicht über die dauernd gedrückten Honorare mehr aufregen…“

    Ein Grundproblem ist in unserem westlichen Denken, dass nur das zähle was in Maß und Geld MESSBAR sei. Und da wird es bei der Kunst schwer. D.h. schön und gut (bzw. gar nicht gut) – dann bleibt nur die fragwürdige Kategorie „Medieninteresse“, „Popularität“ oder der Faktor „Hype in Fachkreisen“ oder dergleichen,
    die Marktwerte von Komponisten zu bestimmen.

    Buon Giorno,
    Erik

  6. querstand sagt:

    Unsolidarisch bin ich nicht! Moritz, ich möchte aber doch zu Bedenken geben, dass man als Komponist, so wichtig die Arbeit dieser, unserer Spezies für das Zustandekommen eines neuen Musiktheaters sein mag, Grundvoraussetzung ist, vor all der drohenden Arbeit, den tausenden Noten für eine Stunde Musik nicht das Gesamtprojekt aus den Augen verliert. Und dazu gehören eben auch die Gesamtkosten. Ich meinte mit meinen Zahlenangaben oben nicht Freie Szene, ich meinte klipp und klar „Opernhaus“ als Institution eines Landes oder einer Stadt. Je nach Beteiligung an der Konzeptarbeit kann ein Kompositionshonorar auch mal geringer ausfallen als das des Regiesseurs, gerade wenn dieser einen bekannteren Namen als der Komponist hat.

    Man mag darüber jetzt wieder weinen und klagen. Aber unsereins verteidigt doch stärker oder schwächer grundsätzlich eher das „Regietheater“, sofern es die eigenen Intentionen nicht total verunklart. Selbst wenn es den Ideen des Komponisten zu 100% entspricht, bleibt es „Regietheater“ und wird nicht zum „Komponistentheater“ (darunter versteht man wohl eher die Reibereien hier im Badblog ;-) ). Bleibt die Frage, was denn Gesamtkosten einer Produktion sind. Erik kritisiert die Meßbarkeit, wird hier sogar ziemlich Recht haben: man kann nicht nur Materialkosten und externe Honorare und sonstige Kosten dafür veranschlagen, man muss eigentlich all die Dienste der Hausangestellten aller Art miteinbeziehen, vom Souffleur, dem Dirigenten bis hin zur Reinigungskraft. Das Haus selbst wird die aber nicht groß veranschlagen, da sie sowieso die tariflich Beschäftigten ihr Monatssalär bekommen werden, so schmal es auch sein mag, wenn man die Ensemblesolisten denkt. Neue Opern sind so oder so immer ein hartes Brot, zumal wenn sie sowieso ein Zusatzelement sind, da nicht zum Repertoire gehörig.

    Wie man selbst an bestausgestatteten US-Häusern (Met!) Probleme hat, immer wieder das nötige Geld grds. heranzuschaffen, auf der anderen Seite Material- und Tarifvertragskosten stiegen, Produktionen eingespart werden, sah man schon an Deinem letzten Blog-Artikel, Moritz. Genaugenommen stiegen die Entgelte der Angestellten gar nicht mal so üppig, klinken sich Theater z.T. aus allgemeinen Tarifverhandlungen aus, wurden und werden viele Mitarbeiter entlassen, die wiederum sich plötzlich in der Freien Szene tummeln, sofern sie künstlerisches Personal im weitesten Sinne gewesen sind, etc.

    Wenn man also diese Fixkosten des Hauses berücksichtigt, handelt es sich bei all den Material- und Honorarkosten, also auch das Komponistenhonorar, um variable Kosten, die man besonders gern zu minimieren sucht, da hier Verhandlungsspielraum zu sein scheint. Das ist natürlich wirklich unredlich, wenn dann die Regie extrem mehr bekommt, die variablen Gesamtkosten sehr hoch sind. Wenn allerdings das Komponistenhonorar bei ca. 10%-15% jener variablen Gesamtkosten liegt, und dann selbst nur zwischen 5000 und 10000 Euro liegt, ist dies im Gesamtzusammenhang gar nicht so schlecht, geht es einem Komponisten immer noch besser als selbst einem tariflichen Vollzeitsänger, der an einem Stadttheater gerne netto mal mit gerade 1300 Euro monatlich nach Hause kommt. Es stellt sich bei Opernaufträgen immer die Frage, ob man sich das zumuten kann und will. Selbst wenn man 25000 Euro erhalten sollte, kann es sein, dass man etliche kleinere bzw. kürzere Stückaufträge nicht annehmen kann, zumal wenn man doch mehr als ein halbes Jahr für solch eine Opernpartitur braucht. Warum plagiieren, kopieren, wiederholen sich denn soviele Kollegen selbst mit älteren Stücken in ihren Musiktheateraufträgen? Da wird die Plackerei mit einem solchen Auftrag auf eine ganz andere Art durchaus wieder messbar, könnte man das als nicht-kreative Arbeit werten, nur das Kopieren entlohnen, wenn man jetzt sehr scharf werden würde.

    Sehr wohl ist es aber dennoch kreative Arbeit, da ein neuer Zusammenhang hergestellt und ,wie man oben sieht, leider damit dem Zeit- und Finanzdruck Achtung gezollt werden muss. Diese Misere lässt sich wohl genauso nur in einer Gesamtbetrachtung verbessern, auflösen: Kultur muss generell wieder mehr Finanzmittel zugesprochen bekommen. Mancherorts sind selbst im Zuge der Krise die Etats dafür nicht einmal gekürzt worden, zumindest in Teilen. Somit kam hier und da die Kultur auch wieder ganz gut weg. Andernorts wurde und wird natürlich gnadenlos besonders der Kulturhaushalt geschlachtet, sind Umwegrentabilität, Bildung, etc. Fremdwörter. Das nächste Problem ist die schwindende Exklusivität von klassischer und avantgardistischer Musik als ausschliessliche Objekte der Musikförderung, verlangen subkulturelle Nischen, der Jazz, die improvisierte Musik, das Vereinsleben auch ihre Anteile, um sich von reiner Hobbymusik zu entfernen.

    Ich frage mich immer wieder, ob Klassik denn unbedingt so teuer sein muss? Warum soll es uns Komponisten, Musikern und Sängern, die oder deren Eltern natürlich immens viel Geld in die voruniversitäre Bildung gesteckt haben, soviel besser gehen als dem Durchschnitt? Ja, es geht uns sogar mitunter schlechter… Aber vielleicht sollten Opernhäuser, Musikhochschulen, etc. einfach preiswerter werden. Warum müssen z.B. Instrumentalstunden bei Professoren oder Konzertmeistern so exorbitant teuer sein? Warum müssen Intendanten in 200 m² grossen Dienstwohnungen residieren? Warum müssen Weltstars 14000 Euro für einen einzigen Auftritt kassieren? Warum müssen Studiengebühren an Musikhochschulen entrichtet werden, wo die Vorbildung, die erforderlich ist, nur durch erheblichen Mitteleinsatz möglich ist, harte Vorauswahl vorgenommen wird? Das liesse sich noch heftig fortschreiben. V.a.: Warum müssen einmal „Angekommene“ immer noch mehr bezahlte Ämter auf sich vereinen? Es liesse sich viel Geld sparen, es könnte der Selbständige wieder besser honoriert werden, wenn die Fixkosten geringer wären.

    Oder doch ein System wieder mit Staatsaufträgen für Jedermann? Wenn es die noch gibt, dann sind es auch da die immer selben. Allerdings kann es sich tatsächlich auch hier keiner leisten, wirklich en masse Aufträge für Kleinere abzugeben, wenn nicht generell mehr Verteilungsgerechtigkeit herrschen würde. Ein weiteres Problem liegt wohl in der „Verehrung“ für Künstler: sobald man als solcher mal Erfolg hat, steigt diese schnell, zeichnet sie sich in der Höhe der Honorare ab. Wehe dem oben Angekommenen, der nicht so schnell schaffen kann, wie es dann der „Markt“ verlangt, er aber von seinen hohen Verkaufspreisen aus besserer Zeit nicht mehr heruntergehen kann! Das ist dann die andere Seite der Medaille „Selbstausbeutung“…

    Was bleibt ist wohl Konsequenz: beschreitet man alternative Wege, so muss man sie auch weitergehen. Folgt man traditionellen Pfaden wie Opernaufträgen, was eine hohe Ehre ist, soll man sich seines Wertes selbst bewusst sein, genauso aber auch die Problemlage der Auftraggeberseite nicht ausser Acht lassen, an die geringere Risikobereitschaft als noch zu Mozarts Zeiten denken, wo v.a. UA’s die Szene beherrschten. Im Zeitalter der allgemeinen Krankenkassenkrakenpflicht sollte man sich nicht über die schwindende Bereitschaft wundern, wenn sich explizit riskant gebende Kunstformen wie Neue Musik, Improvisation für den Kreativen selbst so riskant entlohnt wird, dass ihm seine Existenz zur Not wird.

    Da gilt es gegenzusteuern, es gilt aber auch, noch viel stärker als schon geschehen aus dem Klassiktraum aufzuwachen… Unterricht beim Konzertmeister sollte nicht teurer als eine Gitarrengruppenstunde sein! Und ein Komponist soll natürlich von seinen Sachen leben können, durchaus gut. Aber mehr als ein Handwerker muss auch nicht unbedingt sein…

    Gruss,
    A. Strauch

  7. querstand sagt:

    @ erik: das könnte Dir gefallen, der alte Celi gegen jegliche Art von Tonkonserve wetternd. Im Sinne eines Optimums an Akustik muß man wohl zustimmen. Im Sinne eines Optimums an Verbreitung, an verarbeitender Kreativität kann man ihm leider ebenfalls entgegenhalten:“So what!“ Gemeinsamer Trost: selbst absolut künstliche, digitale Musik wird durchaus öffentlich vor viel Volk gespielt, man denke an bestausgerüstete Dsikos wie variable Konzerthallen, z.B. die des IRCAMs.

    Apropos Konzertsäle, nur für höchsten Klassikgenuss, ohne Perspektive für Ur-Neues wie Ur-Altes, wendet sich der Münchner OB Ude gegen Konzerthausneubaupläne… Warum eigentl. nicht den Gasteig renovieren, die Nebensäle Kammermusik wie Avanrgarde fit machen? Die bisher angedachten Grundstücke lassen nur hnadtuchgrosse Ein-Saallösungen zu, kein Raum für andere Bedürnisse, Hochglanz-BR-Klassik abgekoppelt vom Rest. Einzig das alte Odeon wäre doch was, böte die hübsche 1200-1400-Plätze-Zahl…

    Jetzt zum Hochglanz BR, Musica Viva mit Herchet, Kupsch, Sannicandro, Romitelli. Dummerweise läuft auch mit gemässigter Moderne die Reihe „Paradisi Gloria“ mit Yun, Feldman. Da schafft es der BR nicht mal seine beiden Orchester zu koodinieren! Selbst Berlin und seine Opernhäuser stimmen sich in Konkurrenz besser ab. Da füllt man nicht mal 1000-Mann-Säle adäquat… München dämmert! Also Schluss mit dem Klassiktraum, mehr Leben, „lifesharing“ der Erlebenden.

    Guten Abend,
    Nörgler Strauch

  8. Erik Janson sagt:

    Wenn allerdings das Komponistenhonorar bei ca. 10%-15% jener variablen Gesamtkosten liegt, und dann selbst nur zwischen 5000 und 10000 Euro liegt, ist dies im Gesamtzusammenhang gar nicht so schlecht, geht es einem Komponisten immer noch besser als selbst einem tariflichen Vollzeitsänger, der an einem Stadttheater gerne netto mal mit gerade 1300 Euro monatlich nach Hause kommt.

