wir sollten den begriff „neue musik in die luft jagen“

mit diesem zitat von hans peter jahn: herzliche grüße vom eclat-
festival.

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Musikjournalist, Dramaturg

16 Antworten

  1. Pèter Köszeghy sagt:

    …oh ja. Das sagte ich ja auch schon vor 7 jahren…

  2. Erik Janson sagt:

    Aber WARUM kommt/kam es dazu? Nur deshalb, weil z.B.offenbar allgemein eine gespielte Überdruss-Endzeitstimmung und Informationsüberfluss herrscht?

    Bezeichnend dazu ist z.B. folgendes Zitat ebenfalls vom nun „Neue Musik in die Luft jagen“ offenbar ausrufenden Hans-Peter Jahn (Redakteur des SWR, Jury beim Stuttgarter Kompositionspreis, Leiter von ECLAT)in MusikTexte 101, 2004, S.11):

    “ Hautjucken kennt jeder. Diese Oberflächen-Gereiztheit führt bei mir zu Entzündungen […]. Neuerdings befallen mich Zweifel, ob das Hautjucken tatsächlich auf diese extreme Abwehrhaltung gegenüber der Steckdosenmusik zurückzuführen ist. Eine neuere Seuche […] ist im Anmarsch. Die Informationsseuche. Auch diese ist schon vor ihrem eigentlichen Ausbrechen ein Klischee. Längst überholt. Was will ich sagen? Beim täglichen Öffnen der Emails starren mich Konzerthinweise, CD-Veröffentlichungen, biographische Details von Komponisten an, selbstgepflegte, verlagsgepflegte. Manchmal hundert Stück am Tag. Manchmal mehr, manchmal weniger. Und beim Anblick des Nichtüberblickbaren juckt der ganze Leib. Soviel Biographie, soviel Ereignis, soviel Werke, soviel Kunstschaffen kann kein Mensch abrufen. Entweder er wird verrückt oder er rettet sich mit der Löschtaste. Täglich zwanzig Minuten löschen. Den Redakteur für Neue Musik in zehn Jahren kann ich mir nicht vorstellen. Ich wünsche keinem Menschen, diesen einstmals bewegenden Beruf anzutreten. Es sei denn, er heißt `Newy`und ist ein Roboter.“ (Zitat Ende)

    Als kleine Empfehlung für derart gestresste und Berufs-müde Rundfunkredakteure (vor allem in diesen Zeiten und in Zukunft hätte ich da: Die Löschtaste gar nicht mehr betätigen [selbst das verschwendet ja noch unnötige Energie, sondern lieber gleich einen SPAMFILTER einbauen und auf die Empfehlungen einiger einflussreichster Komponisten hören, damit man sich nicht mehr mit vermeintlich „unbekanntem Daten-Trash“ und Partituren etc., die ungebeten kommen, herum schlagen muss.

    Damit wäre das „Hautjucken“ dann erfolgreich therapiert:
    „Danke RIHMO“ [Werbespruch von mir passend umgetextet frei nach dem Werbespot von Lino, der Salbe gegen jenes unangenehme Hautjucken).

  3. Pèter Köszeghy sagt:

    @Erik:
    oh, das kannst Du ja so nicht sagen. Zum Beispiel beim Eclat-Festival: schaue mal, da kommen doch immer total unbekannte Komponisten immer ins Programm! Und auch der Stuttgarter Komponisitionspreis: nö, das stimmt doch einfach nicht: da gewinnen doch immer die die Preise, die wirklich starke substanz haben. Du solltest doch mal einfach im Internet nachschauen! (Übrigens, Du hast aus der Liste die Jurorum für die Musikrat CD vergessen – da kommen doch auch immer ganz unbekannte und substanzvolle Künstler!)

  4. Erik Janson sagt:

    Sehr geehrter Herr Koeszeghy,

    von dieser Äußerung bin ich nun – ob Ihrer „Donaueschingen“-Revolte 2002 – relativ geschockt und enttäuscht. Jetzt Kommen mal aus dem Hintergrund ein paar spitze Töne (die betreffende Leute sowieso ignorieren, erst gar nicht lesen wegen des Hautjuckens, das Textfülle und Informationsflut verursachen) quasi vom „rheinischen Karnevals- und Badblog-Affen Janson“ [hier darf man ja zur „närrischen Zeit“ ungestraft die größten Polit-„Autoritäten“ auf´s Korn nehmen, aber keiner nimmt einem das dann Krumm – aber alles läuft genauso wieder wie zuvor: offenbar nicht so in unseren Neue Musik-Zirkeln).

