die unterwelt der oberwelt

nach den sternen hat karlheinz stockhausen ja schon immer gegriffen. nur manchen schien die leiter zu kurz, auf der er in den kosmos stieg. es wäre wohl ein leichtes, auch über diesen letzten werkzyklus von karlheinz stockhausen herzufallen. es würde genügen, sich am programmheft zu delektieren, ein paar stichworte aufzu greifen wie „die himmlischem Musiker morsen morsen morsen – spielen steile Glissandi – rote Punkte – in EDENTIA Dreiecke – Kreise Kreise – edentische Kreuze Kreuze – Glieder Glieder – Trilleriller [sic!] […] – Sinusgeister – Familyten – Edentianer“ aufzugreifen und dann noch ein bisschen auf den sich wiederholenden melodischen, auf geloopten zellen aufhockenden einfachheiten rumzureiten und man hätte all seine ambivalenten stockhausen-gefühle – vermutlich unter großer zustimmung – ins negative gekehrt.

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vielleicht sind besonders die partien mit stimmen dazu angetan. wenn man das praeterium im unterirdischen köln betreten hat und das elektronische gewummer der cosmic pulses mit einer frauenstimme (ebenfalls vom band) zu einem URANTIA-Gesang anstimmt, dann ist man zum einen erstaunt, wie gut der alte stockhausen „pulst“ – als wolle er sich nachträglich um das fälschlich verliehene attribut des „father of techno“ bewerben. dann schreckt es einen aber doch, was einem da so um die ohren fliegt in diesen bunt angestrahlten archäosteinen: sie bilden die perfekte kulisse für diese hymnische feier der kruden URANTIA-Lehren. wo auch immer stocki ganz oben hinwollte: diese musik ist hier ganz unten ganz richtig.

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Musikjournalist, Dramaturg