    Da möchte ich Dir widersprechen, Alexander. Eggy hat Recht. 5000-10.000 bzw. 7000 für eine abendfüllende Oper IST ein Schinderhonorar: Wenn man bedenkt wieviele Arbeitsstunden in einer abendfüllenden Oper stecken, allein fürs Vor-Konzipieren, Logistik, das Sein-eigener-Manager-Sein (erstmal Opernhaus, Regisseur etc. finden etc.), dann noch Komponieren, Niederschrift, Stimmen einrichten Notenmaterial erstellen, kopieren (vorr. man hat keinen Verlag, selbst die machens nicht mehr für uns)dann ist ein solcher Verdienst verglichen mit den Ausführenden, den Opernsängern und selbst noch mit dem Abendporier hoffnungslos mies bzw. liegt weit darunter. Machen wir uns mal den Spaß (obwohl es ja offiziell nicht messbar ist) und gehen für eine Komponier-Arbeitsstunde mal von einem „Tarif“ der niedrigsten Mindestlohnforderung von sagen wir 6 Euro aus (denn alle gehen ja sowieso bei uns zynisch von „brotloser Kunst“ aus nach dem Motto „Weil das „Kreative dir Spaß macht, darfst Du auch bloß nicht viel dafür bekommen“. Also ein fiktives Mindestlohnhonorar, das vermutlich sogar unter Schwarzgelb noch durch den Bundestag ginge. Dann wäre so ein Honorar von 5000 Euro oder selbst 10.000 für eine abendfüllende eines, das – in Arbeitsstunden umgerechnet – sicher unter diesem fiktiven gesetzlichen Mindestlohn läge.

    Und noch eine Ergänzung zur neoliberalistisch-zynischen Gleichung: „Kreativität/Spaß am Kreativen“ = Arbeit braucht nicht angemessen entlohnt zu werden“:

    Heidi Klum und Co. macht vermutlich auch das Modeln Spaß und und Lena das Singen udn dass sie hintertfdach nun Werbeträgerin für den Song Contest ist und sich sogar mittlerweile Konzerthäuser an die Lena-Welle dran hängen… etc. Und die alle sehen das sicher als genauso „kreativ“ an, was sie machen, wie wir unsere „Notenkleckserei“.. Aber die würden sich über uns kaputt lachen, über die Almosen, mit denen wir schon tw. sogar „zufrieden“ sind (oder sie hätten in einer Anne Will Talkshow vielleicht einen mitleidigen Seitenblick für einen Strauch oder Janson übrig), ja die kennen vermutlich nicht mal klassische, geschweige denn Neue Musik bzw. unsere Einkommensverhältnisse.

    Es bleibt dabei (bzw. ich bleibe bei meiner Ansicht): Die Werte der gehobenen Kultur, der Musik, der Kunst, dass sie zur Selbstbeschreibung der Gesellschaft beitragen, dass sie Kommunikation schaffen, zumeist auf Zukunft gewandt sind etc. pepe. Dieser unermesslichen geistigen und für die Evolution der Zivilisation/Kultur überlebenswichtigen Werte sind leider der Wirtschaft, Politik und Gesamtgesellschaft kaum etwas Angemessenes mehr Wert. So wenig, dass sie zunehmend das Leben der Künstler so einschränken, dass sie aus Existenznöten von ihrer Kreativität (die wiederum den auch unbezahlbaren Faktor der vielen ZEIT erfordert (der dann für „Existenz“-Nebenjobs drauf geht)immer mehr abgehalten werden. Und das ist der (mittel- bis langfristige) Tod einer jeden Zivilgesellschaft.

    Vielleicht ist das noch nicht mal böse gemeint oder aus Verachtung gegenüber Komponisten, vor allem den Nicht-Etablierten, sondern vielleicht sogar eher aus folgendem Grund: weil man es nicht ermessen kann und bei den MOTIVEN des kretativen Schaffens, vor allem der Komponisten, eben immer noch den guten alten „Idealismus“ bzw. den „geistigen Werten“ ausgeht, darum setzt man – pro forma – halt meistens (bis auf beschriebene Ausnahmen: wenn Popularität/Hype/“Marktwert“ dadurch im Spiel ist) den niedrigsten Tauschwert an.

    Euer Fan des schwarzen Karnevals, Hobbysoziologe (Luhmann-Fan) und „Hobbyökonom“
    Erik

    P.S.: Wechselstrom, warst Du auf dem Wiener Opernball…?
    ;-)

  9. eggy sagt:

    @Erik:

    Oder: vielleicht eines Tages eine Art freiwilligen Solidarfonds, in den die gut bezahlten, die Rihms, Strawinskys oder Moritz Eggerts mit einzahlen, damit die anderen erst gar keine Schinderhonorare angeboten bekommen sondern wenigstens noch halbwegs würdige, symbolische? Könnte DAS auch eine Option sein?

    Aber das gibt es doch schon, und zwar in zwei Formen:
    1) GEMA-Wertung
    2) Steuer

    Natürlich nicht der „direkte“ Weg, den Du Dir ersehnst. Man sollte aber auch erwähnen, dass er sehr viele Stiftungen gibt, die auf freiwilligen Spenden von Komponisten beruhen, ich bin z.B. fast hundertprozentig sicher, dass es einmal eine „Henze-Foundation“ geben wird (er hat ja keine Nachkommen) und es würde auch zu Henze passen, so etwas ins Leben rufen zu wollen.
    Ansonsten – wie sollte ein solcher freiwilliger Solidarfond funktionieren? Da spendet einer zum Beispiel 10.000,-EUR und 50 heben die Hand und sagen „Ich bin Komponist“ und jeder kriegt 200,-EUR. Da sind Steuern effektiver, denn die gehen auch in den Bundeskulturhaushalt…

    Moritz Eggert

  10. Erik Janson sagt:

    @ Moritz,
    Naja, da hast Du nicht Unrecht mit Deiner Antwort.
    Komponisten-Nachlässe und GEMA-Wertungen bringen schon ein wenig, aber sicher nicht genug. Weil z.B. GEMA-Wertung auch wieder am meisten denen zu Gute kommt, die schon bekannt/sehr viel gespielt SIND. Ansonsten bekommt man da über Wertung keine Summen, die einem weiter helfen als E-Komponist, und Neue Musik schon gar nicht. Und: Henze, Rihm und Co.? Abwarten ob diese den Wunsch haben werden einmal eine Stiftung o.ä. zu gründen oder verfügen würden, dass ein Teil ihres Vermögens in die Förderung von Kollegen fließt. Da haben ja auch ggf. die späteren Erben ein Wörtchen mit zu reden. Und ich glaube kaum, dass jemand, dem es jetzt gut geht, der noch in voller Blüte steht, auf die Idee kommt darüber nachzudenken.

    Das mit den bisherigen bzw. normalen Steuern, naja, die müssen erstmal in der Kultur ankommen, da bin ich was spektisch. Im Zweifelsfall fließen Steuern eher wieder in „Rettungspakete“ bei der nächsten Finanzkrise o.ä.
    Also: Bundeskulturhaushalt? Spärlich, spärlich – und das ist noch untertrieben.

    Man verstehe mich nicht falsch: Eigentlich finde ich es schon eine „Schande“, dass ich mich dabei ertappe darüber nachzudenken, dass etabliertere und wohlhabendere Komponisten für andere spenden, weil es sonst kaum einer mehr tut oder allzu wenige. Das kratzt am Stolz. Man ist kein Bittsteller und will auch nicht wieder in das Thema „Neiddebatte“ o.ä. gezogen werden…

    Und Deine Bedenken, dass dann, wenn einer was spendet, unzählige Leute rufen könnten „ich bin komponist“, „ich will auch“… und dass dann für viele WENIG übrig bleibt..?

    Nun, das könnte man regeln, indem sich jede(r) KomponistIN/Komponist mit vernünftigen, aussagekräftigen Bewerbungsunterlagen, Diplom, Doktortitel etc. (natürlich nicht gefälscht oder via Plagiate erworben ;-) ), mit Partituren, Aufnahmen etc. (aber OHNE Empfehlungsschreiben vom Diplom- oder Doktor „Papa“ oder „Mama“) bei einem solchen Fonds für einen Auftrag, Stipendium für eine gewisse Zeit o.ä. bewerben muss. Und über Regelungen, dass einer, wenn er was bekommen hat, danach z.B. mehrere Jahre aussetzen muss bzgl. Antrag bei so einem Fonds. Da glaube ich dann nicht, dass jeder Hinz und Kunz daher käme und auch nicht, dass dann wieder – wie bisher leider oft – die Verteilung via Vitamin B, Empfehlungen oder „Wer hat bei wem studiert“? liefe und dass z.B. immer dieselben Leute sich dann bedienen könnten.

    Das wäre alles eine Frage der Organisation.
    Visionen, Ideen müssen her.

    Insgesamt mehr Geld für Komponisten aus Steuermitteln und aus Privatstiftungen etc. wäre notwendig. Das ist im Moment leider nicht in Sicht. Aber fordern kann/darf/sollte man es trotzdem.

    Schönen Fasching, Euer träumender Büttenredner,
    Erik

  11. querstand sagt:

    @ Erik: Deine Position ist absolut nobel. Mir wäre es beileibe lieber schon für ein rein 2-stimmiges, einstündiges Musiktheater eher 10000, 15000 o. 20000 Euro honoriert zu bekommen, es ist ja auch möglich, dass man abgesehen von all den Layot- und Kopierjobs allein für die beiden Stimmen ein ganzes Jahr benötigt. Dann sind wir fix bei 30000 Euro Minimum. Die Messbarkeit ist tatsächlich schwer vom individuellen aufs allgemeine zu übertragen, kann ein Kollege selbst für ein halbstündiges Riesenorchesterwerk nach einem Monat Schaffensrausch fertig sein, hat dann nur noch die Kraft für zwei einminütige Soli im Restjahr o. liefert nochmals in gleicher Zeit ein Massenpensum. Wenn die Opernproduktion allerdings selbst nur 80000, ja sogar 100000 Euro an variablen Kosten verursachen darf, müsste man nach Deiner und Eggys Lesart das Handtuch werfen.

    Die Kosten von denen wir hier reden sind ja am ehesten Studiobühnenniveau. Wieviel Studiobühnen gibt es noch? Die Spirale dreht sich fröhlich weiter nach unten. Wir hatten es ja schon einmal davon, dass Kommunen nicht einmal mehr Kompositionshonorare stiften dürfen für ein Festival mit explizitem UA-Charakter. D.h., der eigentl. Grund der Produktion, ein extra komponiertes Stück darf als Urgrund keine Kosten verursachen, müssen diese von Dritten finanziert werden. So sind wir wieder gantz schnell eine Spiraldrehung tiefer.

    Was mich einfach hier stört, ist die kompositorische Scheuklappensicht, die nur sieht, wie tarifliches, subalternes Personal besser wegkommt. Dass es Solo-Sängern nicht besser geht, Schauspielern, selbst der Regie, der Bühne, lässt man ausser acht. Die Regie beschränkt sich eben nicht nur auf 3, 4 Monate Arbeit, da wird auch massig konzipiert, etlich mehr Koordinationsgespräche geführt, als der Komponist, auch erhebliche längere doppelte Privathaushaltführung, derweil der Komponist nur stichpunktartig anwesend sein muss, natürlich sein Material aufführungsgerecht aufarbeiten, einrichten muss, dies unbezahlt macht, die Regie auch nicht jeden Reise-Km erstattet bekommt, etc. Das trifft alle gleich, gerade wenn sie relative Neulinge sind, nicht nur den Komponisten allein.

    So macht es Sinn auf den eigentl. Wert von Kunst an sich, den Zusatzaufwand zu verweisen, das Wissen bei den Veranstalern darin aufzufrischen. Derzeit aber träumen mir die meisten noch provokant gesagt von Richard Strauss Verhältnissen, von grossen Komponisteneinzigartigkeit, begreifen such zu wenig als Rad in einem Teamkomplex, kreiden der Regie sowieso nur Unverständnis für das hohe Werk an – wie gesagt, überspitzt formuliert. Es bliebe eigentl. nur ein Streik aller freischaffenden Bühnenkünstler. In Hollywood klappt sowas ab und an, da produzieren allerdings Alle für ein gewisses Format, kommen nur über ihre Standesorganisationen zum Zuge, können dann aber auch geeint die Faust schwingen. Bei unserem Verständnis von freier Kunst, Einzeltat des Komponisten sind wir aber nicht mal ansatzweise in Sichtweite einer solchen Solidarität, gemeinsam solch einen Streik zu bestehen. Und bis die Leute unser Anliegen kapiert haben, werden noch weniger Werke an noch weniger Studiobühnen und erst Recht grossen Bühnen gespielt, wo steigende Repertoireproduktionskosten samt marginal höherer Personalkosten zu Lasten der variablen Kosten erfolgen: weniger Geld für Gäste, für Materialien, weniger Produktionen, bis es annual nur noch eine Neue gibt.