    Sie scheinen ja aus der Vergagenheit prächtig „gelernt“
    zu haben, Herr von Koeszeghy…

    Bzgl. Musikrat-Portrait-CD Edition:
    Damit beschäftige ich mich nicht mehr, weil es da ja auch eine Altersdeadline (max. 40) gibt und ich schon für eine Bewerbung „zu alt“ bin (42).(Ich wusste zudem vorher nicht, dass z.B. der Aspekt, dass ein Komponist oder eine Komponistin würdig sein sollen, überhaupt die CHANCE zu bekommen, sich dafür zu bewerben, ihr Schaffen in der Musikszene einer Öffentlichkeit zu präsentieren vom Alter abhängig ist, aber offenbar leider doch!)

  5. Pèter Köszeghy sagt:

    Lieber Herr „badblog“ Janson, ach, wissen Sie, wenn Sie mich schon Sietzen müssen – tuen wir dann in diesem Form weiter:
    Sie dürfen ja Rheinland auf keinem Fall mit Schwabenland vertauschen. Da nimmt man alles ernst! Auch die „Sprücheklopferei“ (siehe Herr Jahns aussage!). Da wird ALLES auf die Goldwaage gelegt – ohne das, wäre ja nicht alles dort so unglaublich substanzvoll. Und ich habe daraus ja schon gelernt. Der Mensch ist sehr lernfähig – wissen Sie, vielleicht, wenn ich mich bisschen anschleime und anpasse, klappts mit mir auch mal in der Gegend dort was. Herrlichen Gruss, PK

  6. Pèter Köszeghy sagt:

    @Herr „badblog“ Janson: wegen der Musikrat CD sollten Sie doch nicht so traurig sein! Jede Jurorum braucht ja Bewerber, die abgelehnt werden, sonst wäre das doch zu auffälig, wenn nur die Leute sich dafür bewerben, die dann ja auch die positive Antwort erhalten werden! Sie, als alter „Westler“ aus Düsseldorf sollten doch eigentlich wissen, wie das mit der „Demokratie“ in Deutschland funktioniert! Soll ich Ihnen das noch erklären, der, der aus dem tiefsten Osten kommt??? (Ausserdem, ich glaube A.Hölszky hat die CD auch in späteren Jahren bekommen. Bin aber nicht ganz sicher. Da sollten Sie sich im Netz darüber erkundigen.)
    Also Nase nicht hängen lassen! Man muss sich mit der Rolle der Bewerber-Kanonenfutter einer gewisse Zeit auch zufrieden geben. Bewerben Sie sich doch einfach weiter! Jedes Jahr! Das biringt schon bestimmt was.
    Grüsse, PK.

  7. Erik Janson sagt:

    @ Ach, Herr Koeszeghy,

    solche Gelassenheit und realistische Sichtweise hätte ich auch mal gerne. Aber das lerne ich auch noch, ganz bestimmt: Weggucken, Wegducken, alles toll finden, nichts Falsches sagen, in die innere Emigration gehen, alles, was gerade von den etablierten Komponisten, Festivalverantwortlichen etc. als „substantiell“ ausgewählt wurde bestätigen und verteidigen; und den Rest des Tages meditieren, um mich nachher wieder im Spiegel anschauen zu können…

    Denn eigentlich – auf Mentalitäts- und Gemütsebene, sagt man zumindest, machte ich auch schonmal die Erfahrung –
    müssten Schwaben und Rheinländer im Innersten sich eher gut verstehen (also frage ich mich: geht da doch noch was?)

    Und: Sie sprechen von „Anschleimen“-Taktiken, Herr Koeszeghy: Dass dies im o.g. Falle bei mir hilft, das möchte ich bezweifeln. Da habe ich z.B. in meiner Kindheit zahlreiche Urlaube in Baden-Würtemberg verbracht, die gesunde und frische Luft des Schwarzwaldes geatmet und war auch schon in Donaueschingen, sogar schon beim Festival…

    Hab also – ökonomisch oder rein „trouristisch“ gesehen – schon so manchen Euro da im Südwesten gelassen. Und das wird mir nicht mal mit einem Kompositionsauftrag gedankt. Weil ich vermutlich im SPAMFILTER des SWR bin. Und warum? Habe wohl nicht bei den richtigen Leuten studiert und gehöre somit zu jener inflationären Masse derjenigen, die sich „Komponisten“ nennen [das tun mittlerweile ALLE..]. Aber ich besitze die Frechheit, mich – trotz innerer Berufung und des Bewahrenwollens von geistiger Autonomie und meiner sozialen und akademischen Herkunft – NICHT als „überflüssig“ zu fühlen von mir selbst und von dem was ich tue weiter überzeugt zu bleiben und dabei zugleich nicht alles andere auch toll zu finden.

