Findet ihr das gut? (Abenteuer im ZKM, Teil 7)

Das deutsche Fernsehen vernichtet sich selbst.
In diesem Moment, während ich dies schreibe, spielt Thomas Gottschalk im Fernsehen stümperhaft ein paar Takte einer Mozartsonate, während der froschartig aufgedunsene Andrew Llyod Webber umblättert. Schlimmer geht’s nicht mehr.
Gottschalk spricht vom Musical als einer neuen Kunstform, die die Oper abgelöst hätte. Dann sagt er zu Lena, unserem „Star von Oslo“, dass sie ja auch bestimmt lieber in ein Musical wie „Phantom der Oper“ gehen würde, anstatt in irgend so eine alte Oper (bezeichnenderweise fällt ihm kein Titel ein).
Dann geht aber plötzlich die Sonne auf, denn Lena beginnt, das richtige zu sagen: „Also, ich muss zugeben, dass ich mich für Oper wesentlich mehr interessiere als für….“ SCHNITT. Nein, das könnte ja peinlich für Lloyd Webber werden, schnell Themenwechsel.

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Fernsehen ist, wenn man wegblendet, wenn jemand beginnt, etwas Intelligentes zu sagen.

Es gibt Tempi, und dann gibt es Tempi. Das häufigste Tempo in der Neuen Musik ist Viertel gleich 60, denn da kann man am besten die GEMA-Gebühren ausrechnen, bzw. die Länge eines Stückes bestimmen, denn ein Schlag ist dann exakt 1 Sekunde.
In gewisser Weise ist Viertel gleich 60 das Bielefeld der Tempos.

Die gesamte Musik unseres ZKM-Teils ist in Viertel gleich 60.

Jede Produktion, jedes Werk, jedes schöpferische Unternehmen kennt einen Tiefpunkt, ein inneres Bielefeld sozusagen. In gewisser Weise ist bei uns dieser Tiefpunkt heute erreicht. Ab heute kann es vielleicht nur noch aufwärts gehen.

Ab heute wird Peter Weibel nicht nur einmal kurz am Tag erscheinen und ein paar Sätze murmeln, bevor er wieder etwas anderes, wichtiges tun muss. Ab heute wird der iphone-Tisch funktionieren. Ab heute proben wir Ludger Brümmers wunderbare Musik so lange, bis sie sitzt, bis wir wirklich 60 Minuten Musik spannende Musik haben. Ich freue mich darauf.

Ab heute haben wir den lieben Joachim Bernauer bei uns, der unsere Produktion begleiten wird, zusammen mit einem brasilianischen Anthropologen und einem brasilianischen  Wissenschaftler, die uns schon sehr gute Tipps gegeben haben („Der Schamane mus ZORNIGER sein. Die anderen müssen ABGEFUCKTER sein. Es muß wie eine zweitklassige Klimakonferenz sein!“). Morgen kommen Phil Minton, Katia Guedes und viele andere tolle Leute. Und dann kommt Peter Ruzicka und wird seine schützende Hand über die Produktion legen. Alles wird dann gut werden.

Ab heute singt Mafalda einen Teil ihrer Wissenschaftlerinnentexte. Ist das gut? Ja, vielleicht.
Es muss skurriler werden, verrückter werden.
Es muss Kunst werden.

effektive Probenarbeit, click it an

Alles wird gut.

Gute Nacht,
Euer
Moritz Eggert

Im Hotelaufzug hängt jeden Tag ein neuer Spruch. Nach einer Woche wiederholen sie sich. Diesmal: John Steibeck (sic!)!

Im Hotelaufzug hängt jeden Tag ein neuer Spruch. Nach einer Woche wiederholen sie sich. Diesmal: John Steinbeck!

Dieses Bild hängt im oberen Treppenhaus: Die Gründer des ZKM. Warum kratzt sich Wolfgang Rihm als einziger am Kopf?

Dieses Bild hängt im oberen Treppenhaus: Die Gründer des ZKM. Warum kratzt sich Wolfgang Rihm als einziger am Kopf?

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Eine Antwort

  1. Benjamin Schweitzer sagt:

    „In gewisser Weise ist Viertel gleich 60 das Bielefeld der Tempos.“

    Es muß hier natürlich Hannover heißen. Bielefeld wäre eher was Richtung Viertel 84 con alcune licenze (wobei, bei der derzeitigen Entwicklung vielleicht auch „senza“).