    So gibt es einige Ansätze: der Realität ins Gesicht sehen, begreifen, dass Opern-Komponieren heute tatsächlich nur ein zweites oder x-tes Standbein ist, man recyclet ja landauf, landab schon permanent Teile anderer eigener Stücke, eben das Vergessen all der Klassikstarträume, in denen doch jeder irgendwie träumt, was natürlich qua Neue-Musikcharta bestritten wird.

    Zweitens dennoch das o.g. Veranstalterverständnis plagen, sich mit allen Musiktheaterfreischaffenden organisieren, solidarisieren. Wie soll dies aber bei dem jetzt schon mehrheitlichen Verbandsdesinteresse erfolgen, mich eingeschlossen?

    Drittens müsste selbst die Putzkraft freiberuflich am Operhaus schuften, was tw. schon der Fall sein mag, dann eben die Chorleute? Ha, ich sehe schon die VDO im Clinch mit der NMZ wg. solcher Töne im Badblog, und natürlich sollte dies nicht erfolgen, ich wünsche keinem hierzulande ein Dreijobsystem.

    Ergo müssen wir ggf. noch billiger werden, ist eben ein Jahr schuften an einer Stunde Musik für die Bühne ein Erzfehler. Oder eben erstmal wie Wozzeck für die Schublade schreiben, auf Hartz4, die arbeitende Frau hoffen, die Orgelstelle ausweiten, die Promotion vertagen, etc. Also, aufwachen!! Aber wir sind ja Alle Genies, ob Doktor-, Nur-, Macbook- oder Facebookkomponist. Denn nur so auftretend, als die Lichtgestalt, werden wir wahrgenommen.

    Also bezahlt vom schmalen Erbe erstmal eine Schönheits-OP und übt fleissig an Eurer Aura und schlaft weiter. Es ist ja heute schon so weit, dass Intendanten höchstpersönlich Geld aus ihrer Privatkasse in Produktionen pumpen, da sie sonst das Gesicht gegenüber polit. Sparern wie armen Künstlern verlieren, um schmale 10000 Euro-Honorare zu ermöglichen… Sind wir hier nicht mit dem leeren Solidaritätsgetute und Unverschämtgerufe masslos anmassend? Denkt darüber mal nach…

    Gruss,
    Euer 3.-Job-Kollege, sich dennoch als Komponist berufend fühlend, ohne sorgende Ehefrau…

  12. Erik Janson sagt:

    @ Lieber Faschingsgenosse Strauch, ;-)

    Ergo müssen wir ggf. noch billiger werden, ist eben ein Jahr schuften an einer Stunde Musik für die Bühne ein Erzfehler.

    Das widerspricht, am Ende Deines Blogbeitrags, dem, was Du oben und zuvor schriebst. Zudem meine kritische Frage: Konsequenz dessen, dass wir ohnehin zu wenig bekommen, kaum wahrgenommen bzw. richtig entlohnt werden soll sein: noch mehr unter Wert verkaufen? Ich würde eher sagen: Streik! Schubladenstreik etc. Sich das Herz aus dem Leib reißen, nicht mehr komponieren, verbittert einen fremden Profit-Beruf erlernen etc., das wäre die pragmatische Konsequenz die einem Verbiesterung böte. Allein: das bringt man auch nicht übers Herz.

    auf Hartz4, die arbeitende Frau hoffen, die Orgelstelle ausweiten, die Promotion vertagen, etc. Also, aufwachen!!

    ?

    Denke, als Modell ANSTATT Komponieren ist das nicht der Weg, der weiter bringt. Das „Programm“ Unterrichten, Orgelstelle, promovieren etc. pepe packt man parallel an; es hat manchmal auch den Vorteil, dass es von dem Frust, vom Komponieren viel zu wenig zu verdienen ablenkt. Denn wenn man zu viel Zeit wiederum damit verbringt, darüber zu lamentieren, dann lassen die Leistungen in dem „Brotjob“ nach. Also kneift man die …. backen zusammen. Es bleibt nur: meditieren, ablenken und/oder konstruktiv verdrängen.

    Also bezahlt vom schmalen Erbe erstmal eine Schönheits-OP und übt fleissig an Eurer Aura und schlaft weiter.

    ?

    Denke, durchhalten, seine Ideale nicht verkaufen etc.
    ist wichtiger als Schönheits-OP oder auf die reiche „Mäzenatenfrau“ warten. Paris Hilton und Alexander Strauch – ja wärst Du damit glücklich? Denke das Modell ist obsloet, bzw. war noch nie richtig „in“ oder sexy. Trotz Emanzipationen und Wandel in der „Rollenverteilung“ zieht immer noch mehr das genetisch in uns Männern steckende Jäger-und-Sammler und Selbstständigkeitsdenken, das in uns drin steckt und uns – künstlerisch wie im Überlebens-alltag – erst attraktiv und lebensfähig macht. Also: lieber arm aber sexy bleiben, weiter kämpfen für seine Ideale.

    Was mich einfach hier stört, ist die kompositorische Scheuklappensicht, die nur sieht, wie tarifliches, subalternes Personal besser wegkommt.

    Alexander, ich weiß ja doch auch, dass es anderen auch nicht besser geht. Mit „Scheuklappensicht“ hatte mein Beitrag nichts zu tun, denke ich. Man muss ab und an es etwas auf die Spitze treiben mit seiner Kritik. Weil – umgekehrt – selbst viele Musiker in unserem Metier glauben, wir würden uns z.B. an GEMA für Aufführungen o.ä. eine „goldene Nase“ verdienen. Eher gilt es ja mit einer Scheuklappen-Meinung aufzuräumen (und die endlich mal aus der Welt zu schaffen): nämlich, dass Komponieren/kreative Tätigkeiten angeblich „zu Recht“ immer niedriger entlohnt würden… Dazu habe ich oben Gegenbeispiele genannt, (Modeln, Popindustrie) wo auch keiner auf die Idee käme zu sagen: „Das macht Euch Spaß, also bekommt ihr nicht mehr als z.B. Komponisten in der E-Musik/Neue Musik.“ Auf diesen Kontext bist Du, Alexander gar nicht so richtig eingegangen.

    Gruss,
    Euer 3.-Job-Kollege, sich dennoch als Komponist berufend fühlend, ohne sorgende Ehefrau…

    Alexander, das mit dem 3.Job, da zwingt Dich ja keiner zu; und ob Single or not single (versorgende Ehefrau, das geht nie auf und ist zudem verwerflich) ist hier bestimmt nicht die Frage, die darüber entscheidet: to be or not to be (als Komponist wie als Nicht-Komponist).

    Schönen Kappessonntag (wie man bei uns sagt).
    … Ich hör jetzt keinen Tusch, aber egal.
    Dafür ist mein selbst gekochter Fenchelauflauf fertig.

  13. eggy sagt:

    @querstand und @Erik:
    Es ist ein Teufelskreis und es ist ganz schwierig, hier eine richtige Antwort zu finden. Klar, es ist nie genug der Förderung. Aber ein solches „Screening“ von Applikanten wie Du es vorsschlägst, Erik, ist genauso betrugs- und Vitamin-B-anfällig wie die gängigen Stiftungen und Förderungen. Dann lieber ein weitgespanntes Netz von Förderung auf allen Ebenen, dann sind die Chancen für alle am höchsten.

    In London z.B. gibt es bis heute sogenannte „UB 40“ – Produktionen, in denen absolut alle – Komponisten, Tänzer, Sänger, Schauspieler, Bühnenbildner, etc. – umsonst arbeiten, damit sie weiterhin Arbeitslosengeld (UB 40 ist der englische Name des Antragsformulars für Arbeitslose) erhalten können. Solche Produktionen sind oft wichtige Talent-Showcases für die Mitwirkenden, die sich natürlich denken „bevor ich gar nichts mache und arbeitslos bin trete ich lieber als Arbeitsloser auf“.
    Ich glaube die Kritik von Erik und mir richtet sich auch weniger an die Produktionen der Freien Szene. Wenn mir dort jemand sagt „wir haben kein Geld“ dann nehme ich das durchaus ernst. Und nicht jede gültige künstlerische Aktivität muss als Impetus das Geldverdienen haben.

    Nein, meine Kritik richtet sich an die institutionellen Honorare, wo sich in der letzten Zeit sehr viel zu Ungunsten der Autoren verschoben hat. Und hier sollte es irgendeine Form von Protest geben. Der DKV versucht zum Beispiel immer wieder mal, Richtlinien für Honorare etc. einzuführen. Wenn sich alle daran halten würden (wie gesagt: Produktionen der Freien Szene ausgeschlossen, wo andere Regeln gelten) würde sich die Situation für alle bessern.
    In Deutschland sind zum Beispiel viele Ensembles gar nicht bereit, Auftragshonorare zu zahlen – im armen England dagegen kratzt selbst ein nur mäßig erfolgreichs Streichquartett irgendwie Geld zusammen, wenn sie einen Komponisten beauftragen, es ist für sie eine Frage der Ehre.

    Moritz Eggert

  14. querstand sagt:

    Honorare – bleiben wir dran! Auch wenn das Thema UE und Horrorfilm mehr Spass, gerade zu Fasching, verspricht.

    Nehmen wir die Honorarrichtlinie des DKV aus 2003, die natürlich wieder als veraltet anzusehen ist: auf Zahlen aus 2002 errichtet, seitdem sanken Honorare oder stiegen sie nicht derweil mit allem Auf und Ab die Tarifarbeitsentgelte durchaus um mind. 10% gewachsen sein dürften, natürlich wieder der Leiharbeits-, Zweitjobmarkt, etc., ausgenommen. Zehn Minuten Kammeroper aka 10-19 Stimmen dürften nach der Richtlinie mind. 2000 Euro kosten, also wären für eine Stunde 12000 Euro angesagt, „Mengenrabatt“ miteingeschlossen sagen wir 10000 Euro, Reisekosten, Materialkosten, Aufenthaltspauschalen und Tantiemen sind extra zu verhandeln. Bei Reise- wie Aufenthaltskosten lässt sich noch gut handeln, da sie banalst nachvollziehbar sind. Bei Materialkosten und Tantiemen versucht jeder einem über den Tisch zu ziehen! In der Freien Szene weniger die Materialkosten, die wiederun erstaunlicherweise dort am besten nachvollzogen werden. Aber bei den Tantiemen zieht Dich jeder überm Tisch, wenn es Grosses Recht ist, wird es versucht! Verlangt man also 7000 Kompositionshanorar kann man den Rest bis 12000 o. 14000 Euro je nach Geschick verhandeln. Verlangt man aber den Richtlinienpreis, fünfstellig, beginnt die Abzocke! Plötzlich soll Alles in Allem abgegolten sein, muss man davon die Materialschreib- wie Druck-/Versandkosten bezahlen, mit dem Argument, dass man sie als Aufwand steuerlich absetzen könnte. Das mag stimmen, ist aber doch auch nur eine Kostenverlagerung und Verantwortungsabgabe an den Komponisten.

    Was ist nun wenn die Oper zwei Stunden dauert, da eine Stunde eben NICHT abendfüllend ist? Man wird die gleichen Scherereien zum halben Lohn haben, da nun plötzlich auch nicht mehr als 10000-12000 Euro für die ein ganzes Jahr andere Jobs blockierende Arbeit gezahlt werden soll. Was macht der Komponist? Wenn er jung oder neu ist oder lange nicht mehr solch einen Auftrag hatte? Er geht ggf. zum DKV – wird der aber plötzlich für ihn verhandeln? Da die Auftragszusage und die beinharten Verhandlungen zudem in der Regel im gleichen Jahr stattfinden wie die bereits begonnene Kompositionsarbeit, wird man eher den Konditionen mit kleinen Kämpfen zustimmen, da man das schon Geschriebene nicht umsonst sein lassen möchte, falls städig Absagegefahr mitschwingt. Da nutzen selbst Verlage nicts, die extra über das Material verhandeln, was dennoch zu Arbeitszeit des Komponisten geht und er bei erfolglosen Verhandeln darauf sitzen bleibt!