    ECLAT Helau!
    Donaueschinge Alaaf!

  8. Erik Janson sagt:

    Ausserdem, ich glaube A.Hölszky hat die CD auch in späteren Jahren bekommen. Bin aber nicht ganz sicher. Da sollten Sie sich im Netz darüber erkundigen.)
    Also Nase nicht hängen lassen! Man muss sich mit der Rolle der Bewerber-Kanonenfutter einer gewisse Zeit auch zufrieden geben. Bewerben Sie sich doch einfach weiter! Jedes Jahr! Das biringt schon bestimmt was.

    Mit Hoelszky, das müsste man recherchieren, wie zum Zeitpunkt ihrer Bewerbung ihr Alter war und welche Bewerbungsbedingungen es da gab. Aber ich spreche von HEUTE: also, Herr Koeyzeghy, DAZU müsste aber erstmal die Altersdeadline bei der Bewerbung offiziell nach oben gesetzt oder abgeschafft werden, damit ich mich weiter bewerben KANN. Denn Sie wissen, sonst kommt eine Bewerbung erst gar nicht an oder wird direkt weg geworfen, wenn man einfach die Altersgrenze ignoriert und trotzdem was hin schickt. Also, solange kann ich „leider“ kein „Kanonenfutter“ spielen, tut mir sehr Leid, Herr von Koeszeghy (N.B.: Herr Koeszeghy, Sie böser Anpasser-Zyniker! Was ist bloß aus Ihnen geworden…also Wenn Sie mich persönlich als „Kanonenfutter“ beleidigen, da verstehe ich keinen Spaß mehr!).

    Also mein Appell an die Verantwortlichen der WERGO- CD-Edition beim Deutschen Musikrat: Setzen Sie die Altersdeadline für die Bewerberinnen und Bewerber nach oben oder schaffen Sie sie ganz ab. Damit sich mehr Komponistinnen und Komponisten bewerben können und damit formell Chancengleichheit da ist.

    Der neue Slogan der Zukunft (auch dem demographischen Wandel folgend) sollte lauten:
    Rente mit 85 – Musikrat-CD mit 85!

  9. Pèter Köszeghy sagt:

    Lieber Herr „badblog“ Janson, da sind Sie ja selber Schuld, wenn Sie so oft nach Süden gefahren sind. Ich tat dies nur, wenn ich gespielt wurde (Darmstadt)oder eingeladen wurde.
    2., Natürlich muss man alles was ausgewählt wurde bestätigen. Als Neoliberaler muss man sich doch immer an den Anderen messen. Wissen Sie denn das nicht? Schauen Sie, sie müssen bei Wettbewerben nur die Jurorum z.B. anschauen und an die „Münder“ schreiben – entsprechend schreiben Sie dann einfach ein Algorithmisches Werk! Oder bei manchen sollten Sie auf keinem Fall vergessen eine „hohe Niveau von Komplexität“ in das Werk einpumpen. Aber meist ist es am Besten, wenn Sie ihre eigene Substanzen vergessen und schön angepasst jedoch PFIFFIG zu schreiben: das hat ZUKUNFT, dann passen Sie sich am besten an!(…und das nennt man dann auch nichtmehr Neue Musik vielleicht.) Nehmen Sie Spielzeugdecken und Papptrompeten! Das ist immer lustig und hat ein gewisse Grad an „lustige Avantgarde“ a la Kagel! Oder ziehen Sie sich einfach in die innere Emigration und warten Sie darauf, bis sie „entdeckt“ werden! (Aber OHNE dabei mit Partituren wegschickerei zu nerven! Das wird ja sowieso nur als Informationsüberfluss tituliert). Tja, es gibt so viele Rezepte, wie man es dann machen soll: am besten besuchen Sie doch einige Konzerte wieder mal im Süden: da können Sie alles Live erleben, wie man es anstiftet…
    Also: mein rat: weitermachen, geben Sie nicht auf!
    Grüße, PK

  10. Erik Janson sagt:

    Keine Angst, Herr Koeszeghy, so schnell gebe ich schon nicht auf. Also, ich habe Ihre Botschaften verstanden:
    Dem eigenen „Narzismus“ und „Frustration“, die einem ständig unterstellt werden, trotzen und weiter freundlich lächelnd gegen Windmühlen anrennen…

    Oder ich schreibe mal (a la Kagel):
    „Märsche, um die Altersdeadline zu verfehlen“ im 43/5.12-tel-Takt (nach meinem Alter und Geburtsdatum in 2010).

