kulturtransit 5

kurze nacht – doch für das frühstück lohnt das aufstehen. meine gastgeberinnen überführen mich nach moers, wo mein odyssetag 2 beginnt. stelle im auto fest, dass auf meinem ipod fast nur klassische musik ist und es daher schwer wird, kurz und knapp vorzuführen, was „neue musik“ ist. als wir uns der rheinbrücke nähern, spiele ich grönemeyer, um zu schauen, wie das stück „komm zur ruhr“ auf der a40 wirkt. meine gastgeberinnen kennen die neue ruhrhymne noch gar nicht, was sie mir auf anhieb noch sympathischer macht.

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mit den letzten takten der dadaistischen schnulze erreichen wir die halle in der das schlosstheater moers özdamars neues stück spielt. eine ungewöhnlich spiel (und schau-)s ituation jagt die nächste. man folgt der protagonistin nicht nur im übertragenen sinne auf ihrem pfad nach europa.

das erste stück übrigens, das politischen sprengstoff birgt. es ist unglaublich: 26 h und viermal höchst unterschiedliches theater. hier wird fasslich, was „kulturelle vielfalt“ heißt. dennoch: der besuch schließt mit dem hinweis, dass das schlosstheater moers bedroht sei. um unterstützung werde gebeten. mit solchen aufführungen muss man darum beim publikum nicht lange bitten. doch erneut deutet sich an: kulturhauptstadt heißt nicht artenschutz. nach der kulturhauptstadt
ist vor der kulturkürzung.

und: seit zwei tagen reist hier ein kamera- und reporterteam von 3sat mit. und verwechselt fortwährend die auflösung der bühnensituation mit der auflösung der zuschausituation. rezipieren ist harte arbeit! da kann ich keine kamerafrau gebrauchen, die sich dauernd vordrängelt oder deren rundes loch mir hinter jedem ausgang entgegenschaut. die mitreisende redakteurin hat kein einsehen. journalisten sind das letzte.

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Musikjournalist, Dramaturg