    Und warum dies? Es wird Unerfahrenheit ausgenutzt, um Kosten zu sparen, mit dem Argument, dass man die potentiell erfolglose UA sonst gar nicht verantworten könne, die Mittel in der nächsten Saison sonst ganz weg wären, etc., eben die ganze Theaterjammerlatte, verständlich! Allerdings würden die niemals so krass ihre Personalanfänger ausnutzen, so ausbeuterisch es da tatsächlich von vornherein zugehen mag. Es herrscht eben überall die Divise: Geiz ist geil!

    Und so können wir nur jammern oder aufwachen… Die Konsequenzen sind ja schon Zweitverwertungen von alten Sücken in Opern, lässigeres Schreiben, es sei denn man, kann mit 25000 bis 40000 oder mehr für 90 Minuten rechnen. Oder man macht zähneknirschend mit, da man sonst gar nicht zum Zuge kommt! Und deshalb finde ich die Solidaritätsadressen hier zwar schon schön, aber glaubt Ihr wirklich daran? Wird sich die ganze Szene versammeln und mal drei Saisonen UA’s an Opern bestreiken, wie Drehbuchautoren in Hollywood? Oder werden die Theater dann eben nicht ausländische Filmkomponisten einfach mit Musicalaufträgen eindecken und die Neue Musik an den öffentlichen Häusern ganz verschwinden? Ich bin da sehr skeptisch…

    Also: hiermit rufe ich zum sofortigen Streik auf – bin aber allen Ernstes auf der Suche nach einem Hause für ein ;Münchner Räterepublik Musiktheater, in dem es um Streik geht… Irgendwie ist das ganze doch nur noch schizophren!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

    Bleibt wohl der Weg wie bisher, zähneknirschend, Drittjob, arbeitender Partner, etc. Ich verlange einfach mehr Selbstehrlichkeit, sagt doch mal die Wahrheit, wie es wirklich ist! Wovon lebt Ihr? Denkt Ihr überhaupt an Opern? Haltet Ihr Euch nicht alle für genialer als den Anderen? Ist so ein Streik wirklich möglich? Etc. Darauf gab es noch keine Antworten… Oder beneiden wir nur mal wieder die Tarifangestellten?!?

    Gruss,
    A. Strauch

  15. Erik Janson sagt:

    @ Moritz

    meine Kritik richtet sich an die institutionellen Honorare, wo sich in der letzten Zeit sehr viel zu Ungunsten der Autoren verschoben hat. Und hier sollte es irgendeine Form von Protest geben.

    So isses.

    In Deutschland sind zum Beispiel viele Ensembles gar nicht bereit, Auftragshonorare zu zahlen – im armen England dagegen kratzt selbst ein nur mäßig erfolgreichs Streichquartett irgendwie Geld zusammen, wenn sie einen Komponisten beauftragen, es ist für sie eine Frage der Ehre.

    Ebenso ein Manko. Nur das Problem ist, es fehlen insgesamt Stiftungen, Mittel etc., wo Ensembles sich dran wenden könnten. Das soll aber keine Entschuldigung sein. Viele versuchen es nicht oder nur bei bestimmten Komponisten, denen sie Aufträge geben. Immer noch muss zu vieles sich auf die EvS Musikstiftung stürzen und wenige andere, bei denen man Gelder für Aufträge bekommen kann.

    @ Alexander:

    Ich verlange einfach mehr Selbstehrlichkeit, sagt doch mal die Wahrheit, wie es wirklich ist!

    Gerne, ich machs jederzeit. Vermisse, dass sich andere mit zu solchen Fragen, wie von querstand und mir gestellt,
    äußern.

    Wovon lebt Ihr?

    Ich habs mehrfach hier gesagt. Wo bleiben die anderen?

    Denkt Ihr überhaupt an Opern?

    Ja, a bisserl. Aber wenn ich das oben hör, dann graust´s mer…

    Haltet Ihr Euch nicht alle für genialer als den Anderen?

    Ja, a bissel natürlich. Das steckt in jedem Komponisten. Das schließt nicht aus, das man die anderen achtet.

    Ist so ein Streik wirklich möglich?

    Nöö, ich fürchte nicht, denn „Streikbrecher“ wird es genug geben, weil viele froh wären (was man nicht verdenken kann), wenn sie eine abendfüllende Kammeroper für 7000 oder gar 5000 schreiben könnten.

    Oder beneiden wir nur mal wieder die Tarifangestellten?!?

    Sicherlich nicht. Nicht schon wieder das „Neiddebatten“-Gedudel. ;-)

    Buona notte,
    Erik

  16. querstand sagt:

    Neiddebatte – NEIN! Wäre der falsche Ansatz. Sonst lieber Erik, musst DU wirklich nicht outen. Denn Du traust Dich hier wenigstens, im Gegensatz zu all unsern lieben Kollegen, geschweige denn Kolleginnen. Wenn ich’s recht bedenke, lebt KEIN Komponist „Neuer Musik“ wirklich ausschliesslich vom Komponieren, sieht man sich so bei seinen erfolgreicheren oder erfolgloseren Bekannten um. Es ist eine Legende, die aufrechterhalten wird wie der Nimbus der auserwählten Genialität, da es sich dabei um einen der wenigen Professionalitätsgaranten handelt, mit dem man tingeln gehen kann, um Aufträge zu ergattern.

    Warum gibt es eigentlich keine Komponistenkammer, eine HOK wie bei den Architekten? Auf diesem Weg wären Honorare eine ziemlich klar verhandelbare Sache, jenseits von der schönen Richtlinie des DKV, die doch auch eine Luftnummer ist…

    Gruss,
    A. Strauch

  17. Erik Janson sagt:

    @ querstand,

    das mit dem „Sich-Trauen im Badblog“ etc., schön und gut. Denke aber, dass mir das nicht gedankt wird sondern dass man sich damit eher Verachtung in etablierteren Kreisen einhandelt. Also arbeite ich hier schrittweise an meiner eigenen Demontage und zahle einen hohen Preis. Die Lippen zu versiegeln ist immer bequemer und man geht kein Risiko ein. Ich wünsche mir also, eher ein schweigender Stoiker zu werden. Vielleicht gelingt es mir ja noch und ich finde die Kraft dazu.

    @DKV-Richtlinie bzgl. Honorare: seien wir dankbar, dass sich der DKV da so engagiert und dass es überhaupt einen Verband für uns Komponisten gibt. Darüber zu kriteln , das kann man sicher tun in seiner persönlichen Meinung; aber es bringt nicht wirklich weiter. Wir sind nun mal keine Architekten, können aber zu Mit-Architekten beim DKV werden, uns da mit engagieren, Ideen einbringen, wie die Positionen unserer Zunft zu stärken sind und wie wir solidarischer, für gemeinsame Ziele uns einsetzend, miteinander umgehen. Also, so negativ und als „Luftnummer“ würd ich das keineswegs sehen! Verbände sind gerade in der heutigen Zeit des Hyper-Individualismus und -„Einzelkämpfertums“ überlebenswichtig. Daran sollten selbst auch die Leute denken, die meinen, für sich keine Verbände nötig zu haben und die vielleicht mit dem Modell „private Ich-Ag/Karriere/Beziehungen“ etc. auch ohne DKV etc. ganz erfolgreich geworden sind. Wer also Verbände – wie auch die Gewerkschaften – „tod sagen“ würde z.B., der würde sich in die allgemeinen Tendenzen von Neoliberalismus und Postdemokratie einreihen und würde ignorieren, dass er selbst dennoch mit von den Errungenschaften von GEMA, DKV etc. indirekt mit profitiert.

  18. querstand sagt:

    DKV-Richtlinie: dass es sie gibt, ist schön und gut. Dass sie nach oben Spielraum läßt, ist recht und billig. Das Problem ist und bleibt, dass sie letztlich nicht allgemeinverbindlich ist. Kein Komponist wird aus dem DKV ausgeschlossen, wenn er sich nicht an die Richtlinie hält, genauso wird auch kein Veranstalter/Auftraggeber dann umfassend boykottiert, wenn er weniger als der Richtlinie gemäß zahlt. Sprich: sie ist nicht einklagbar und damit ein rechtlich zahnloser Tiger, eben eine Luftnummer.

    Sie mag noch so geradlinig und korrekt ausdrücken, was als Minimum für Aufträge zu zahlen ist, mühsam zusammengetragen sein. Wie aber soll sie totale Wirkung entfalten, wenn wir hier schon feststellen, dass sich immer ein Kollege oder eine Kollegin nicht an Streikaufrufe, Auftragsverzicht, etc. halten wird? Sollen wir dann den Streit unter uns Komponisten austragen, wie es hier schon anfängt? Ich bin dem DKV nicht undankbar für seine Bemühungen. Aber der freiberufliche Komponist ist ein viel krasserer Spielball der Abzocke als ein freiberuflicher sog. „Freier Architekt“.

    Der DKV ist der Bund der Komponisten gegenüber der GEMA und Rundfunkanstalten. Gegenüber allen anderen Institutionen aber muss jeder sich selbst positionieren. Der DKV hat es so z.B. bis heute nicht geschafft, eine Art „Internationalen Komponistenausweis“ analog zum Künstlerausweis zu schaffen, dass unsereins in alle Arten von Konzerten und Veranstaltungen mit Musik vergünstigt hineinkommt, etc. Das Engagement der Einzelnen für den DKV mag immens sein. Richtige Durchschlagskraft entfaltet Musik aber wohl doch nur in Werbespots für iPods, etc.

    Also, Du verlangst Fonds, ich verlange Gesetze, Mindestlohn für Komponisten! Mir gruselt immer noch – um den britischen Streichquartettvergleich zu bemühen – ob des letzten Auftragsversuchs eigentlich eines Freundes an mich für ein Flötenduo seiner Schüler: er hätte mir max. 150 Euro zahlen wollen für das Jugend-Musiziert-Stück, ich wich auf „opulentes Essen“ aus und hüllte mich ins Zeitnirvana, zog mich aus er Affäre. Grundsätzlich habe ich mich aber schon geärgert, wie wenig neukomponierte Musik gerade auch Musikern hierzulande wert ist, gar nicht versucht wird, Mittel für die Komposition aufzutreiben. Es endet in der Klage über GEMA-Gebühren, die doch der Ersatz wären, wenn man das Stück dann ggf. öfters spielen würde. Der Musiker bietet sich dann bereitwillig für andere Stücke an, mit der implizierten Äusserung, dass man dann als Komponist ein Konzert mit angemessener Bezahlung für den Musiker organisiere.

    Es gibt Gott sei Dank auch Gegenbeispiele, aber die Dreistigkeit des Geizes ist hierzulande schon eine echte Kreativ-Pest. Oder man gibt sich unsereins schon geschlagen mit der Erkenntnis, dass Änderungen nicht möglich sind, wir nicht streiken können, ach soviel Arbeit schon versucht sei, etc. Aber es gibt noch vielmehr zu ändern, auch in der Freien Szene. Schluss mit den Nettigkeiten!!

    Gruss,
    A. Strauch

  19. Erik Janson sagt:

    @ querstand
    Freikarten für Konzerte?

    dafür braucht man in der Tat den DKV nicht. Wenn man sich mit dem Rundfunk etc. gut stellt und sich für Kollegen interessiert, dann kommt man gut an Einladungskarten etc. ran. Und die suchen Publikum.

    Sonst: ein paar Euro bzw. auch mal mehr kann man auch mal
    gerne zahlen, um sich das anzuhören, was Kollegen machen. Da sehe ich es nicht als Drama, dass der DKV den „Komponistenausweis“ noch nicht errungen hat.

    Die Forderung nach mehr Stiftungen/Fonds halte ich nach wie vor für a) realistischer und b) weniger bürokratisch als Mindestlohnforderungen und dafür nötige ellenlange politische Verhandlungen. Das klappt doch bei allen anderen Berufen auch nicht und scheitert auch immer an gewissen Parteien.