    Vielleicht nehme ich dann noch ein paar Widmann- oder Rihm-Stil-Minisamples hinzu, die ich dann bei deren Meisterschülern in Auftrag gebe und wiederum bis zur Unkenntlichkeit zerschnippele [dabei kann ich mir dann wenigstens noch besser in die Augen schauen, als wenn es Beethoven-Samples wären – mit Empfehlung an Kreidler] und verwurste sie, hinterlegt mit monotonem Rums-Bums als Hintergrundmusik.

    Und damit wäre ich dann auch der perfekte „Kreidler“-Epigone und stürme damit dann die Donaueschingen-Charts.

    Grüße, EJ.

  11. Pèter Köszeghy sagt:

    Lieber Herr Janson, vergessen Sie nicht die anderen Genien wie Pintscher und Illès (der, aus meinem Heimat) bei Ihrer Sampling. Und vielleicht jagen Sie das ganze durch dem Rechner, und können durch algorithmik das ganze Zeug auch noch zeitgemäss zeitgenössisch hörbarer machen…(aber dann können Sie ja gleich auch noch Kyburz dazunehmen.) Und vergessen Sie bitte nicht: auf jedem Fall zu dem neuen Werk ein intelektuell gut formulierte und klug klingende Programmtext! Möglichst einer Länge von drei A4 Seiten! Sonst bleiben sie wieder nur auf der Strecke! Grüsse, PK

  12. maier sagt:

    In die Luft sprengen geht zu schnell. Wir sollten den Begriff erst foltern, ganz langsam quälen, auf die Streckbank legen und dann Stück für Stück amputieren und am Ende in kochendes Öl werfen.

  13. Peter Köszeghy sagt:

    @meier: das läuft doch schon seit Jahren genauso, wie Sie es beschreiben. systematisch. (und nebenbei auf Hochtouren die Elitebildung…)

  14. Jahn hat Recht. Vor allem der Satz „Den Redakteur für Neue Musik kann ich mir in 10 Jahren nicht vorstellen“ sollten sich einige als Zettel an den Computer heften.
    Und natürlich sind wir alle mitschuld – mit diesem Blog und unseren eigenen Konzerthinweisen (da hat sich schon absolut jeder von uns schon mal schuldig gemacht – Beweise lagern in meinem Postkasten).
    Egal wie man’s macht, ist es falsch. Schickt man keine Konzerthinweise, beschweren sich manche „tja, hätte ich gewußt, dass man morgen Dein Stück für Alphorn und Mundharmonika gibt, ich wäre GEWISS gekommen“. Schickt man sie, beschweren sie sich über den Datenmüll.
    Was also tun?

  15. Peter Köszeghy sagt:

    Lieber Moritz. Ja, Deine Frage ist absolut berechtigt. Es gibt nur einen Rezept. Und das wissen fast Alle ganz genau. Nun, machen halt nicht Alle mit, und dadurch ist das Leben schwerer – aber man kann wenigstens in dem Spiegel sich anschauen :-)…und auch die Musik schreiben, die man will und nicht Einem erwartet wird. Schaue mal, das Publikum zeigt ja: es kommt einfach nicht. (Ich muss an meinem Flötenkonzert mit dem Helsinki Phylharmoniker denken im Jahre 2007 in der Finlandia Hall: das Stück ist ziemlich „Hardcore“. Der Raum (nach Augenschätzung) ca mit „stinknormalen“ Leute (KEINE 90% Komponisten+Szeneleute und 10% verirrte Einwohner!!)rammelvoll. Und Du bekommst 8 Minuten lange Ovation. Warum kommen die Leute dort????

  16. Peter Köszeghy sagt:

    was ich damit sagen wollte: das Geschwür ist an der falche Stelle angefasst worden. Es wird sich hier nichts ändern. Oder, man sollte wie ein Anarchist erst alles zertümmeln…dann aus den Trümmern was anderes machen. Aber dafür ist Deutschland nicht der richtige Platz. LG. Pèter