    Mindestlohn führt zu einer Festlegung eines Honorarsatzes nach unten, fürchte ich (ürbrigens bin ich auch bzgl. der Mindestlohnregelung für alle anderen Berufe skeptisch). Denn: was ist mit Faktoren wie INFLATION / INFLATIONSAUSGLEICH etc.? Die Lebenshaltungskosten und Energiekosten (und auch Stromkosten fürs Laptopkomponieren steigen ja), die ziehen permanent nach oben.

    Wenn einmal ein Mindestlohn „festgelegt“ ist, dann ist es schwer, Löhne dann ständig an die steigenden Lebenshaltungskosten/ Inflation (inkl. Mieten, Energiepreise etc.) an zu passen. Es wird dann ähnlich kompliziert und umstritten sein, wie wir jetzt bei der läppischen Hartz IV-Erhöhung um 8 Euro. Die Politik wird dann sagen: „so, jetzt habt Ihr Eure „Mindesthonorare“ gesetzlich, Ihr Komponisten, jetzt gebt´s a Ruah, und zwar endgültig.“

    Und DKV halte ich INSGESAMT für einen unverzichtbaren Verband, nicht nur für INteressenwahrung der Komponisen innerhalb/gegenüber der GEMA etc. Diese Sichtweise scheint mir doch recht verkürzt.

    mfG
    Erik

  20. querstand sagt:

    Bittsteller – lieber, Erik, zum Bittsteller machst Du den schwächeren, jüngeren Kollegen. Zum Bittsteller an der Konzertkasse, an dem Vips und Hips vorbeiziehen, der Dramaturg, Journalist aus Hintertupfing seinen Ausweis zückt, etc. Ich habe bisher niemals einen Komponisten als reinen Komponisten neutral, beziehungslos günstiger in eine Veranstaltung mit Musik hineingelangen. Er muss immer jemanden kennen. Seine schreibenden und malenden Kunstkollegen kommen in ihre Mal- und Schreibveranstaltungen auch ohne persönliche Beziehungen ab und an in die Veranstaltungen ihrer Zünfte. Du und ich, wir aber müssen jedesmal ein Mail schreiben, Kontakte herbeibeten, eben den Bittsteller geben.

    Stiftungen und Fonds mögen ja eine Lösung sein. Aber warum? GEMA-Wertung und Steuer und KSK nicht zu vergessen verteilen bereits genügend, sind ja gerade die Erzbereiche des DKV, wo er auch sehr gute Arbeit leistet. Angenommen man bekommt transparenteste Fonds-Neugründungen hin, wird der schwächere, schlechter bezahlte Komponist hier wieder Bittsteller sein, ein bisschen der Jury bekannt sein müssen im schlechteren Falle oder im besseren genau den Geschmack des Gremiums treffen, das auch nur ein einfacher Sachbearbeiter sein könnte. Und von allen Lösungsansätzen darin abgesehen – der Komponist und auch die Komponistin sind und bleiben auch hier Bittsteller.

    Wie gesagt, die DKV-Richtlinie hat schon etwas Gutes, ich wache gerade auf und sehe mich in gewissen „Aufträgen“ durch den Veranstalter über den „Tisch gezogen“, wenn ich die Faktenlage durch die Richtlinienbrille sehe. Wenn ich diese samt Rabatte im untersten Bereich allerdings selbst auf öffentlich-rechtliche Auftraggeber an mich anwende, diese Bezahlung im Ansatz und grosszügigen Abstrichen auf ebenso schuftende Regie und Bühne anlege, hätten diese Aufträge nicht stattgefunden, die Produktionen, ich rede von Staatsopern und Stadttheatern, niemals nicht, überhaupt gar nicht niemals, Realisierung gefunden. Es arbeitete das gesamte ausserhäusige Personal am Limit. Nur wenn Musiker als Gruppe Rabatz machten, wurde ihr Salär erhöht, leicht gemildert durch das Wissen, dass auch wir Externen wenig bekamen, aber eben streikerpresserisch in der Gruppe. Die Forderungen von uns „Freien“ waren dagegen immer noch Thema beim Komponieren, Konzipieren das sich als reinste Vorleistung anfühlte. Ich bin jetzt gewappneter für die Zukunft, eine wundersame Verdoppelung potentieller Honorare, die dann immer noch Material- und Reisekosten eher inklusiv als exklusiv haben, kann ich mir aber nur schwer vorstellen, wie gesagt, am unteren rabattierten Rande der DKV-Richtlinie.

    Die mag garantiert bei all den üblichen 10 bis 20 Minuten-Stücken funktionieren, im klassischen kleinen Recht, wo man auch immer einen Bezug zu feststehenden GEMA-Tarifen (!) herbeibeten könnte. Beim grossen Recht: Gute Nacht! Natürlich wird einem mit Hinweisen auf gewisse Usancen durch den DKV geholfen, beraten. Aber zu sagen, ich schicke dann mal meinen Verbandsjustitiar? Das funktioniert nur dann, wenn man dies über einen Verlag machen lässt, was positiv sein kann, aber für den Veranstalter andererseits diesen zum Abzocker macht. Das Problem ist doch, dass selbst renommierte Kollegen in ihrer Position wackeln, sobald die Forderungen und Leistungsmöglichkeiten der Verhandelnden enorm divergieren, das Theater z.B. auch nur noch „Abzocker“ denkt, was natürlich auch vorkommt… Das wird kein DKV, kein Verlag wirklich lösen können, kein Theater allein. Das ist ein Paket zwischen Geldgebern, Bühnenverein, DKV, Gewerkschaften der Sparten, etc.: die inzwischen seit 10 Jahren eingefrorenen Fixkosten aufzutauen, um uns variablen Kostenfaktoren tatsächlich den Zahlenstand wieder breiter zu ermöglichen, den die DKV-Richtlinie aus dem Jahr 2001/2002 z.B. repräsentiert. Aber glaubt jemand, dass die öffentlich-rechtlichen Auftraggeber eingehen würden? Das wird zähe Verhandlungen erfordern, Streik eben – als ultima ratio… Warum als KEIN Mindestlohn für uns? Wo wir als Akademiker doch auf einen Sicherheitsdienstlohnniveau schuften! Die 20 Euro brutto als schwer zu schätzender Lohn, was nach der DKV-Richtlinie so eine Art MIndestlohn wäre, liegen doch oft nicht mal bei einem Viertel, dazu noch als Inklusiv-Lohn! Da verdient selbst ein ehrenamtlicher Übungsleiter mehr pro Stunde ggf. mit Fahrtkostenersatz.

    Es herrscht also ganz jansonsch gesprochen uns gegenüber ein unverschämtes Geiz ist geil denken. So übertragen uns selbst eigentlich wohlgesonnene Freunde, durch die man mehrheitlich aufgeführt wird, den Hobbygedanken (s. Übungsleiter) auf die Komposition. Ja, es mag Hobby für sie sein, uns zu spielen. Für uns ist es aber Kerngeschäft. Und so geben diese unsere Freunde gerne mal 500 Euro für ein Bild aus, das für sie gemalt worden ist, natürlich eher A3 als A6 gross. D.h., dass wir für diesen Preis schon ein Oktett liefern müssten, aber niemals ein Trio dafür verlangen können. So bleibt es bei ewigen Freundschaftsdiensten, dann lieber unbezahlt, was aber auf Dauer einfach nicht mehr geht, gerade wenn Stück dann doch vor eine beurteilende Öffentlichkeit geraten sollen, so gering die sein mag, der Musiker wenn auch schlecht, aber sehr wohl bezahlt wird und so doch auf 20 Euro netto (!) kommen kann, das Üben und Notenausdrucken/-kopieren miteinbezogen, was der Komponist ja auch normalerweise vornimmt…

    Ich denke, dass wir immer viel zu schnell die rosa Brille aufsetzen, wenn es um Forderungen nach Aussen geht, die erstmal nur uns selbst betreffen! Da posaunen wir laut, rufen Solidarität, ist Kritik an kleinen Teilen von Verbandsarbeit Königsmord. Schaut uns ein Aussenstehender, Profi eines Theaters oder anderen Kunst zu, denkt der sofort, die schreiben nicht nur im Elfenbeinturm, die leben tatsächlich dort. Und so rächt sich eben die Diskrepanz, dass wir akademische Preise, wie eben Architekten, fordern, aber eigentlich auch nur den gleichen Rang haben, wie unsere autodidaktischen Kollegen, die aus anderen Berufen kommend als Komponisten oft viel beinharter zu verhandeln gelernt haben als wir Hochschulkollegen, die aber glauben durch ih Studium oder Kontakte zu Arrivierten wie eine Gralstaube die Genialität aus der Hand Bachs gepickt zu haben. So machen wir einen Riesen-Bohei um uns, wenn wir unter uns sind, sind die Krönung aller Künste. Nach Aussen aber sind wir die Schlechtbezahltesten, können uns nur zu Fragen des kleinen Rechts wirklich scharf positionieren, übersehen gerne den Gesamtzusammenhang unserer Geldforderungen, so politisch sich unsere Werke auch geben mögen. Der Zustand der Neuen Musik ist also nicht nur ästhetisch sondern auch im realen Leben der reinste Schall und Rauch mit entsprechenden Wasserglassturm- und Verpuffungseffekten. Natürlich ist es dazutretend auch die Hobby- und Sparmentalität unserer Partner, die ggf. auch nur Tripelschritte zulässt. Aber manchmal würde ich mir mal mehr wünschen. Und lieber Erik, setze mal Deine rosa Brille ab, wo Du doch meistens schärfer als ich bist. Denn die rosa Brille ist eigentlich mein Privileg,

    Dein pinker queerstand

  21. Erik Janson sagt:

    @ querstand,

    Du und ich, wir aber müssen jedesmal ein Mail schreiben, Kontakte herbeibeten, eben den Bittsteller geben.

    Das trifft auf mich nicht zu. Und Du solltest das auch nicht von DIR denken. Ich mache mich jedenfalls nicht zum Bittsteller und „bete“ auch nirgendwo herbei, „umsonst“ rein zu kommen. Weil Kultur ihren Preis hat. Was anderes ist es aber, wenn man – wie selbst ich unverbesserlicher „Nörgler“ – mal eingeladen wird von Leuten, die man kennt, Leute z.B. Musiker, für die man was getan/ mit denen man zusammen gearbeitet hat oder Leute, die einen kennen gelernt und gehört haben.

    oder @:

    GEMA-Wertung und Steuer und KSK nicht zu vergessen verteilen bereits genügend,

    Lass uns mal das Kapitel schließen. Du hast da Deine Meinung und ich hab meine Meinung dazu, dass GEMA-Wertung und KSK allein eben NICHT „genügend“ ist. Zumal: die Kassen-Beiträge STEIGEN doch auch dort und es ist nicht ausgemacht, ob die KSK überhaupt auf Dauer bestehen bleibt. Man hört hin und wieder Stimmen aus der Politik, sie abzuschaffen. Also, WER malt hier rosa diesbzgl., Alexander? Weiterhin Du, nicht ich, in dem Punkt.

    STEUERN? Welche Steuern/welche Art Steuern meinst Du denn?
    Wo fließen die Steuern hin? Sicher nicht 1:1 in den Bundeskulturhaushalt. Und was zahlen schon Künstler/Komponisten an Steuern in den Staatsseckel? Nur unsere paar Großverdiener zahlen was Spürbares, Professoren, Etablierte, aber im ggs. dazu was Banker oder Spitzenverdiener aus der Wirtschaft zahlen, ist das immer noch ein Witz. Als wenn dann die Kunst also einen Anspruch bzw. eine „Lobby“ bei der Politik hätte und unter diesen Vorzeichen. Zumindest nicht in „pragmatischer“, rein ökonomischer Hinsicht.
    Es bleibt also: das trotzdem einzufordern, dass geistige/kreative Werte besser bezahlt werden, eben WEIL sie nicht „messbar“ sind und sich immer erst langfristig „auszahlen“. Darum geht es. Das hat nichts mit „rosa Brille“ o.ä. zu tun. Wir finden/fänden da in der Soziolgie, Kultursoziologie- und -wissenschaft genügend Argumentationspunkte, die dies untermauern.

    Das antwortete ich schon in ähnlicher Weise, nun mit erweitertem Kontext an Moritz. Du müsstest erstmal den Gegenbeweis antreten, Alexander, warum bitte schön, Steuermittel (Steuererhöhung oder Kultursteuer o.ä., wo sollen zusätzliche Mittel her kommen?) NICHT hinterher wieder woanders als in die Kultur an die Stellen, für die es ist, fließen sollte oder was Anlass zu DER „rosa Brille“ gibt.

    Generell @ Begriff: „Rosa Brille“: Visionen, Ideen haben nicht viel mit „rosa Brille“ zu tun. Weder Deine noch meine.

    Weiterhin: mir sind mittlerweile Deine Beiträge nicht (nur) zu lang (das sind/waren die meinigen ja auch!) aber tw. auch zu selbst-widersprüchlich (Du magst das immer wieder als „Kunstmittel“ tarnen oder verkaufen, aber ich finde, es ist nicht so, bzw. denk mal drüber nach, ob Du Deinen Stil/Sichtweise was änderst). Z.B. einerseits fing Dein Lamento ganz oben damit an (berechtigt),dass Komponisten viel zu wenig Honorare bekommen, dass gegenseitig sich die Komponisten die „Preise kaputt machen“ durch Selfdumping etc. bzw. dass sich zu wenig wehren oder zu wenige mal einen schlecht bezahlten Auftrag ablehnen (Eggys Argumentationsstrang beipflichtend, wie ich auch tue!) Alles richtig von der Tendenz.

    Dann ging es aber latent gegen den DKV bzw. dass der überhaupt eine Honorarliste für Komponisten als Orientierung an die Hand gibt, sei eine „Luftnummer“ und was der alles so „nicht erreicht“ hätte (Freikarten/Komponistenausweis, was das Geringste ist, worauf man Verzichten kann,wenn man einen Fonds etc. hat). Und zudem: WOZU?: zu den Festivals sollen doch nicht nur Komponisten kommen, die dann mit ihrem „Komponistenausweis“ da sitzen und sich selbst/ Kollegen beklatschen. Oder soll der DKV nun nur deswegen den Komponistenausweis erstreiten, damit demnächst bei den Festivals das Verhältnis Komponisten zu (Normal-) publikum noch mehr ein Missverhältnis wird? Und @ Freikartenzwang für Freie Szene: da kennt man sich eh, nicht nötig; und allzuviel Freikarten , zumal „verordnete“ kann man sich da auch nicht erlauben.
    Also: Nebenkriegsschauplatz Alexander, das mit dem Komponistenausweis, sorry, aber muss es so hart sagen.

    Andererseits Dein Glaube: Alles Bisherige (GEMA-Wertung, KSK) das wäre schon „genügend“ für Komponisten,
    wir bräuchten angeblich keinen Fonds oder mehr Stiftungen die sich unserer/allgemein der Kreativen annähmen, „Steuern“ würden reichen…

    Schön und gut bis dato: Aber dann kommt noch (als Widerspruch zu Deinem „Ich-bin-unterbezahlt“-Lamento), dass Du selbst aber Werke für Freunde für ein Mittagessen schreibst, weil Du Skrupel hast 150 Euro von einem Freund für eine LEISTUNG anzunehmen (und mit dem MIttagessen kommt der Freund noch „billiger weg, wie ich Dich kenne: GUT, bei mir wäre er vielleicht nicht so gut weg gekommen, ich würd mir dann für 1000 Euro Hummer bestellen ;-) ). Andererseits aber darüber lamentieren, dass Umsonst-Schreiben oder Dumpinghonorare annehmen? Kein Wunder, wenn man es SELBST anbietet. Allerspätestens da komme ich nicht mehr mit.

    Und dann noch dieses dauernde bzw. in letzter Zeit zunehmende „wir“ und „uns“ aus Deinem Munde und Kommentaren möchte ich mir daher nicht gern anziehen. Jeder hat seinen eigenen Weg und Einstellung zu den Dingen. Und Du musst auch nicht so bleiben wie Du bist (@ Einstellung z.B. wem Du, unter welchen Konditionen Du nun was komponierst, wen Du als „Freund“ definierst/ansiehst und von wem Du meinst, für ein „Freundschaftshonorar“ oder für ein Mittagessen statt unzumutbarem Symbolhonorar komponieren zu können).

    Und: @ unserer „Alleinunterhalter“-Funktion: heut Nacht wird hier im Rheinland der „Hoppeditz“ verbrannt. Also Karneval ist hier vorbei. Jetzt Schluss mit dem karnevalesken Gejammer und Auf-der-Stelle-Getrete. Frisch in die Fastenzeit und nun gefälligst Schublade-komponiert, geschwiegen und Buße getan, Strauch (und Janson)! De brevitate vitae von Seneca lesen und die Lebenszeit besser nutzen als drüber zu streiten, wer mit seinem (Zweck-)pessimismus „RECHT“ habe. Also, das mein letztes Friedenspfeifen-Angebot an München Zentrum… ?
    Du kannst aber gerne wieder mit einem langen Beitrag antworten. Ich glaub, wir beide langweilen schon die übrige Bloggercommunity oder geben Anlass für Mitlese-Schmunzler ab oder sind gar mit schuld an der Bloggerfaulheit hier. Wir tun uns keinen Gefallen hiermit.

    A guate nocht, bzw. Brotzeit,
    Dein NICHT-pinker Kollege,
    Erik

  22. Erik Janson sagt:

    Letzter Nachtrag/ Was uns unterscheidet (@Querstand/eggy):

    Zitat:

    Angenommen man bekommt transparenteste Fonds-Neugründungen hin, wird der schwächere, schlechter bezahlte Komponist hier wieder Bittsteller sein, ein bisschen der Jury bekannt sein müssen im schlechteren Falle oder im besseren genau den Geschmack des Gremiums treffen, das auch nur ein einfacher Sachbearbeiter sein könnte. Und von allen Lösungsansätzen darin abgesehen – der Komponist und auch die Komponistin sind und bleiben auch hier Bittsteller.

    In ein ähnliches Horn tutete hier weiter oben Eggy.
    Gegenfrage: Woher will man wissen, dass ein Fonds mit Eigenbewerbung bei von Außen kontrollierter Transparenz wieder genau so liefe. Nur weil dann auch wieder (natürlich, ist ja klar) eine Jury urteilt? Wie kann man von etwas, was noch gar nicht AUSPROBIERT wurde schon sagen: Da läuft dann sowieso ähnlich weiter wie beim jetzigen System (also alles beim Alten lassen…?). Das ist eine typisch deutsche Eigenschaft ein bissel. In Ländern wie Finland, NL. etc, gibt es solche Möglichkeiten, mehr Möglichkeiten der Eigenbewerbung von Komponisten. Wir brauchen mehr Mögichkeiten der EIGENBEWERBUNG, wo es nicht über „Sie müssen vorgeschlagen werden“ geht. Das hat nichts mit „Wir bleiben auch so Bittsteller“ zu tun. Irgendwie ist man IMMER Bittsteller, so gesehen. Man kann sehr wohl abstellen, zumindest stärker als derzeit eingrenzen, dass Förderungen/Annahmen von Bewerbungen in dem Maße wie heut zu Tage nach dem Faktor „Bereits erworbener Bekanntheitsgrad“ und/oder „Beziehungen/Empfehlungen/also Fremdurteile/Urteile Dritter“ laufen. Z.B. durch konsequentere Rotationsprinzipien bei Jurys, dabei aber strikteste Geheimhaltung der Jurys nach Außen (bei Nichteinhaltung Sanktionen); weiterhin: Zusammennahme von Vita und konkretem Werk beim Bewerber etc.

    Klar, davor haben vielleicht diejenigen Angst/oder äußern verständlicherweise Bedenken, die sich auch ein Netzwerk an Beziehungen aufgebaut haben, dass bei dem Fördermodell in einem solchen neuen Fonds dann nicht mehr so zöge. Aber die ANDEREN Formen können ja ruhig bestehen bleiben/bzw. bleiben sowieso bestehen. Es ging mir um ZUSÄTZLICHE Möglichkeiten.

    I have a dream, setz ich dagegen.
    Dein, Euer Nicht-„pinker“ Träumer,

    Gute Nacht,
    Erik

  23. querstand sagt:

    Allerletzter Nachtrag: das Wichtigste für mich wird sein: Auf Dauer werden „wir“ wohl Alle, ich denke an alle Sparten und Institutionen, dafür sorge tragen müssen

    1.) uns einander besser zu verstehen, den Wert der jeweiligen Arbeit – sofern das zwischen Künstlern und Kunstinstitutionen sowieso noch nicht klar ist – des Verhandlungspartners zu schätzen und

    2.) wieder mehr finanzielle Schmiere in das System hineinbekommen, nicht komplett totgespart zu werden und

    3.) wird das Alles zwar von Verbänden begleitet werden können, aber von Künstlern und Künstlerinnen eigenständig ausgehen.

    Ich nenne hier jetzt keine Beispiele oder Versuche der letzten Jahre. Am Ende bleibt es wohl die einzelne Kraft. Das ist ja auch das Schöne am Komponist-Sein gegenüber dem hier von mir angeführten Architekten. Dies macht es aber auch so unendlich viel schwieriger, da können Richtlinien Orientierung bieten, was sie die letzten Tage mir schmerzhaft taten, da können sie aber im Einzelfall des Musiktheaters auch der falsche Weg sein, wenn die Institution selbst schon krankt. Ich Schwarzmaler denke sogar, dass dies in absehbarer Zeit auch die Zukunft bleiben wird, da kann man noch so sehr über das BVG kulturellen Bestand einklagen, wenn einfach das Geld fehlt, welches nicht immer durch Kreativität ausgeglichen werden kann. Vielleicht ist der britische Ansatz gar nicht so schlecht, einer Teamgleichbezahlung, vielleicht auch am Monatsaufwand orientiert, so dass Kompositionsdauer einigermassen einen Massstab findet. Aber letztlich ist die Komposition genauso viel wert wie der Beitrag der Reinigungskraft – oder wollen wir die Hörerklos selbst reinigen? Nun gut – Erik – um Ausgleich zu erzeugen, könnte man eigentlich schlichtweg im Grossen Recht der Opernhäuser doch auch ein Tarifsystem einführen? So würde zumindest auf diesem Wege das kurze, opulent honrierte Werk des Arrivierten weniger Urheberlizenz als das längere des Neulings abwerfen, und der alte Hase finanziert es sogar mit. Und zu Deinem Fonds: vielleicht wäre das in dem Moment wieder eine feine Idee, wenn daraus so ein Auftragsfond wie in Holland würde, den das Nachbarland momentan allerdings wieder runterdimmt. Allerdings graut mir wieder vor neuen Juries…

    Gruss und hier finito,
    A. Strauch mit mehr Schuppen als Asche oder Konfetti auf’m Haupt
    P.S.: Sah Euer Wupperland gerade in 3D – „Pina“… So kalt es aber ist, freue ich mich auf Pina-Colada-Temperaturen und schwelge in Sacre-Erde…

  24. Erik Janson sagt:

    @ querstand,

    blockquote>Am Ende bleibt es wohl die einzelne Kraft. Das ist ja auch das Schöne am Komponist-Sein gegenüber dem hier von mir angeführten Architekten. Dies macht es aber auch so unendlich viel schwieriger, da können Richtlinien Orientierung bieten, was sie die letzten Tage mir schmerzhaft taten, da können sie aber im Einzelfall des Musiktheaters auch der falsche Weg sein, wenn die Institution selbst schon krankt. Ich Schwarzmaler denke sogar, dass dies in absehbarer Zeit auch die Zukunft bleiben wird,

    Ja, wenn Du das so gut weißt für Dich und stellvertretend für alle und mal nicht ohne lange Antwort-Threads Meinungen anderer stehen lässt, dann kannst Du hier gerne den Alleinunterhalter abgeben.

    Buon Giorno, Schöne Zukunft im Badblog,
    Erik

  25. querstand sagt:

    @ erik: Man kann es auch so sagen: wenn Du durch die gesamte Musiktheaterhölle noch nicht gegangen bist, den Höhenflug eines Auftrags, die Niederungen des Personals (z.B. künstler. Gäste auf ALG II Niveau, etc.), dann bist Du bei dem Thema hier vielleicht wirklich fehl am Platz, hätte ich mir manche Replik sparen können. Oder verträgst Du Kritik an Deinen Thesen nicht? Gerade nett mit dem Gegenüber gehst selbst nicht um, erklärst meine Kritikpunkte zu „Luftnummern“, so könnte ich es interpretieren. Welche Laus Dir jetzt wieder angesichts einer „Schönen Badblog“-Zukunft über die Leber lief, die NICHT zu diesem Artikel gehörte? Aber bevor es hier jetzt privat weitergeht, dann lieber persönliche Emails… Allerdings habe ich genauso kein Problem, den Alleinunterhalter zu geben: so oft wie Du Bella Ciao sagtest und wiederkamst und wieder Bella Ciao Ciao Ciao, Hallo und Bäh-Tschüss – alles sehr sachlich…

    Bella Block-Blog Null-Bock Ciao, Deine Servustante

  26. @ querstand @ all und an alle Freunde der „Transparenz“,

    wenn Du durch die gesamte Musiktheaterhölle noch nicht gegangen bist, den Höhenflug eines Auftrags, die Niederungen des Personals (z.B. künstler. Gäste auf ALG II Niveau, etc.), dann bist Du bei dem Thema hier vielleicht wirklich fehl am Platz, hätte ich mir manche Replik sparen können. Oder verträgst Du Kritik an Deinen Thesen nicht?

    „querstand“. wen interessiert hier unser ständiges Hin- und Her. Alles Nebenkriegsschauplätze: Nur, wenn Du mir öffentlich schreibst, möchte ich öffentlich antworten…Ich hab mich auch gar nicht zum Thema Musiktheater geäußert. Noch hab ich keine Oper geschrieben. Aber: selbst wenn, dann habe ich Deiner Meinung nach nicht das Recht, meine Meinungen zu äußern?

    erklärst meine Kritikpunkte zu “Luftnummern”, so könnte ich es interpretieren.

    Du kannst es von mir aus gerne so interpretieren, Alexander. Aber es war nicht meine Intention dies zu tun.
    Ob du es glaubst oder nicht. Und ich erinnere daran, dass das Pejorativ „Luftnummer“ hier von DIR bzgl. DKV-Richtlinie gebraucht wurde. Das werden die BLogleser trotz zwischenzeitlicher Textmengen, die wir uns um die Ohren hauten, nicht vergessen haben.

    @ Thematik: Alleinunterhalter, Mal Chiao Sagen, …. dann Wiederkommen (Hölderlin), diverseste Heine-Zitate in Zeiten der Zensur etc.

    und @

    Welche Laus Dir jetzt wieder angesichts einer “Schönen Badblog”-Zukunft über die Leber lief, die NICHT zu diesem Artikel gehörte? Aber bevor es hier jetzt privat weitergeht, dann lieber persönliche Emails…

    Alexander, da Du diese „Laus“, die ja nmz-Gemeingut (Wissensgut) ist ja gut kennst, brauchst Du hier nicht öffentlich so „fragend“ zu tun sondern kannst diese Laus ja gerne veröffentlichen, worum es geht.

    Mein Fazit zu allem Theaterdonner:
    Wie fruchtbar wäre es für den Blog wie für den gesamten Neue Musik-Zirkel, wenn es wirklich mal ZUR SACHE ginge, wenn wirklich mal alte Zöpfe, alte Förderkriterien, die Geschlossenheit des Systems, die mangelnde Anschlussfähigkeit zur Gesellschaft (Publikum) zur Disposition gestellt würde und die GRÜNDE und URSACHEN dafür wirklich gemeinsam angegangen würden. Und wenn hier wirklich unverblümt diskutiert würde über das Kunstsystem etc. Das ist und bleibt für die allermeisten, die im System ihr Nestchen haben, „zu heiß“. Keine Krähe hackt der anderen ein Auge aus etc. pepe-.

    Die letzte Hoffnung schwindet. Dann egal.
    Gruß Erik

  27. Erik Janson sagt:

    Hätte Dir, Lieber Alexander, gerne nochmal geantwortet auf das, was Du oben geschrieben hast und hätte Dir gerne einen Vortrag über „Läuse“ gehalten. Der Versuch ist leider Fehl geschlagen.

    But: My Comments are (neuerdings) „awaiting for moderation“

    Buon Giorno,

  28. querstand sagt:

    Hallo Erik! Nett ist mein voriges Posting nicht, ok. Das ewige Kommen und Gehen, dass nervt mich genauso, wie Dich ggf. meine Längen, die Deine tatsächl. inzwischen in den Schatten stellen, auch ok. Mein Vorwurf, dass neue Stiftungen uns wieder zu Bittstellern machen – bin gerade ziemlich jurygenervt ohne der betreffenden Jury Vorwürfe machen zu wollen, aber noch mehr Juries machen mich gerade etwas unleidlich. Allerdings könnte beim längeren Nachdenken über Deinen Vorschlag doch was dran sein, Klagen über kommunale Kompositionshonorarausschlüsse in deren Förderungen oder der Ruf nach holländ. Vorbildern samt Zwischentöne, das gab es hier schon Alles, das Wie wäre mal wieder die Frage. Ich muss einfach gestehen, dass es mir zur Zeit wohler wäre, wenn man von Konzertbesuchen an bis Aufträge vieles erreichen könnte ohne immer jemand der Organisatoren zu kennen oder empfohlen werden zu müssen. Es ist doch auch schön als Komponist einfach als solcher sich ausweisend auf ganz fremde Terrains zu begeben, genauso natürl. empfehlungsfrei Aufträge einzuwerben, was geht, aber z.Zt im jetzigen wer-kennt-wem-System grässlich mühsam ist. Kommen wieder Juries ins Spiel, um das zu objektivieren. Es dreht sich Alles fröhlich im Kreise, ob man die Dinge einerseits belassen oder ändern will, da kommen wir gerade nicht zusammen, mokiere ich mich über Verbände, wo Du gut zurecht kommst – ggf. kann ich da sogar noch was von Dir lernen. Allerdings erlebte ich gestern mal wieder, wie ein Verein einem anderen auf die Pelle rückt, beide in bester Absicht, man will nur die Flucht ergreifen als Externer bzw. Randerscheinung. Und wie gesagt – ich bin durch die Honorarhölle gegangen, sah alle Seiten dabei. Da ärgern mich dann so Statements wie Richtlinien und Komponistenflüche schon sehr, wenn sie meinem Erleben aber so ganz gewaltig widersprechen, so richtig sie natürlich die Arbeit des Komponisten am unteren Level bewerten, es aber doch immer wieder noch viel tiefer stattfindet, Häuser die jammern, dann trotzdem, so sehr man sie versteht, ihr Spiel dennoch mit mir treiben, allerdings auch mit den anderen Künstlern, dann aber wieder privat spendabel sind, um was zu ermöglichen. So sind Richtlinien und Flüche irgendwie zu einseitig. So, meine lange Leier. Was sonst hier im Hintergrund gerade wieder geschah, dass Beiträge moderiert werden, leider genauso eine lange Leier. Vorwürfe, warum der eine gleich was verteidigt, der andere was anderes, Bio-Vergleiche, die irgendwas entlarven sollen, das lässt sich hin- und herschaukeln, auch bei meinem und deinem letzten Gekabbel hier weiter oben. Allerdings die Anmache, „ja, wenn Du das so gut weißt für Dich und stellvertretend für alle und mal nicht ohne lange Antwort-Threads Meinungen anderer stehen lässt, dann kannst Du hier gerne den Alleinunterhalter abgeben“, so wahr sie ggf. im Kern sein mag – dann langt der Kern, musst Du nicht noch Saures dreingeben. Um es ein für allemal klarzustellen: wenn mein „Bittsteller“-Anfang der letzte Tropfen war, der wieder was in Dir zum überlaufen brachte: ich beginne hier gerne mit einem kurzen Incipit, dass rechts oben neben dem Artikel unter der Kommentarspalte dann auffällt. Ja, das ist vielleicht nicht nett – aber es folgt dann der Versuch einer Ausdifferenzierung, die natürlich auch mal dümmer ausfallen kann, wenn es mir nicht so ganz helle leuchtet. Und wie ich mich Gedanken Anderer entgegenstelle, dann doch annähere, dass Dich dieser Prozess nervt – ok. Aber tolerieren solltest Du das genauso, wie ich Deine firmen Standpunkte toleriere, auch wenn ich natürlich was dagegen sage… Was ich aber nicht mehr tolerieren mag, ist, seufz, das ewige Türgeknalle. Ich mag mich hier zum Clown machen, damit machst Du Dich aber auch nicht gerade zum Noblen. Und was im Hintergrund hier abläuft – da habe ich einfach keine Lust mehr auf Theiler vs. Eggert/Hahn… Er betreibt „divide“, also t(h)eilt hier aus und dividiert interventionistisch, haut uns auf Schwarz-Weiss, übt somit sein „impera“ aus, beklagt sich dann, und Du tritts automatisch wieder mit hier aus. Das ewiggleiche Hin und Her… Vielleicht passiert ja deshalb hier dann Moderation, weil dies laaaangweilt, mich pesönlich, mich als Bekannter Eggerts, mich als Dich mal vor langer Zeit getroffener, als Kollege Theilers – das nervt mich Alles. Und die letzte Guttenberg-Attacke, mancher Vogl und Nyffeler wehrten es köstlich ab, kotzte mal wieder grausig. Aber höchstwahrscheinlich geht es dem Urheber dieser Austeilungen nicht um gemeinsame Emphase, es geht ihm um grösstmögliche Häme und Leid. Dass Katharsis auch ohne ihn geht, zeigte ja der Richtlinien-Disput, meine Katharsis. Wie soll es nun weiter gehen? Ihr, Du kennst ja meine Alter-Ego-Drohung…

    Gruss,
    Alexander Strauch

  29. querstand sagt:

    alter-ego @ querstand: hättest Du nicht mal schneller auf den Punkt kommen können? Mindestlohn finde ich aber superrr! Oder singe doch einfach selbst Dein Zeugs, dann kannste Knete als Interpret einfahren.

  30. querstand sagt:

    querstand @ alter ego: Danke, dass Du mich nicht nur hier im Blog sondern auch auf der Bühne zum Alleinunterhalter machen möchtest. Ich kann da jetzt gar nicht soviel drauf antworten, wie auf andre Kommentare hier. Aber mit der Selbstdarstellung als Komponist auf allen Ebenen, das ist doch ein feiner Gedanke. So kann ich meine Genialität, an die a bissl ich auch zu glauben mich traue, noch besser zum Ausdruck bringen. Das bringt mich wieder zu Zappa zurück? Ist der auch nicht immer selbst aufgetreten, als eigener Sänger? Als Nur-Komponist eigentlich eine schöne Idee, ein neues Ventil für eigenen Dilettantismus, den man sonst nie offen zeigen würde – ein Komponist ist ein Gesamtkunstwerk!!

  31. querstand sagt:

    alter ego @ querstand: Der selbstauftretende Komponist, hier im Blog schreibt er ja nur selbst in Worten. Aber auf der Bühne, das wäre wahre Authentizität. Da mag Zappa noch soviel zusammengetragen haben, was nicht seins war, nachgeahmt, damit überspitzt, so dass doch eine eigene Aussage daraus wurde. Erstaunlich ist für mich immer wieder, dass Komponisten, die – wie auch immer – ihre eigene Musik mitaufführen, ehrlicher, weniger selbstdarstellerisch wirken, als diese Nur-Schreiber, wie Du ja einer bist.

  32. querstand sagt:

    querstand @ alter ego: ja, da haste Recht!! Komponisten müssen wohl immer kompensieren: was sie nicht direkt als Interpreten ans Publikum rüberkriegen, muss eine eigene Bedeutungsaufladung bekommen, damit es richtig sitzt. Deshalb diese Attitüden, diese Programmheftplattitüden. Da er den Stab mit Partiturabschluss abgibt, kann er nur so die Deutungshoheit wahren. Stirbt er, müssen seine Erben dafür garantieren

  33. querstand sagt:

    alter ego @ querstand; ach was, Erben – das artet doch in Schwierigkeiten aus, wie man sie heute noch mit den Brechterben haben kann. Die Deutungshoheit ist zementiert, bis 70 Jahre Urheberrechtsschutz abgelaufen sind. Da haben es die Leute mit Zappa einfacher – schwupps eine einfache Cover-Version erstellt, und doch was halbwegs eigenes gemacht. Verfremdet dagegen ein E-Komponist Zappa so unkenntlich es geht, muss er dennoch brav nachfragen, hoffen, zittern…

  34. querstand sagt:

    querstand @ alter ego: Ach bullshit – Coverversionen sind doch einfach nur andere Interpretationen, die reichen doch niemals an Verarbeitungen der E-Musik heran. Selbst ein genaues Zitat des Originals in einem anderen Zusammenhang erzeugt doch schon ein neues Kunstwerk, da muss man nix ändern, ausser dem Kontext.

  35. querstand sagt:

    alter ego @ querstand: das klingt wieder schwer nach Intertextualität… das Reizwort hier!! Wie wäre es eigentlich mal wieder mit einfachen Variationen? Die Zitatfreudigen der Neuen Einfachheit fingen doch mit klassischen Schubert-Variationen oder Mozart-Variationen an, wie Schweinitz und Müller-Siemens…

    P.S.: Müller Siemens, das klingt nach genmanipulierten Musikpreisen…

  36. querstand sagt:

    querstand @ alter ego: Dein P.S. hättest Du Dir aber sparen können!! Bei Müller denke ich nur an Cafe Müller und Siemens, das dürfte Dich doch als E-Lok-Fan auch begeistern, wie diese Firma zwar schon komische Händel durchzieht, aber doch auch ein Garant für die Förderung Neuer Musik ist, überhaupt Honorare heute noch ermöglicht, wo die öffentliche Hand versagt. Schade nur, dass nicht mehr Unternehmer dieser Förderung folgen, v.a. dann doch so neutral, wie Siemens, was man denen gar nicht zutrauen würde. Ein wenig mehr differenzieren könntest Du schon, Alter Ego!!

    Das mit den Variationen finde ich allerdings auch wieder interessant. Intertextualität als Variation – so ähnlich wie das Don Giovanni Zitat in den Diabellivariationen Beethovens im Kontext eine andere Sache ist als das Original. So betrachtet ist der ganze kontextuelle, intertextuelle Wibel gar nicht sooo neu, nur dass es heute wohl einfacher ist, mit all den Rechnern, aber auch gefährlicher unoriginell, so verfügbar all das Material heute ist…

    Hat eigentlich schon mal jemand Variationen über Bobby Brownkomponiert?

  37. querstand sagt:

    alter ego @ querstand: hey, danke für den Link! Übrigens pass auf, dass Du nicht zuviele Links zu eng aufeinander hier setzt, sonst sagt wordpress gleich „awaiting moderation“…

    Nicht dass ich es wüsste! Verwendet als „fft“ hat es garantiert schon jemand. Geht es Dir aber auch so, dass Du Zappa als Rocker spannender findest denn als Neue Musik-Komponist?

  38. querstand sagt:

    querstand @ alter ego: Da habe ich was Spannendes entdeckt: Dog Meat mit dem Ensemble Modern – das klingt tatsächlich ein wenig nach Musik zwischen Bernstein und Turnage. Hmm – das zeigt eigentlich nur mal wieder, dass vielmehr Neue Musik ist, als die europäische klassische Lesart zulässt. Das ist Musik von Leuten, die einfach sagen, ich mache Neue Musik, ganz einfach ausgedrückt. Das ist dann eben auch Musik, die nicht nur parametrisch arbeitet, Musik die einen anderen Kontext sucht, populäres Material politisiert, etc.

  39. querstand sagt:

    alter ego @ querstand: Jetzt geht’s mal wieder mit Dir durch – ok, Zappa politisiert Amerika in seiner Ensemble Modern CD. Aber Punk z.B. ironisiert doch auch alle Arten von Pop, Rock, aber auch Klassik, etc. Ist Punkmusik also Neue Musik? Denken wir an all die DJ’s, die anspruchsvoll E und U verbraten – sind die dann auch nicht Neue Musik?

  40. querstand sagt:

    querstand @ alter ego: Ja, breiter als man es selbst haben wollte, war der Neue Musik Gedanke schon immer. Man denke doch mal an die Tradition der Jazzkonzerte in Donaueschingen, dann dürfte es einem doch wie Schuppen von den Augen fallen. Wobei da heute Deine zitierten DJ’s auch mal Platz finden könnten. Tja, So gesehen ist Zappa mit allen Facetten Neue Musik, wobei einem die eine oder andere besser gefallen kann, vielleicht seine Aussagen zu Musik heute erstmal Neue Musik sind, wie auch immer. Das parametrische Herangehen zeichnet also Neue Musik aus. Dann fehlt aber neben dem „Bekenntnis“ der Macher Neuer Musik auch noch weiteres: warum sind die Ramones z.B. keine Neue Musik, Sonic Youth aber schon? Es ist also nicht nur das Inhaltliche überzeichnen, es muss immer auch die Brechung sein. Wobei eine traditionelle Überzeichnung Althergebrachten auch eine Brechung sein kann, wenn es innerhalb der alten Grenzen eine Sprengung darstellt. Oder im reinsten „atonalen“ Umfeld „tonales“ stattfindet, ich denke da immer an das letzte Opus Schönbergs, op. 50a-c, wo verschiedene Schreibstile doch ein Ganzes ergeben, auch wenn man die drei Stücke eher einzeln darstellt. Also Bekenntnis, Material und das Verhältnis zu diesem, sein Aufbrechen oder Aufbruch nach vorne oder hinten in der Geschichte, das macht Neue Musik aus. Das Wahnsinnige heute ist aber, dass man gar nicht mal Musik direkt machen muss, dass der Kontext um die Musik herum schon ausreicht… Na ja, was kommt dann in 20 Jahren? Höchstwahrscheinlich ist es dann modern, Noten zu komponieren, die gleich wieder verdunsten oder man kehrt zu Neumen auf selbstgeschöpften Papier zurück? Wenn alle dann nur noch mit iPads arbeiten, wäre das wieder eine andre Art Neuer Einfachheit, ha, Bobby Brown auf antiken Schildpattharfen?

  41. querstand sagt:

    alter ego @ querstand: Ja, antike Instrumente, mit Müllermilch wiederauferstandene Römerlegionen und Germanenlurenbläser, dazu eine Live-Hinterfragung und verstärkte Geräusche des Grases der Varusschlacht, mit Game-Interaktionen für die Zuschauer… Wie auch immer – – aber, schau, jetzt sind wir beide so ins Schwärmen gekommen, haben ganz allein und kürzer als sonst in den Kommentaren hier unterhalten? Wo sind die Anderen nur geblieben? Ach ja, wir sind hier ja jetzt die Solo-Clowns. Auch gut…

    Gruss,
    querstand an alter ego und sonst wem…

  42. ähm – kurze technische frage zwischendurch – kann man die automatische e-mail-benachrichtigung über neue blog-kommentare auch deaktivieren? ich lösche grad im sekundentakt kommentare von euch aus meinem posteingang – chancenlos, noch mit dem lesen mitzukommen, auch wenn die kommentare noch so interessant sind.. wollt ihr nicht vielleicht e-mail-adressen austauschen? :-)

  43. querstand sagt:

    @ breinschmid: tut mir leid, bin ja jetzt auch durch. würde ich nicht abschalten, normalerweise geht es hier ja besser zur sache. musste allerdings mein lange angekündigtes streikmuster einmal hart durchziehen. aber am gruss des letzten sieht man ja das ende der schlange… besser noch als sonst hier übliche beschimpfungen.gruss in das andre wien, a.strauch

  44. Juan Martin Koch sagt:

    Lieber Georg Breinschmid: ich fürchte, wenn Sie das bei Ihrem ersten Kommentar angeklickt haben, bleibt es für diesen thread dabei, dass Sie benachrichtigt werden, aber vielleicht weiß WordPress-Experte Martin Hufner Rat?

  45. @Breinschmid: An sich ist das denkbar. In den Mails, die die Kommentare enthalten, sollte unten eine Abmeldefunktion verlinkt sein.

    Die ganze Sache ist ja heute sehr kompliziert geworden. Zunächst muss man bestätigen, dass man Benachrichtigungen will, dann erhält man die. Double Opt-In-Zwang. Dahinter steht die komplexe Software, wo sich die Extrazutaten unter Umständen ins Gehege kommen. Was keine Entschuldigung sein soll.

    Also schauen Sie jetzt nach unten in der Mail und probieren Sie die Austragung. Bei Versagen: Bitte eine kurze Notiz an mich: hufner@nmz.de – ich finde eine Lösung.

  46. hallo, danke für die letzten nachrichten! ist daweil kein grosses problem, ich lese die kommentare grundsätzlich auch gern – wollte eher nur drauf hinweisen, dass es zuletzt (heute nachmittag) ein bissl gar viel wurde.. danke&lg! georg

  47. Erik Janson sagt:

    @ querstand, @ all,

    Au weia
    No comment.

  48. Erik Janson sagt:

    „Weltenretter querstand“ @ Wechselstrom

    Er betreibt “divide”, also t(h)eilt hier aus und dividiert interventionistisch, haut uns auf Schwarz-Weiss, übt somit sein “impera” aus, beklagt sich dann, und Du tritts automatisch wieder mit hier aus. Das ewiggleiche Hin und Her… Vielleicht passiert ja deshalb hier dann Moderation, weil dies laaaangweilt, mich pesönlich, mich als Bekannter Eggerts, mich als Dich mal vor langer Zeit getroffener, als Kollege Theilers – das nervt mich Alles.

    Ja, querstand, es ist sehr einfach, hier im Blog posthumum auf jemanden ein zu schlagen, der hier nicht mehr kontern kann (zur Zeit), dessen harmlose Threads hier ohne triftige Begründung diesem gegebnüber auf „awaiting for moderation“ geschaltet werden, der also nun (vermute auch dauerhaft) außen vor ist und wie ein Kleinkind bevormundet und behandelt wird. Wie dies nun auch mir passierte heute vormittag. Und Du weißt dies alles ziemlich genau, bist Mitwisser und gibst natürlich die ahnungslose „Servustante“ und bloggst dann hier die immergleichen Nebenkriegsschauplätze oder Ablenkungs-Threads hinein, bist der perfekte Kontext-Zerstörer, Ablenker etc. pepe. Ob mit oder ohne „collateral damage“, das scheint Dir egal zu sein (denn immerhin haben wir uns ja die paar Wochen/Monate damals gut verstanden. Das zarte Pflänzchen „Brückenwirt“, das hier aufkeimte und wie ich mich bei Moritz über Dich erkundigte, sogar Anwandlungen habe, Dich mal in „Minga“ zu besuchen). Gut, mach weiter. Ist nur traurig die ganze Sache, weil Du Wechselstrom genausowenig persönlich kennst wie Eggy ihn persönlich kennt. Es hätte ja mal der gegenseitige Versuch einer Annäherung und eines Live-Treffens stattfinden können, so wie ich es mit Arno, dann mit Moritz machte.

    Ich verabschiede mich nun bewusst NICHT, weil ich darin bisher immer inkonsequent war und ein wenig Resthoffnung gewahrt hatte, dass hier doch „unbequemere“ aber innerlich herzensgute Leute wie wechselstrom eine Chance behalten können, offen ihre Meinung zu sagen. Aber ich führe eine Strichliste ab heute für die Tage, in denen ich nicht mehr blogge. Selbst wenn ich dafür dann bald mein Notenpapier anbrechen muss und deswegen nicht mehr komponieren kann – oder vor Frust, weil ich mit meinen Gedanken bei den bahnbrechenden, genialen Neue Musik-Rettungsideen von querstand bin und daher todunglücklich, dass ich mit den hohen Herrn aus Bayern nicht mehr mit diskutieren darf.

    Ich werd´s überleben.

    Chiao belli und chiao „Servustante“,
    Erik